Wir gehen nie mehr zum Zahnarzt!
von Oliver FritschDeutsche Schiedsrichter erlangen selten höchstes internationales Niveau, die Diskussionen über sie aber auch nicht. Drei Beispiele aus jüngster und nicht mehr ganz so junger Vergangenheit: Michael Weiner hat im DFB-Pokalendspiel die zwei hässlichen Stuttgarter Szenen beide falsch bewertet: Viel zu gnädig bestrafte er Fernando Meira für dessen Tritt gegen Marek Mintal, der mir, VfB-Anhänger, die Lust am Endspiel genommen hat, denn ich möchte keine Mannschaft unterstützen, die auf diese Weise ein Spiel gewinnt, und ich wollte nicht, dass ebendieser Spieler, Kapitän des VfB, den Pokal überreicht bekommt (vielleicht bin ich einfach zu wenig Fan und bekomme diesen Status hiernach aberkannt). Und bei Cacaus Schlag gegen Andreas Wolf ließ Weiner zunächst weiterspielen und war bei der Bewertung der Szene auf die Hilfe seines Assistenten angewiesen. Allerdings ist das, was ihm viele Fans im Internet vorhalten, Unsinn: dass er das Spiel nicht im Griff gehabt habe, was so viel heißt: Er trage eine Mitschuld an den Entgleisungen. An diesen schwarzen Stuttgarter Minuten waren nur die Stuttgarter selbst schuld – und sonst keiner.
Den Freistoß, den Herbert Fandel im Champions-League-Finale Kaká aus Mailand zugestand und aus dem das 1:0 folgte, hätte auch nicht jeder gepfiffen. Manche Engländer sahen sich in ihrer Skepsis gegenüber dem „Piano Man“ und seiner Nominierung bestätigt. Man muss es nicht als Boulevard-Stil oder Paranoia brandmarken, wenn man mal darüber nachdenkt, ob Fandels Art, Spiele zu leiten, gewissen Teams eher entgegenkommt. Zufall, dass der AC Mailand alle Spiele unter ihm gewonnen hat und Liverpool noch keins gewonnen?
Bei der Fifa sind deutsche Schiedsrichter übrigens weniger gut gelitten als bei der Uefa. Zahnarzt Markus Merk, Leiter des EM-Finals 2004, wurde an der letzten WM nach zwei schwachen Leistungen (Brasilien–Australien, USA–Ghana) in der Vorrunde für die K.o.-Phase freigestellt. Darüber war er so erbost und enttäuscht, dass er erst nach einigem Zögern seine Karriere fortsetzte. Schalke – nein, liebe Schalker, das folgende bitte nicht als Wundenbohren missverstehen – Schalke also, entnehmen wir der Presse, verzeiht nun Merk. Wie schön! Merk hat nämlich kein Schalke-Spiel mehr gepfiffen, seitdem er Bayern München am geschichtsträchtigen 19. Mai 2001 in Hamburg in der Nachspielzeit einen indirekten Freistoß servierte – und die Schalker daraufhin vier Minuten und acht… na, Sie wissen schon. Für einen Schiedsrichter, dem das Etikett „Weltschiedsrichter des Jahres“ (2004 und 2005) am Hals baumelt, ein nicht unerheblicher Makel, wenn er von den Spielen einer Spitzenmannschaft seines Landes ausgenommen ist. Zu fragen ist auch, ob dieser Titel noch ernst zu nehmen ist. Der Publizist Erik Eggers hat jüngst die „International Federation of Football History & Statistics“, die diese und andere Wahlen organisiert, als Ein-Mann-Betrieb eines Sonderlings entlarvt. Die internationale Vernetzung, auf die dieser die Wahlen fußt, scheint ein Potemkinsches Dorf zu sein.
Zurück zu den Schalkern, ihr Ärger über Merk war immer schon sehr emotional und dadurch sehr hilflos: Angeblich habe er die Bayern im ganzen Spiel bevorzugt, was nicht stimmt, und den Freistoß in der 94. Minute verhängt, obwohl nur drei Minuten Nachspielzeit angezeigt wurden. Das ist falsch, es geschah in der 93.; es hat nur so lange gedauert, bis der Freistoß ausgeführt wurde. Doch hätte es überhaupt einer Nachspielzeit bedurft? In der 89. Minute, beim Stand von 0:0, zeigt der Schiedsrichterassistent drei Minuten Nachspielzeit an. Unstrittig gilt als Ursache dafür das zeitverzögernde Spiel der Bayern, Nutznießer des Spielstands. Nun fällt in der 90. Minute das 1:0 gegen sie. Könnte man nun nicht die Nachspielzeit als hinfällig beachten? Warum soll ausgerechnet derjenige von den Folgen eines Vergehens profitieren, das er begangen hat? Wer das bejaht, der gesteht dem Mörder seiner Großmutter ein Recht auf die Erbschaft zu. Es wäre also durchaus mit intuitivem Rechtsempfinden (und auch den Regeln) in Einklang zu bringen gewesen, wenn Merk nach 90 Minuten abgepfiffen hätte und die Zeitschinder bestraft.
