Sportnetzwerk wieder online
von Oliver FritschDas Sportnetzwerk, in den letzten Monaten Opfer eines Domain-Grabbers, ist wieder online. Die neue URL lautet: sportnetzwerk.eu. Es gibt ja derzeit kaum eine aktuellere Diskussion, als die, die das sportnetzwerk im Dezember 2005 angestoßen hat: die Misere des deutschens Sportjournalismus (Weiterlesen …)
Leiht uns Uli Hoeneß sein Fernglas?
von Oliver FritschRandnotizen am letzten Bundesliga-Spieltag: Mehmet Scholl ist von seinem Klub mit Blumen und Tränen verabschiedet worden, auch er blickte mit einer humorvollen, gelassenen Rührung auf fünfzehn Jahre Bayern München zurück. Doch Zwischentöne seinerseits waren nicht zu überhören (Weiterlesen …)
Zufall und Notwendigkeit
von Detlev ClaussenDer Zufall spielt im Fußball eine unterschätzte Rolle. Er gehört geradezu zum Reiz des Spiels. Allein schon das Verbot für die zehn Feldspieler, die Hand zu benutzen, öffnet dem Zufall Tür und Tor. Wie viel schwieriger ist es doch, den Ball nur mit dem Fuß zu kontrollieren … üben, üben, üben (Weiterlesen …)
Saisonhöhepunkt?
von Günter ClobesLiverpool gegen Mailand. Und, was war das jetzt? Die Krone des europäischen Fußballs, das Mega-Event der Saison? Ganz formal betrachtet: vielleicht. Aber faktisch gesehen: ein Grauen. Zwei ängstliche und sichtlich ausgelaugte Mannschaften versuchten nicht zu verlieren, mit einer technischen und taktischen Fehlerquote in ungeahnter Größenordnung (Weiterlesen …)
Strafen für Torjubel
von Oliver FritschFür folgenden Torjubel gab es, gemäß der strengen Fifa, eine Zeitstrafe für den Torschützen (Sammy Matroudzadeh, TuS Makkabi Frankfurt), der sich beim orgiastischen Jubel das Trikot über den Kopf zog – eine Regel, gegen die Fans im Internet vor gut zwei Jahren mal eine Plattform gründeten: grenzenloser-jubel.de. Doch der Protest bewirkte nichts außer ein wenig Aufmerksamkeit in den Medien, heute wird die Domain zum Verkauf angeboten.
Anmerkung: Es handelt sich bei diesem Video um ein C-Jugend-Spiel; Gelbe und Rote Karten werden aber erst ab der B-Jugend verteilt. So blieb dem Schiedsrichter nur das Verhängen einer 5-Minuten-Strafe.
Ich hab neulich erlebt, wie ein A-Jugendlicher unseres Vereins (RSV Büblingshausen) einen seltsamen Feldverweis verpasst bekam: Er erhielt kurz vor Abpfiff eine Zeitstrafe, und als er das Spielfeld verließ, teilte ihm sein Trainer mit, dass das Spiel nun für ihn beendet sei. Nun zog er aus Enttäuschung das Trikot aus – wohlgemerkt außerhalb des Spielfelds – woraufhin ihm der Schiri die Rote Karte zeigte. Man kann auch überkorrekt sein.
siehe auch: hartplatzhelden.de/zeitlupe
Wie ein „Bild“-Mann einmal etwas dazu lernte
von René MartensNicht einmal im Traum dürften sich all jene, die seit, sagen wir einmal: 1968 die Bild-Zeitung kritisieren, ausgemalt haben, was das Fanzine Der Ãœbersteiger in seiner akuellen Ausgabe veröffentlicht hat. Auf Seite 25 zeigt die Zeitschrift, die Anhängern des FC St. Pauli fünfmal pro Saison herausgeben, ein Foto, einen Redakteur der Bild-Zeitung in einer Jacke mit dem Aufdruck „Div. Thor Steinar“ (Weiterlesen …)
Neue Fallhöhe
von Oliver FritschEinmal pro Jahrzehnt genügt. Ich bin nun seit dreißig Jahren VfB-Stuttgart-Anhänger und könnte nun zum dritten Mal (1984, 1992, 2007?) das Gefühl genießen, am Saisonende ganz oben zu stehen. Öfter muss auch nicht sein, mit wem soll ich auch feiern? VfB-Fan zu sein hat hier in Hessen etwas Solitäres, bedeutet Eigenbrötlersein. Es verlangte schon von einem Zehnjährigen Mut zu gestehen, unter einem Hansi-Müller-Poster wach zu werden – woraus nicht selten Hänseleien folgten. (Soeben fällt mir ein: Könnte es sein, dass diese Wortschöpfung genau auf diese Gesprächssituation zurückgeht?)
