Mehr ausländische Trainer
von Oliver FritschAuch wenn sie nun gegen den AC Mailand ausgeschieden sind und die Presse kein gutes Haar an ihnen lässt – Bayern München ist der einzige Verein, dem es dauerhaft gelingt, die deutschen Fahne in der Champions League hochzuhalten. Einzig Bayer Leverkusen, der letzte deutsche Finalteilnehmer (2002), hat Europas Fußball-Liebhaber mit erfolg- und torreichem Spiel begeistert. Nur von Dauer war es nicht, im Jahr drauf verloren sie alle sechs Spiele der Zwischenrunde und stiegen in der Bundesliga fast ab.
Auch für den Hamburger SV scheint die Champions League ein Fluch zu sein – oder das, was die NZZ eine Gummiwand nennt: Wer zu schnell nach oben kommt, prallt ab. 2000/01 und 2006/07 zahlten die Hamburger die Teilnahme an der Champions League mit Stürzen in der Bundesliga und mit zwei beliebten Trainern, Frank Pagelsdorf und Thomas Doll. Doch vor sechs Jahren gab es wenigstens noch erinnernswerte Erfolge, etwa das 4:4 gegen und das 3:1 in Turin. HSV-Fans, die sich hingegen letzte Saison auf das Messen mit Arsenal und Co gefreut hatten, mussten in diesem Jahr froh sein, dass es endlich vorbei war, damit sich die Mannschaft auf die Kämpfe gegen Bochum und Wolfsburg konzentrieren kann. Nach vier von sechs Gruppenspielen, also zum frühestmöglichen Zeitpunkt, war der HSV bereits ausgeschieden. (Den Minusrekord für das schwächste Abschneiden einer deutschen Mannschaft in der Vorrunde behielt allerdings ausgerechnet der FC Bayern; wär ja auch noch schöner, wenn sich der große FCB vom HSV einen Rekord wegschnappen lassen würde.)
Und ob Bremen, Lieblingsschüler und Hoffnungsträger aller deutschen Romantiker, sich die – sehr vorsichtige – Kritik an der Taktik nach der Niederlage in Barcelona nicht besser zu Herzen genommen hätte, statt sie empört und dünnhäutig zurückzuweisen? In dieser Saison haben einige Teams gezeigt, wie man beim Champions-League-Sieger von 2006 gewinnt, der übrigens eine Station nach Bremen aussteigen musste.
So gern man den reichen, großspurigen Bayern mal eine champions-league-freie Saison gönnen würde – sie kann man über die Grenze schicken. Die Vorrunde bestehen sie so gut wie immer, auch in der Endrunde muss man sie auf der Rechnung haben; im Rückspiel gegen Real Madrid im Februar zeigten sie eine sehr starke Leistung. Ihnen gelingt es zudem immer wieder, aus wenig viel zu machen. So wie im Hinspiel des Viertelfinals, als das Mailänder Mittelfeld in jeweils mehr als der Hälfte beider Halbzeiten taktisch und technisch derart überlegen war, dass man aus bayerischer Sicht zwischenzeitlich ein 1:4, wie vor einem Jahr, hätte unterschreiben müssen. Das Rückspiel verlief ähnlich einseitig; doch völlig chancenlos, wie viele meinen, waren die Bayern auch dieses mal nicht. Allerdings hatte Mailand (nicht nur, aber in erster Linie) die besseren Innenverteidiger: Alessandro Nesta und Paolo Maldini haben gezeigt, wie man modern verteidigt, also die Räume nach vorne engmacht, und dennoch nach hinten sichert. Nesta kann man gar nicht hoch genug loben. So oft die Bayern langen Bälle gespielt haben, so oft sie geflankt haben – Nesta wusste immer vorher, wo er den Ball erwarten kann. Liebe Bayern, kauft keine italienischen Stürmer! Kauft italienische Abwehrspieler!
Deutsche Vereine brauchen nicht auf das Geld zu verweisen; man kann auch mit kleinerer Kasse für Aufsehen sorgen. Vielleicht sollten sie es mal mit ausländischen Trainern versuchen, sie scheinen besser geschult zu sein. Liverpool hat mit dem Franzosen Gerard Houllier und dem Spanier Rafael Benitez gegen anfänglichen Widerstand blendende Erfahrung gemacht, Barcelona mit dem Holländer Frank Rijkaard, Arsenal mit dem Franzosen Arsene Wenger, Chelsea setzt auf den Portugiesen Jose Mourinho.