Auch hätten die Schalker die Freistoßentscheidung selbst bemäkeln können, denn es handelte sich nicht um ein kontrolliertes Zuspiel (siehe Video). Außerdem ist seit Einführung der Regel 1992 der „Rückpass“ auf den Torwart in der Bundesliga, von der Etablierungsphase vielleicht abgesehen, höchstens fünf Mal, und dann nur in viel deutlicheren Situationen, geahndet worden. Zuletzt (und nach meiner Schätzung das erste Mal nach 2001) übrigens 2005 gegen Rost im Schalker Tor, bevor der Kölner Podolski, den Ball unter die Latte wuchtete. In der Saison 2001/02 hat Merk eine ähnliche Situation in Mönchengladbach durchgehen lassen. Zurecht, denn die Regel hat ihren Sinn längst erfüllt: Das Spiel ist schneller geworden. Man muss das nur noch in den äußersten Fällen pfeifen.
An diesem Beispiel vom 19. Mai hätte man also proseminarhaft rechtsphilosophische Erörterungen und Empirie betreiben können, doch die Schalker Fans beschränkten sich auf ihren eigenen Argumentationsstil: „Wir gehen nie mehr zum Zahnarzt!“, singen sie noch heute. „Nie mehr zum Zahnarzt!“
#19 und letzte Ausgabe meiner Kolumne auf rund-magazin.de
vabene schrieb am 1. Juni 2007:
Ein nicht unerheblicher Sprung, vom Ansehen deutscher Schiedsrichter im internationalen Bereich über allgemeines Richten im Rechtsstaat Fußball bis zur nachtragenden Fanmeute.
Schiedsrichter:
Zum Ansehen deutscher Schiedsrichter werden hier, unbestritten gravierende, Fehler aufgezählt. Allerdings kann ich von meiner Seite aus sagen, dass ich jeden Fußballsamstag erstaunt bin wie wenige Fehler den Schiedsrichtergespannen passieren. Und Fehlerfreiheit ist eine Utopie. Spannend allerdings ist ein vergleich mit anderen Nationen. Machen die anderen Scheidsrichter weniger Fehler? Wenn man die vergangene WM heranzieht, kommt keine Nation gut weg. Immer wieder bringt eine Nation einen tollen Schiedsrichter hervor, aber im allgemeinen liegt die Diskrepanz zwischen den einzelnen Nationen doch hauptsächlich an der unterschiedlichen Strenge zu pfeifen, was einen deutschen Schiedsrichter automatisch beim Engländer in ein schlechteres Licht rückt als beim Italiener. Vielleicht leigt der Ansatz auf so einer globalen Ebene?
Nachtragende Fans:
Ãœber Geschack darf man bekanntlich nicht streiten. Trotzdem tun das alle. Das ist auch der einzige Grund warum es einem noch in den Sinn kommen kann die „Objektivität“ eines oder mehreren Fußballfans anzuzweifeln. Der Fußballfan an Sich hat einen Gerechtigkeitsinn der jegliche Entscheidung als persönliche Anfeindung erkennen und hinter jedem Vorgang im gesamten Fußball Spionage, Sabotage oder andere negativen Auswirkungen auf seinen Verein ausmachen kann.
Dies dürfte allein anhand Ihres Beispiels „Cacaus‘ Schlag gegen Andreas Wolf“ deutlich werden. Wie Viele VfB Fans diesen Schlag als nicht mit Rot zu bewertender Aktion definiert haben ist mir unbegreiflich. Was aber nciht nur beim VfB so wäre, sondern leider auf die meisten Fans zu übertragen ist.meisten
riovermelho schrieb am 1. Juni 2007:
Die Behauptung das Rückspiel auf Schober wäre nicht kontrolliert gewesen ist ziemlich gewagt und außerdem Ansichtssache. Daß die Schalker eine Verschwörung ahnen ist ja schon immer Programm gewesen. Neuerdings die Unzufriedenheit über die eigene Unfähigkeit mit Prügeleien bei Jugendspielen kompensiert, wie neulich in Wattenscheid.
Was dringend fehlt ist ein Oberschiedsrichter und alle möglichen und sinnvollen elektronischen Hilfsmittel um den Schiris die Möglichkeit zu nehmen maßgeblich Einfluß auf Sieg oder Niederlage zu nehmen.
Gerade in Spitzenspielen entscheiden Millimeter über Alles, siehe CL-Finale oder Bayern vs Milan, wo zwei der Mailänder Tore irregulär waren( 1X Elfmeter, 1x Abseits).
tan schrieb am 1. Juni 2007:
Super Beitrag! Einzig der Vorwurf an Herrn Weiner er habe Cacaus Faustschlag erst mit Hilfe des Schiedsrichterassistenten bemerkt ist nicht angebracht. Schließlich ist dieser genau für solche Fälle an der Seitenlinie präsent. Dass das Bemühen des Kollegen an der Linie ein Fehler sein soll, käme einem Benutzen des Rück- bzw. Seitenspiegel im Autoverkehr als fehlerhafter Vorgang gleich.
Oliver Fritsch schrieb am 1. Juni 2007:
@tan: Der Assistent hat völlig richtig gehandelt, aber Weiner, der bessere Sicht zu haben schien, hätte Cacaus Tätlichkeit sehen dürfen.
@vabene: Das soll keine harte Pauschalkritik an deutschen Schiedsrichtern sein. Ich habe meinen ersten Satz bedächtig gewählt.
Rambo P. schrieb am 1. Juni 2007:
Hallo Oliver,
Die Merk-Diskussion hatten wir doch schon vor zwei Jahren, oder? Schade, dass du alle guten Gegenargumente, die damals kamen, u.a. von Schiedsrichtern und Anwälten, einfach ignorierst, und mutwilig die Tatsachen verdrehst, um deine These zu untermauern. Kein guter Stil.
