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Seit Samstag wissen wir, dass der VfB Stuttgart in der kommenden Saison in der Champions League spielt, und sensationell daran ist ja nicht zuletzt, dass er dies mit einem Trainer erreicht hat, von dem zwischenzeitlich die meisten Experten geglaubt haben, er würde nicht einmal mehr einen Job in der 1. Liga bekommen. Im Herbst 2003 nämlich ging Armin Veh mitten im Bundesliga-Abstiegskampf bei Hansa Rostock von der Fahne. Von Flucht oder mangelnder Reife fürs große Geschäft war damals die Rede, weil er schon eine Woche später einen vermeintlich bequemen Job antrat: bei seinem Stammverein FC Augsburg, der damals in der dritten Liga kickte. Die Beziehung dauerte aber nur elf Monate, dann wurde Veh beurlaubt. Eineinhalb Jahre Arbeitslosigkeit folgten, ehe er im Februar 2006 in Stuttgart antrat.

Als zu Beginn dieser Saison der „kicker“ titelte: „Veh in der Klinsmann-Rolle“ – gemünzt auf den damals bevorstehenden Umbruch beim VfB -, klang das fast euphorisch, denn die Experten des Hauses sahen Stuttgart auf dem zehnten Platz einlaufen, einen Rang hinter Mainz. Am Samstag dürfte feststehen, dass der VfB-Coach die ihm vom Fachblatt zugeschriebene Rolle sogar übererfüllt hat: Der Umbrecher Klinsmann holte nur Bronze, aber Veh wird Meister.

Die Lehre aus dieser Karriereentwicklung: Wer hoch hinaus will oder muss, braucht den Mut, einen Unterschätzten zu holen, der schon lange frustriert am Telefon auf den entscheidenden Anruf gewartet hat. Ein rechtzeitiger Blick auf die Gescheiterten der Regionalliga könnte letztendlich einmal zig Millionen Euro wert sein. Für alle, die dieser Tage den Markt sondieren – ein besonderes Hallo an dieser Stelle an die Hertha in Berlin -, hätten wir ein paar Empfehlungen: Zum Beispiel Stefan Böger, ein Mann mit solider Drittligaerfahrung, zuletzt im Herbst von Holstein Kiel als Retter geholt, aber im Februar schon wieder gefeuert. Oder Harry Pleß, der es in der Saison 03/04 geschafft hat, zweimal vorzeitig entlassen zu werden (bei RW Essen und Sachsen Leipzig), und zwei Jahre später auch bei RW Oberhausen frühzeitig die Papiere bekam. Offen für eine berufliche Veränderung ist möglicherweise Ingo Peter, der im März 2005 in Ahlen flog, nachdem er sich in Siegen und Regensburg ein solides Renommee erworben hatte. Er trainiert in der kommenden Saison den HSV, der unter dem offiziellen Namen Spielvereinigung Holzwickede in der Bezirksliga Westfalen, Gruppe 8, eine gute Rolle spielt. Womöglich, wir hoffen es für Dieter Hoeneß, hat sich Peter eine Ausstiegsklausel in den Vertrag schreiben lassen.

5 Kommentare

  1. Timbo Rowski schrieb am 15. Mai 2007:

    Auch falls der VfB unwahrscheinlicherweise doch „nur“ Zweiter wird — so einen Saisonabschluß hätte ich den Roten im Leben nicht zugetraut.
    „Meistermacher Armin Veh“, das klingt doch irgendwie unwirklich. Aber er hat seine zahlreichen Kritiker, mich einschließlich, Lügen gestraft. Das imponiert mir. Und sogar das Double ist ja noch drin…

    Als Anhänger von Werder Bremen (!) und der Stuttgarter Kickers (!!) ziehe ich den Hut vor dem VfB der Spielzeit ’06/’07.

    P.S.
    „Der Umbrecher Klinsmann“ wurde nicht mal Vize, sondern Vize-Vize. 😉

  2. Ylem schrieb am 16. Mai 2007:

    Armin Veh – die gute alte Gladbacher-Schule. Derzeit wegen Renovierung geschlossen.

  3. rmartens schrieb am 16. Mai 2007:

    Tja, bin selbst überrascht, dass ich Klinsmann zum Vizeweltmeister hochstilisiert habe. Muss wohl daran liegen, dass ich mich gestern mit jemandem über die großen deutsch-italienischen Duelle und speziell über das WM-06-Spiel unterhalten habe. Irgendwie muss aus dem Halbfinale dann das Finale geworden sein

  4. kurdt schrieb am 16. Mai 2007:

    Veh machte natürlich einen Fehler als er Rostock freiwillig verließ. Jeder der die Arbeit Vehs z.B. mit dem SSV Reutlingen kennt, wußte aber, daß dieser Mann ein enormes Potential hat und daß er modernen, offensiven Fußball spielen läßt. In der Aufstiegssaison mit dem SSV Reutlingen (in die 2. Liga) schoß die Mannschaft über 100 Tore und bot begeisterndes Fußballspiel, mit der Betonung auf SPIEL. Ähnlich forsch und variabel geht der VfB derzeit seine Spiele an.
    Einziger Vorwurf den man Veh machen kann: Er transferierte das damals größte Talent des SSV Reutlingen Denis Lapaczinski nach Berlin und nicht nach Stuttgart zum Nachbarn VfB…

  5. Rostocker Single Girl schrieb am 17. März 2008:

    Ich finde Sie hätten irgendwie besser spielen können und haben eigentlich mehr drauf was sie wirklich auf dem rasen hätten zeigen können.

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