Der Verein scheint keine überregionale Anziehungskraft zu besitzen. Persönlich habe ich in meinem Leben ungefähr zehn bis fünfzehn Gleichgesinnte kennen gelernt; Kontakt habe ich noch mit einem einzigen. Die letzte Meisterschaft 1992 erlebte ich am Radio – noch ein „Outing“ – im Manöver zu meiner Wehrdienstzeit, also inmitten von rund dreihundert unbeschäftigten Männern aus ganz Deutschland. Es gab drei Titelkandidaten (Frankfurt, Dortmund und Stuttgart), und es gab drei Fraktionen: Die erste sang seit Tagen „Deutscher Meister wird nur die SGE!“ Die zweite behauptete dasselbe vom BVB. Der dritten war’s egal. Als es am Ende hieß „Deutscher Meister ist der VfB!“, gab’s nur traurige Gesichter. Oder rätselnde: „Wer??“ Blieben mir zum Feiern also nur die Bayern-Fans, die, da sie ausnahmsweise nichts mit der Sache zu schaffen hatten, naturgemäß froh waren, dass das größtmögliche Leid eintrat. Doch wer will sich schon mit denen zusammentun? Auch in diesem Jahr wird es hier wohl keinen Autokorso geben; ich könnte mich allenfalls der üblichen Eintracht-Horde am Gießener Bahnhof anschließen.
Sympathiebekundungen, die der VfB und seine Freunde gerade entgegennehmen dürfen, begegne ich ohnehin mit Skepsis; sie könnten in Schadenfreude gegenüber Schalke und Bremen wurzeln. Und dieses Gönnerhafte heißt eigentlich: Lassen Sie doch mal das Kind nach vorne! Was soll an uns liebenswerter oder vorbildlicher sein als an Werder, dem gerade die Liebe entzogen wird?
Doch Fatalismus und Pessimismus lasse ich mir nicht nehmen – ich, der nach dem dritten Spiel in dieser Saison, zugleich der zweiten Heimniederlage, mit dem Abstieg rechnete. Erstens hat die Mannschaft nun zum ersten mal in dieser Saison eine Fallhöhe erklommen, es gibt etwas zu verlieren. Ach was, etwas! Sehr viel gibt es zu verlieren. Mit einer Niederlage gegen Cottbus und einem Sturz auf Platz 2 wäre der Eintrag in das Geschichtsbuch sicher. Zweitens kann die Ruhe nur trügen, es gibt ja noch nicht mal Wechselgerüchte um Mario Gomez, Roberto Hilbert, Sami Khedira und Co. Da kann was nicht stimmen, denn der Erfolg ist üblicherweise ein Tourist in Stuttgart. Wir VfB-Fans erwarten: Wenn wir schon Meister werden, werden wir wenigstens daran zugrunde gehen.
#17 meiner Kolumne auf rund-magazin.de
Rechtzeitig auf die Gescheiterten blicken!
von René MartensSeit Samstag wissen wir, dass der VfB Stuttgart in der kommenden Saison in der Champions League spielt, und sensationell daran ist ja nicht zuletzt, dass er dies mit einem Trainer erreicht hat, von dem zwischenzeitlich die meisten Experten geglaubt haben, er würde nicht einmal mehr einen Job in der 1. Liga bekommen. Im Herbst 2003 nämlich ging Armin Veh mitten im Bundesliga-Abstiegskampf bei Hansa Rostock von der Fahne (Weiterlesen …)
Yeah, yeah, yeah
von Oliver FritschDie 11 Freunde weisen in ihrer aktuellen Ausgabe auf ein imposantes Video (BBC, 1964) über singende Liverpool-Fans hin, von denen manche sogar das Brillenmodell von Philipp Köster und anderen Fußballkulturisten vom Prenzlauer Berg tragen (Weiterlesen …)
Ich zieh das Hasenfell nicht an
von Oliver FritschKonditionstraining in der Kreisliga – das Fachbuch, das sich mit diesem Phänomen befasst, müsste weniger medizinische und trainingswissenschaftliche Aspekte behandeln, sondern eher pädagogische und psychologische. Wie bringe ich Hobbyfußballer, unter ihnen Leute, deren erste Handlung nach dem Sport der Griff nach der Zigarettenschachtel ist, zwei mal in der Woche zum Laufen und Springen?