Deswegen ein letztes Mal:
– Bayern hat auf Zeit gespielt, ohne Frage. Die Verursacher der Nachspielzeit waren jedoch nicht nur die Bayern. Es gab sechs Spielerwechsel vor Barbarez‘ Tor. Für jeden Wechsel 30 Sekunden zu veranschlagen, ist die Norm. Die Nachspielzeit ist also, das ist in Deutschland leider typisch, auch in diesem Spiel viel zu knapp bemessen worden. „Erbschleicher“ können die Bayern also schon mal nicht sein.
– Die Vorteilsregel gilt auch für die Nachspielzeit, da hast du recht. Falls wirklich allein die Bayern für die versäumte Zeit verantwortlich gewesen wären – was sie nachweislich nicht waren – hätte Merk pünktlich pfeifen können. Theoretisch. In dem Moment, wo der vierte Mann jedoch die Tafel hoch hält, sieht die Sache anders aus. Drei Minuten müssen drei Minuten (oder mehr, bei weiterer Spielverzögerung) sein, weil sonst die Rechtssicherheit nicht gewährleistet ist. Denk mal darüber nach: sonst hätten wir ja hier eine Golden Goal-Regel, aber nur für ein Team!
– two wrongs don’t make a right. Nach deinem Rechtsempfinden hätte Merk in 91. abpfeifen sollen, aber das wäre eine Fehlentscheidung gewesen. Sorry, aber „natürliches Recht“ hat auf dem Platz nichts zu suchen, weil wir sonst hilflos den subjektiven Gerechtigkeitskriterien der Schiedsrichter ausgeliefert wären. Folgt man deiner Theorie, wären Konzessionsentscheidungen, z.Bsp. bei Elfmetern, auch gerecht. Nein, sind sie eben nicht.
– Die Rückpassregel wird nicht oft angewandt, das ist richtig. Es kommt aber auch nicht häufig vor, dass ein Verteidiger den Ball aus 30 Metern kontrolliert zum Torwart spitzelt, und dieser dann den Ball seelenruhig aufnimmt, als wäre er in einem Spiel der 80er Jahre. Ob die Regel ihren Sinn erfüllt oder nicht, tut überhaupt nichts zur Sache. Morde kommen auch nicht häufig, na und? Müssen sie deswegen nicht mehr geahndet werden. Merk konnte meiner Meinung nach nicht anders pfeifen.
Mit bayrischen Grüßen,
Dein Rambo Pflügler
Rambo P. schrieb am 1. Juni 2007:
Sorry, kurzer Nachtrag. Es gab nur 5 Auswechslungen vor dem Tor. Bei der sechsten, FIscher für Mahdavikia, spielte der HSV in der Nachspielzeit auf Zeit.
Rambo P. schrieb am 1. Juni 2007:
Noch mal sorry, noch ein Nachtrag. Der Rückpass kam aus 17 Metern, nicht 30. Hatte ich anders in Erinnerung. Ändert aber nichts.
Oliver Fritsch schrieb am 1. Juni 2007:
@Rambo: Ob das gleich ne Stilfrage ist, nur weil man anderer Auffassung ist? Ich bleibe nun mal dabei: Zeitschinderei darf bestraft werden, und welche Nachspielzeit der Assistent anzeigt, ist, gemäß den Regeln, für den Schiri nicht bindend. Und natürlich kann ein Schiedsrichter auch „gerecht“ entscheiden wollen. Wenn Du das anders siehst, akzeptiere ich das natürlich. Allerdings werfe ich Dir nicht Stillosigkeit wegen mangelnder Ãœbereinstimmung vor.
Nur so viel: Zu Deinen sechs (fünf) Auswechslungen: Drei davon passierten zeitgleich (77. Minute), einer in der Nachspielzeit. Bleiben also faktisch nur noch drei.
Rambo P. schrieb am 1. Juni 2007:
Oliver,
Natürlich kannst du anderer Meinung sein. Aber es ist ein bisschen uncool – besseres Wort – die Fakten zu verdrehen, um seine Meinung zu untermauern.
Ich habe es schon vor zwei Jahren gesagt: die Idee, dass Zeitschinder mit zu frühem Abpfiff „bestraft“ werden müssen, macht keinen Sinn und verkennt schlichtweg die Lage. Zeitschinder werden mit gelben Karten (oder roten) bestraft. Die versäumte Zeit wird nachgeholt, damit ist das Vergehen wieder gut gemacht. Du forderst zusätzlich eine dritte Ebene der natürlichen Gerechtigkeit, die aus den oben angeführten Gründen im Fußball nicht funktionieren kann. Ist das so schwer zu verstehen? Dem Spiel steht die Zeit zu, nicht dem (vermeintlichen) Opfer. Verstehst du, dass es sonst eine Golden-Goal-Regel gibt, die aber nur für ein Team gilt?
Können wir uns auch darauf einigen, dass Merk 1,5 Minuten (wegen den drei Auswechslungen) zu recht nachspielen lässt, und dazu 30 Sekunden für allgemeine Verzögerungen kommen, ganz unabhängig von bayrischer Zeitschinderei? Damit wären wir bei zwei Minuten. Können wir uns zusätzlich darauf einigen, dass den Bayern noch nahezu die komplette 90. Minute der regulären Spielzeit zusteht, die durch den Hamburger Siegerjubel draufgeht? Dann sind wir schon wieder bei drei Minuten.