#13 meiner Kolumne auf rund-magazin.de
Ylem schrieb am 14. April 2007:
Für mich ist der viel-und zu Unrecht-gescholtene Gattuso einer der Garanten des Erfolges bei Milan. Er hält Pirlo den Rücken frei, unterbindet gegnerische Vorstöße und leitet mit klugem Kurzpaßspiel Gegenangriffe ein – ohne ihn wäre Milan nur die Hälfte wert. Nesta & Co sind zu beneiden. Und entgegen der „landläufigen“ Meinung, ist Gattuso keineswegs ein unfairer Spieler – er ist einfach hart. Gegen sich und den Gegner. Naja, ich mag ihn :)))
Ylem schrieb am 14. April 2007:
Ich habe wohl vorhin das Thema etwas verfehlt: ausländische Trainer. Yep, bin ich für. Es würde mich sogar unendlich freuen, wenn S-G Eriksson bei den Bayern anheuern würde. Natürlich käme er nicht billig; und ob die Bayern über genügend willige „Sekretärinnen“ verfügen, weiß ich nicht – aber das kriegen sie schon irgendwie hin. Ein kurzer Anruf bei „Tarts R Us“, und die Sache dürfte geritzt sein. Vielleicht kriegen sie ja Mengenrabatt („Stichwort“ Franz B. Lichtgestalt)
Tobias S schrieb am 14. April 2007:
Mit kleinerer Kasse kann man sicher für aufsehen sorgen, das hat beispielsweise Werder ja in den letzten Jahren auch gemacht (wenn auch leider nicht in der „heißen Phase“). Sonst ist die Anzahl der „armen“ Clubs, die es in der Champions League zu Ruhm und Ehre bringen, aber eher gering. Jetzt im Halbfinale sind mal wieder nur Schwergewichte zu finden. Natürlich sorgt auch mal ein Verein wie Villareal oder Monaco für aufsehen, aber da ist es dann auch schnell wieder mit vorbei.
Vielleicht müssten die Bayern mal ein wenig Mut zur Lücke haben. Mal in Kauf nehmen, dass es ein, zwei Jahre nicht so läuft um was Großes aufzubauen. Sicher ist Bayern immer noch eine europäische Spitzenmannschaft. Aber eben nicht gut genug um was zählbares zu erreichen. Es ist ja kein Zufall, dass seit Jahren immer im Achtel- oder Viertelfinale Schluss ist. Das entspricht genau Bayerns Leistungsniveau.
Und zur Quintessenz des Beitrags: Ausländische Trainer gerne, solange es nicht Aad de Mos ist. Aber wir haben auch in Deutschland eine Reihe junger, gut ausgebildeter Trainer. Langsam scheint da auch ein Umdenken stattzufinden. Früher gab es ca. 20 Bundesligatrainer, die alle paar Monate ihren Arbeitsplatz getauscht haben. Am Ende der Saison waren sie wieder alle irgendwo unter Vertrag. Jetzt bekommen auch junge Leute ohne lange (Bundesliga-)Vorgeschichte ihre Chance. Vielleicht auch ein Weg zum Erfolg.
Juwie schrieb am 15. April 2007:
Stichwort „kleine Kasse“. Auch wenn Sie dieses Jahr eine Runde vor den Bayern ausgeschieden sind: In den letzten Jahren hat Olympique Lyon mindestens ebenso erfolgreich – meist erfolgreicher – als die Bayern gespielt.
Ist wirklich Toni die Lösung der Probleme? Andere Vereine in Europa machen aus relativ wenig Geld offenbar mehr (vielleicht kann man eine Nummer kleiner in Deutschland auch auf Werder verweisen). Wie OF es schon mal angedeutet hat, ich glaube inzwischen, dass Bayern-Management ist inzwischen das Problem. Jahrzehntelang war man eindeutig Spitze, ist in den letzten Jahren aber nicht mehr zur Innovation fähig (ein anderer Münchner Großverein, Siemens, lässt grüßen). Vielleicht sollten die Bayern statt jeden Stürmer, der gegen sie ein Tor schießt, zu kaufen mal konzeptionell arbeiten. Oder das Geld für das Duo Allofs / Schaaf auf den Tisch legen! 😉
Juwie schrieb am 15. April 2007:
Stichwort „kleine Kasse“. Auch wenn Sie dieses Jahr eine Runde vor den Bayern ausgeschieden sind: In den letzten Jahren hat Olympique Lyon mindestens ebenso erfolgreich – meist erfolgreicher – als die Bayern gespielt.
Ist wirklich Toni die Lösung der Probleme? Andere Vereine in Europa machen aus relativ wenig Geld offenbar mehr (vielleicht kann man eine Nummer kleiner in Deutschland auch auf Werder verweisen). Wie OF es schon mal angedeutet hat, ich glaube inzwischen, das Bayern-Management ist das Problem. Jahrzehntelang war man eindeutig Spitze, ist in den letzten Jahren aber nicht mehr zur Innovation fähig (ein anderer Münchner Global Player, Siemens, lässt grüßen). Vielleicht sollten die Bayern, statt jeden Stürmer, der gegen sie ein Tor schießt, zu kaufen, mal konzeptionell arbeiten.
Oder das Geld für das Duo Allofs / Schaaf auf den Tisch legen! 😉
steubenplatzspandau schrieb am 16. April 2007:
Jürgen Klinsmann…
(fast hätte ich „mein Gott! gesagt)
es war wohl doch nur ein Sommermärchen, das einen jahrelangen Alptraum vor sich hatte, samt Schlafstörungen für Dornlöwchen.
Nun ist Jogi erwacht und was muss er sehen: Eine Presse, die ein unansehnlichst pokalmäßig (oberliga gegen bundesliga) heraus“gespieltes“ 2:2 der bayern in milano als Chance bezeichnet.
Meilenweit weg von Fussball. Der deutsche Fussball bringt mich abgesehen von Werder zum K*tzen.
Ich will nicht mehr zusehen.
Warum tut ihr es?