Um es vorwegzunehmen: Ich habe, nun, nach zehn Jahren Trainingspraxis in Hessens Betonligen, noch keine perfekte Strategie gefunden. Zunächst mal ist jedoch festzuhalten, dass es in jeder Mannschaft ein großes Leistungsgefälle gibt: hier ein paar Läufertypen, die jedem Leichtathletikclub gut zu Gesicht stehen würden; dort, am unteren Ende der Skala Stehgeiger, für die die Sportmedizin das Etikett „untrainiert“ (das ist ein Level über „pathologisch“) vorsieht – nicht selten sind das jedoch diejenigen, die mit dem Ball befreundet sind und ohne die das Zusammenspiel der Mannschaft so flüssig wäre wie Tipp-Kick. Diese Jungs fit zu kriegen, gehört zu den schwierigen und wichtigen Aufgaben des Kreisligatrainers.
Einem dieser technisch beschlagenen Spieler, der den 3.000-Meter-Test in einer Zeit läuft wie manch anderer das rückwärts schaffen würde, hatte ich mal für die Sommerpause Lauftraining in drei Niveau-Stufen verordnet – ein individueller Trainingsplan für seine Pinnwand. Anleihen für dieses Schriftstück nahm ich bei einer mir bekannten Lehrerin, einer Expertin in Methodik und visueller Didaktik. Viel geholfen hat’s nicht, er war nicht groß zu bewegen. Den Vorschlag meiner Beraterin, die Niveau-Stufen mit Tiersymbolen (Pferd, Hahn und Frosch) zu kennzeichnen, hatte ich, vielleicht war das mein Fehler, verworfen. Ebenso einen weiteren ihrer Tipps für mein Training: den Hasenlauf, ein bei Grundschülern angeblich sehr beliebter achtminütiger Ausdauerlauf, bei dem der Lehrer seiner Klasse, wenn ich das richtig verstanden habe, im Hasenkostüm gegenübertritt. Ich werde es für die nächste Saison mal bedenken.
Das Lehrbuch muss auf jeden Fall auch rhetorische Tipps parat halten, denn der argumentative Aufwand einer faulen Männergruppe, die sich gegen die Aufforderung zu körperlicher Aktivität wehrt, kann ein beachtenswertes Maß annehmen. Und an der Ehre packen lassen sich Fußballer vielleicht am Spieltag und an der Theke, jedoch weniger mit spöttischen Bemerkungen in Bezug auf ihre Fitness. Jüngst verpuffte meine ironische Spitze: „Was Ihr tut, soll ja auch irgendwie etwas mit Sport zu tun. Im entfernten Sinne zumindest.“ Eigentlich eine Provokation: Fußball im entfernten Sinne ein Sport!! Hallo! Doch keine Reaktion. Ein Kollege referierte mir neulich von seiner Erfahrung: Als er im Training Steigerungsläufe anordnete, hörte er den laut vernehmbaren Satz eines keuchenden Spielers, den dieser (nur vermeintlich) zu seinem Mannschaftskameraden mit gespielter Empörung äußerte: „Du kannst doch nicht einfach behaupten, dass der Trainer ein Ar… ist!“ Meinem Kollegen fehlten die Worte.
Ich hätte einen anderen Vorschlag an alle Amateurtrainer: Lasst uns darauf einigen, auf Konditionstraining zu verzichten! Oder gleich ganz auf Training. Wir würden uns eine Menge Lebenszeit und Ärger sparen. Und die Ausgangslage an den Spieltagen wäre dieselbe wie jetzt auch.
#16 meiner Kolumne auf rund-magazin.de
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