Oder hätte Merk, der höheren Gerechtigkeit willen, sofort abpfeifen sollen, also nach 89 Minuten und zehn Sekunden? Das mag „gerecht“ sein, geht aber nicht. Nie. Aus gutem Grund.
Ist es so schwierig, diese Dinge einzusehen, auch wenn damit eine schöne These in sich zusammen fällt?
Rambo P. schrieb am 1. Juni 2007:
@ Oliver,
Natürlich kannst du anderer Meinung sein. Aber es ist ein bisschen uncool – besseres Wort – die Fakten zu verdrehen, um seine Meinung zu untermauern.
Ich habe es schon vor zwei Jahren gesagt: die Idee, dass Zeitschinder mit zu frühem Abpfiff „bestraft“ werden müssen, macht keinen Sinn und verkennt schlichtweg die Lage. Zeitschinder werden mit gelben Karten (oder roten) bestraft. Die versäumte Zeit wird nachgeholt, damit ist das Vergehen wieder gut gemacht. Du forderst zusätzlich eine dritte Ebene der natürlichen Gerechtigkeit, die aus den oben angeführten Gründen im Fußball nicht funktionieren kann. Ist das so schwer zu verstehen? Dem Spiel steht die Zeit zu, nicht dem (vermeintlichen) Opfer. Verstehst du, dass es sonst eine Golden-Goal-Regel gibt, die aber nur für ein Team gilt?
Können wir uns auch darauf einigen, dass Merk 1,5 Minuten (wegen den drei Auswechslungen) zu recht nachspielen lässt, und dazu 30 Sekunden für allgemeine Verzögerungen kommen, ganz unabhängig von bayrischer Zeitschinderei? Damit wären wir bei zwei Minuten. Können wir uns zusätzlich darauf einigen, dass den Bayern noch nahezu die komplette 90. Minute der regulären Spielzeit zusteht, die durch den Hamburger Siegerjubel draufgeht? Dann sind wir schon wieder bei drei Minuten.
Oder hätte Merk, der höheren Gerechtigkeit willen, sofort abpfeifen sollen, also nach 89 Minuten und zehn Sekunden? Das mag „gerecht“ sein, geht aber nicht. Nie. Aus gutem Grund.
Ist es so schwierig, diese Dinge einzusehen, auch wenn damit eine schöne These in sich zusammen fällt?
Janni schrieb am 2. Juni 2007:
„Zeitschinderei darf bestraft werden, und welche Nachspielzeit der Assistent anzeigt, ist, gemäß den Regeln, für den Schiri nicht bindend.“ So schreibt Oliver in seinem Kommentar. Das ist falsch: Der Schiedsrichter ist der einzige, der über die Nachspielzeit befindet, diese per Zeichen dem Assistenten mitteilt. Einmal angezeigt, muss diese Zeit vollständig nachgespielt werden. Diese kann sich bei Unterbrechungen in der Nachspielzeit nochmal verlängern, ohne dass der Referee dies anzeigen muss. Nur so steht’s in den Regeln, genau in Regel VII, Punkt 3 der Anweisungen des DFB hierzu sowie Punkt k) auf Seite 94 des Heftes.
Weiners Leistung im Pokalfinale war an sich nicht schlecht, leidet aber sehr unter den beiden strittigen Situationen. Der Assistent hat die Szene, obwohl er nur den Rücken beider Spieler sehen konnte, richtiger beurteilt als Weiner. Sein Zeichen und die Info an den Referee war regelkonform. Warum Meira später auf dem Platz bleiben durfte, ist unbegreiflich. Gut dagegen fand ich seine Beurteilung der verschiedenen Strafraumszenen.
Janni schrieb am 2. Juni 2007:
Weiter geht’s: „Man muss es nicht als Boulevard-Stil oder Paranoia brandmarken, wenn man mal darüber nachdenkt, ob Fandels Art, Spiele zu leiten, gewissen Teams eher entgegenkommt. Zufall, dass der AC Mailand alle Spiele unter ihm gewonnen hat und Liverpool noch keins gewonnen?“ Hm, das könnte durchaus ein Beleg sein. Regeln sind allerdings Auslegungssache, da sie interpretierbar sind — nicht jede Szene im Spiel lässt sich in ein starres Korsett schnüren, daher ist der Job des Referees so schwer. Nicht alle Schiedsrichter werden gleich pfeifen können, dafür muss ein Referee in einem Spiel seine Linie konsequent verfolgen, um so für beide Teams berechenbar zu sein. Wenn sich ein Team darauf nicht einstellen kann, kommt es selten auf die Gewinnerstraße.
Das war aber nicht der Grund für Liverpools Niederlage: Das haben die „Reds“ selber vergeigt.
Von der Ausbootung Merks bei der WM auf „Bei der Fifa sind deutsche Schiedsrichter übrigens weniger gut gelitten als bei der Uefa“ zu kommen, ist auch gewagt. Ein Blick auf http://www.fifa.com/aboutfifa/developing/refereeing/men.html offenbart, dass deutsche Referees, von denen 20 das FIFA-Wappen tragen dürfen, wohl immer noch hoch im Kurs sind. Von Merks mäßigem WM-Auftritt (wobei sein erstes Spiel m. E. doch recht gut war — aber es war leider das einzige) auf die Qualität deutscher Schiedrichter und ihr Ansehen bei der FIFA zu schließen, ist eigentlich eine bodenlose Unverschämtheit.
newtown schrieb am 2. Juni 2007:
@Rambo,
die für mich beste Aussage seit langer Zeit: „Dem Spiel steht die Zeit zu, nicht dem (vermeintlichen) Opfer!“
Das bringt für mich wunderbar die Liebe zum eigentlichn Spiel und die notwendige Unabhängigkeit und Distanz der Unparteiischen zum Ausdruck! Klasse!
(ich hoffe, ich habe dich jetzt einigermaßen richtig wiedergegeben …)
Ylem schrieb am 2. Juni 2007:
„Viel zu gnädig bestrafte er Fernando Meira für dessen Tritt gegen Marek Mintal, der mir, VfB-Anhänger, die Lust am Endspiel genommen hat, denn ich möchte keine Mannschaft unterstützen, die auf diese Weise ein Spiel gewinnt, und ich wollte nicht, dass ebendieser Spieler, Kapitän des VfB, den Pokal überreicht bekommt (vielleicht bin ich einfach zu wenig Fan und bekomme diesen Status hiernach aberkannt).“ Da muß ich widersprechen – ich würde sagen, daß diese Einstellung Dich erst recht zum echten Fan macht. Bei aller Vereinsliebe, bin ich der Meinung, daß man Unsportlichkeiten aller Art ablehnen muß – sonst ist das „schöne Spiel“ hoffnungslos verloren. Ich begrüße diese Einstellung bedingungslos – und: wir sind nicht alleine. Siegen bzw. Nichtabsteigen um jeden Preis, ist verpönt.
Oliver Fritsch schrieb am 3. Juni 2007:
@Rambo:
1. Ich verstehe Deine Einwände, halte mein Argument aber nun mal für stärker. Stell Dir vor, sowas gibt es! Nach 90 Minuten hätte Schluss sein können, das wäre auch regelkonform gewesen. Denn die Nachspielzeit liegt laut Regel im Ermessensspielraum des Schiedsrichters. Ist mir selbst schon passiert: Meine Mannschaft hat auf Zeit gespielt (ohne dass ich, Trainer, sie dazu aufgefordert hatte). Der Schiedsrichter hat, auch gemäß den Forderungen des Gegners, mehrfach angekündigt: „Das lassen wir nachspielen!“ Zwei Minuten vor Schluss kassierten wir das 1:2, der Schiri pfiff ohne Nachspielzeit ab. Und keiner von uns hat sich darüber beschwert. Das Verhalten des Schiedsrichters entsprach der „Fußballgerechtigkeit“ – und auch den Regeln. Merk hats anders gehandhabt, das war kein Fehler, aber mutlos.
2. Zum Rückpass: Ganz schlechter Vergleich von Dir mit dem Mord. Kein Gesetz der Welt, und sei es noch so hart, hat bisher Mord aus der Welt schaffen können. Dazu kommt, dass die „Rückpassregel“ seit mehr als einem Jahrzehnt nicht nur in Deutschland sehr, sehr weit ausgelegt wird. Wie gesagt, derselbe Schiri hat bei nächster Gelegenheit so ein Ding durchgehen lassen.
reddevil80 schrieb am 3. Juni 2007:
Also mich nervt es irgendwie, dass jeder Beitrag von Oliver Fritsch über Schiedsrichter dieses ewige Thema „Merk und Schalke 2001“ beinhaltet. Ich verstehe ja dieses Trauma eines Anhängers der „Meister der Schmerzen“… Aber war – objektiv gesehen – Merk der Alleinschuldige am Schalker Nicht-Titelgewinn?
Ãœberschreibt doch dann einfach auch mal Artikel, die von Endphasen von Bundesliga-Spielzeiten handeln, mit: „Auf keinen Fall darf man sich bei der Aussicht auf den Titel in die Hosen machen“, und geht dann ständig auf Schalkes damalige Auftritte in Bochum oder Stuttgart ein.
Oder waren da auch andere schuld?
Rambo P. schrieb am 3. Juni 2007:
@Oliver
Ein Argument, das sich auf nachweislich (siehe Janni) falsche Tatsachen stützt, entwickelt nur mäßige Ãœberzeugungskraft, auch wenn man es immer wieder wiederholt. Fußballgerechtigkeit hin oder her: Merk kann nach drei Auswechslungen und einer verlorenen 90. Minute nicht gleich abpfeifen, nachdem schon drei Minuten angezeigt wurden. ES GEHT NICHT. Eine offensichtliche Fehlentscheidung ist kein geeignetes Instrument, ein Vergehen zu bestrafen. Wenn du angibst, die rechtlichen Einwände zu verstehen, aber trotzdem weiter unbeirrt denkst, „doch, das wäre genau richtig“, kann ich dir leider nicht mehr helfen.
Die Diskussion lässt sich dann so zusammen fassen:
Oliver: Merk hätte pfeifen können, das wäre in diesem Fall gerecht gewesen.
Rambo und Janni: Merk kann nicht pfeifen. Wenn er pfeift, liegt er falsch – unabhängig vom Spielstand.
Nehmen wir für eine Sekunde an, Merk pfeift tatsächlich ab, ohne die drei Minuten nachspielen zu lassen. Hätten die Bayern nicht einen objektiven Grund für einen Einspruch? Sollen Schiedsrichter mit der Zeit verfahren können, wie sie wollen, ohne objektive Anhaltspunkte? Vielleicht möchte Fandel, schon fünf Minuten früher abpfeifen, warum nicht?
Die Tafel mit der Nachspielzeit wurde genau aus diesem Grund eingeführt: damit beide Teams und die Zuschauer wissen, wieviel Zeit nachgespielt wird. Diese je nach Spielstand wieder zu verkürzen oder zu verlängern, wäre reine Willkür. Merk kann nicht auf drei Minuten bestehen, die aber sozusagen nur unter Vorbehalt gelten, so lange Hamburg kein Tor schießt. Ich muss mich leider wiederholen. Folgt man deinem Vorschlag, wird eine einseitige Golden-Goal-Regel eingeführt. Ist das fair?
Wir alle träumen von einer gerechteren Welt, ich verstehe dein Anliegen. Aber es gibt gute Gründe, warum im Rechtstaat – und im Fußball – nicht nach dem biblischen, soll sagen: erzkonservativen Prinzip „Auge um Auge“ „gepfiffen“ wird. Zeitschindern wird keine Zeit weggenommen, genausowenig, wie Dieben die Hand abgeschlagen wird.
Ich erwarte eigentlich von dir, dass du das als Humanist verstehst, und dir nicht kleingeistige Amateurschiedsrichter als Vorbild suchst. Vielleicht habe ich mich aber geirrt.
Rambo P. schrieb am 3. Juni 2007:
@reddevil
Oliver hat eine leichte Merk/Schalke-Obession, das stimmt, aber mit Liebe zu Schalke hat das nichts zu tun: er hat sich neulich als Schwabe geoutet.
Oliver Fritsch schrieb am 3. Juni 2007:
@Rambo: Ein letztes Wort: Du tust ständig so, als hätte ich einen Regelverstoß von Merk gefordert. Das habe ich aber nicht. Weder wollte ich, dass Merk vor Ablauf der 90 Minuten abpfeift. Noch ist es in den Regeln verankert, dass die Minuten-Anzeige des Assistenten verbindlich ist. Schon gar nicht wünsche ich mir, Konzessionsentscheidungen wie falsche Elfmeter. Das sind alles schräge Vergleiche und Unterstellungen von Dir. Sicher, es wäre unüblich gewesen, wenn Merk ohne Nachspielzeit abgepfiffen hätte – aber nicht gegen die Regeln. (Ãœbrigens hat Schalke am 33. Spieltag 2001 nach einem Angsthasenspiel in der 90. Minute in Stuttgart 1:0 verloren, und der Schiri hat trotz Auswechslungen gar nicht mehr erst angepfiffen.) Du tust so, als wäre genau festgelegt, wonach sich die Nachspielzeit bemisst, doch der entscheidende Satz in der Regel besagt, dass die Nachspielzeit „im Ermessen des Schiedsrichters“ liegt. Es wäre keine Fehlentscheidung von Merk gewesen (da kannst Du noch so viel SCHREIEN!), es wäre eine ungewöhnliche Entscheidung gewesen. Aber warum sollen immer gewöhnlichen Entscheidungen die richtigen sein? Drei Minuten später hat Merk dann eine Entscheidung gegen die gewöhnliche Fußballrechtspraxis getroffen: einen „Rückpass“, den er in zehn anderen Fälle nicht geahndet hat. Insgesamt halte ich die Kombination aus beiden Entscheidungen, auch wenn sie, isoliert betrachtet, keine Fehlentscheidungen im Wortsinn sind, für ein starkes Stück – und das werde ich immer tun.
Und eine Anmerkung zu Deiner Kritik an meiner Debattenkultur: Warum soll ich nicht einen Einwand akzeptieren, meine Argumente aber nach wie vor für stärker halten? Als Verfechter des Rechtsstaats und des Humanismus sollte es für Dich doch kein Problem sein, verschiedene Auslegungen ein und desselben Gegenstands gelten zu lassen.
Rambo P. schrieb am 3. Juni 2007:
Oliver,
Ich komme ins Schreien, weil du die Regeln konsequent falsch auslegst. (Vor zwei Jahren gab es eine Zuschrift eines Schiedsrichters, der das genau erklärt hat, du erinnerst dich vielleicht) Liest man die Passagen und die Zusatzpunkte im Regelbuch, ist völlig klar, dass mit „Ermessenspielraum“ nicht die willkürliche Ausdehnung oder Verkürzung der Spielzeit, je nach Fritscher Fußballgerechtigkeit gemeint ist. Warum ist der Schiedsrichter verpflichtet, die Nachspielzeit für alle Beteiligten sichtbar anzuzeigen, wenn er laut deiner Argumentation dann trotzdem abpfeifen kann, wann er will? Das würde keinen Sinn ergeben.
Ich würde deiner Argumentation folgen, falls allein durch die Bayern Zeit vergeudet wäre. Doch das war nicht der Fall. Ich habe dir oben drei Fragen gestellt. Beantworte sie doch bitte einfach, anstatt mit schräge Vergleiche vorzuwerfen.
1.Können wir uns daraufeinigen, dass Merk 1,5 Minuten (wegen den drei Auswechslungen) zu recht nachspielen lässt?
2. Können wir uns auch darauf einigen, dass dazu 30 Sekunden für allgemeine Verzögerungen kommen, ganz unabhängig von bayrischer Zeitschinderei? Damit wären wir bei zwei Minuten.
3. Können wir uns zusätzlich darauf einigen, dass den Bayern noch nahezu die komplette 90. Minute der regulären Spielzeit zusteht, die durch den Hamburger Siegerjubel draufgeht? Dann sind wir schon wieder bei drei Minuten.
Zu dem Schalke – Stuttgart-Spiel kann ich nur sagen, dass es Italien wohl eine parlamentarische Untersuchungskommission gegeben hätte, wenn ein Schiedsrichter einfach die Nachspielzeit unterschlägt. Das ist leider deutsche Unsitte. Merk dafür zu rügen, dass er es richtig macht, geht einfach nicht. Sorry.
Mir geht es gar nicht so sehr um deine Debattenführung. Sondern darum, dass du überhaupt nicht merkst, dass deine Forderung, Regelbrecher nicht nur mit den im Spiel festgelegten Sanktionen zu belangen, sondern ihnen zusätzlich „eine gerechte Strafe im Sinne des Fußballs“ aufzubrummen, ein ungutes Geschmäckle hat. Denk diese Idee mal zu Ende.
BluePirateS04 schrieb am 4. Juni 2007:
Der Kritik von Oliver Fritsch pflichte ich bei, insbesondere an Merk am Finale 2001. Ich bin ansonsten aber auch dagegen einzelne Fehlentscheidungen zu kritisieren und in den Medien auszuschlachten, weil das unsere zum Teil sehr zartbesaiteten sog. Top-Schiris wahrscheinlich nur noch mehr verunsichern würde.
Man muss aber unsere vermeintlichen Top-Schiris schon auch mal kritisieren dürfen und z.B. fragen, ob die zum Teil nervend kleinliche Pfeiferei in der Bundesliga nicht vielleicht auch ein Wettbewerbsnachteil ist für deutschen Mannschaften, die international spielen und sich dort dann auf andere Schiris einstellen müssen. Den Hinweis von Oliver Fritsch zu Fandel und zum CL-Finale und die Bedenken des FC Liverpool sind/waren meines Erachtens angebracht.
Und ich würde gerade bei unseren beiden vermeintlichen absoluten Top-Schiris Fandel und Merk gerne einmal noch weiter gehen und die Charakterfrage stellen.
Die Reaktionen der beiden auf die Nichtnominierungen bei der WM (Fandel wurde überhaupt nicht für die WM und Merk nicht für das Endspiel nominiert) sagen schon viel über die Einstellung und die Charaktere unserer beiden vermeintlichen Top-Schiris aus: Monatelang spielten beide die beleidigte Leberwurst. Merk musste – wie er selbst zugegeben hat – von Kollegen, Medien und Fans wochenlang dazu überredet werden weiterzumachen, nahm sich eine monatelange Auszeit. Und Fandel war praktisch überhaupt nicht mehr zu trösten, obwohl der DFB alles versuchte, indem er Fandel alle denkbaren nationalen Top-Spiele (Pokalendspiel 2006, sowie alle – ohne Ausnahme – absoluten Top-Spiele der Bundesliga-Spieltage) zuteilte und ihm – so weit möglich – auch internationale Top-Spiele vermittelte.
Die Reaktionen auf die Nichtnominierungen bei der WM zeugten meines Erachtens nicht gerade von einem starken, festen Charakter und auch nicht von einem gesunden Selbstbewusstsein der beiden. Jedenfalls waren unsere beiden vermeintlichen absoluten Top-Schiris alles andere als ein Vorbild für andere Schiris: Was sollen eigentlich die DFB-Schiris, die noch nie ein Spiel international gepfiffen haben, über die Reaktionen der beleidigten Leberwürste Fandel und Merk denken? Oder gar Schiris, die in den untersten Ligen Spiele pfeifen (müssen!)?
newtown schrieb am 4. Juni 2007:
@Bluepirate
Ein interessanter Ansatz, vielleicht kommt man hiermit weiter:
Darf Kahn enttäuscht sein, dass er nur zweiter Torwart ist, wenn andere Bundesligaspieler froh wären, überhaupt in der Nationalmannschaft zu sein?
Darf ein Ersatzspieler der 1. Liga enttäuscht sein, dass er nur die letzten 10 Minuten spielt, wenn viele Drittligaspieler über seine Situation froh wären?
Darf ein Regionalligaspieler enttäuscht sein, dass er nicht Torschützenkönig wird, wenn sich tausend Freizeitliagspieler wünschen, überhaupt mal vor anständigen Zuschauerzahlen zu spielen?
Und schließlich, darf ich als Hobbyspieler enttäuscht sein (über was auch immer), wenn gleichzeitig jemand nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt und gar nicht mehr spielen kann?
vabene schrieb am 4. Juni 2007:
Natürlich darf man enttäuscht sein wenn man seine „Ziele“ nicht erreicht. Wenn man das nicht wäre, würde das meiner Meinung nach von mangelndem Ehrgeiz zeugen, den man nun eben im Sport benötigt.
Allerdings ist nicht die Enttäuschung das Problem, sondern der Umgang mit Selbiger. Eine vermeintliche persönliche Niederlage durch Nicht-Nominierung wird durch einen vorbildhaften Umgang mit Ihr zum Sieg, wie man am Beispiel Oliver Kahn sehen konnte.
Auch wenn das Thema meiner Meinung nach zu hoch stilisiert wurde. So ein Verhalten sollte meiner Meinung nach nichts Besonderes sondern die Normalität darstellen, wie man z.B. wieder bei den Torhütern der Handball-WM sehen konnte.
newtown schrieb am 4. Juni 2007:
Lieber Herr Fritsch,
ich finde, folgende Kommentierung auf indirekter-freistoss hätten Sie sich sparen können (in der Verlinkung zu dieser Diskussion):
„Deutsche Schiedsrichter erlangen selten höchstes internationales Niveau, die Diskussionen über sie aber auch nicht“
Ich finde, das entwertet die hier verfassten Beiträge.
Oliver Fritsch schrieb am 4. Juni 2007:
Sie haben recht, Herr Schulze. Ich hatte einfach nur den ersten Satz als Anreißer verwendet. Das war am Freitag noch korrekt, heute nicht mehr.
Ich habs nun geändert.
newtown schrieb am 4. Juni 2007:
Super, danke!
Milhouse schrieb am 4. Juni 2007:
Was ich bis heute nicht verstehe, ist die Tatsache, dass man sich über Nachspielzeit und Rückpassregeln streitet, wenn man doch eindeutig sehen kann, dass Schober bei dem Freistoß zum Tor glasklar behindert bzw. festgehalten wurde.
Damals ging das unter, weil im Fernsehen alle viel zu ereignisbesoffen von dieser historischen Wendung waren, da zeigt man lieber Olli Kahn mit der Eckfahne jubelnd, als sich mit dem Gerangel im Strafraum auseinanderzusetzen.
Oliver Fritsch schrieb am 4. Juni 2007:
Oha! Könnte sein. Ist schließlich der Torraum. Ist aber auf dem Clip schwer zu erkennen. (Leider sieht man auch nicht, wie Jancker nach dem Spiel den Zuschauern seinen „dicken“ Finger zeigt.)
Milhouse schrieb am 4. Juni 2007:
Gibt es die Aufnahme im Netz? Schade, dass DFL und DFB es nicht hinkriegen, soetwas wie ein Videoarchiv (gerne gegen Geld) einzurichten, in dem man sich alte aufnahmen nochmal angucken kann.
Janni schrieb am 4. Juni 2007:
BluePirateS04 schreibt anfangs: „Der Kritik von Oliver Fritsch pflichte ich bei, insbesondere an Merk am Finale 2001. Ich bin ansonsten aber auch dagegen einzelne Fehlentscheidungen zu kritisieren und in den Medien auszuschlachten, weil das unsere zum Teil sehr zartbesaiteten sog. Top-Schiris wahrscheinlich nur noch mehr verunsichern würde.“
Pffff… heisse Luft, mehr nicht, und eigentlich lohnt es sich auch nicht, Deinen Beitrag weiterzulesen, wenn er gleich so unsachlich anfängt (ich hab’s trotzdem getan).
Als „Betroffener“ (immerhin 15 Jahre SR, und das nicht nur im Kreis) rede ich zwar nur von meinem Standpunkt aus, weiß aber, dass einige genauso denken wie ich: Nämlich, dass Kritik ok ist, wenn sie sachlich ist. Die ist in den TV-Medien eigentlich selten sachlich, weil da zum Teil auch die Regelkenntnis fehlt. Das fängt schon bei der bloßen Interpretation eines Fahnenzeichens an. Wäre ja auch zu schön, wenn jeder die Regeln kennen würde. Da wird lieber der SR niedergemacht, während der Spieler, dem am Bildschirm zweifelsfrei ein Vergehen nachgewiesen wird (Handspiel, Schlagen usw.), zwinkernd und größtenteils von anderen unreflektiert an der Mattscheibe seine Unschuld beteuern darf.
Die Spitzen-SR gehen sehr kritisch mit sich selbst um, und neben der Videoanalyse steht ihm auch der Bericht des Beobachters zur Verfügung. Freilich verhindert das nicht, wenn jemand den Absprung verpasst, sei es Merk als Spitzen-SR oder Kahn als Spitzen-Torwart.
Ich glaube und hoffe nur, dass Merk ein durchwachsenes Jahr jetzt hinter sich lassen kann und nächste Saison wieder souveräner agieren wird. Und gespannt darf man sein, wer sich noch präsentieren wird.
Oliver Fritsch schrieb am 4. Juni 2007:
@Milhouse: Hab es nur bei Youtube entdeckt. Dort gibt es noch das:
http://www.youtube.com/watch?v=WYt0CwONlXQ
Die DFL untersagt aktuelle Videos aus den Bundesligen, weil sie Angst haben, dass weniger Leute ins Stadion gehen würden. Oder weil sie Druck von ihren Medienpartnern bekommen.
MischMasch schrieb am 5. Juni 2007:
Wunderbar wie sich über Schiedsrichter immer wieder diskutieren lässt – und das selbst noch Jahre danach.
1. Die Nachspielzeit damals im Mai 2001 in Hamburg lag z.T. sicher an dem (verständlichen) Zeitspiel der Bayern. Nicht zu vergessen aber der überbordende HSV-Jubel nach dem späten 1:0, der eine zeitnahe Fortsetzung des Spiels unmöglich machte. Auch aus diesem Grund war die Nachspielzeit absolut vertretbar.
2. Dass in Hamburg länger gespielt wurde als in Schalke, lag auch daran, dass Oliver Kahn zu Beginn der 2. Halbzeit erst noch seinen Strafraum von Südfrüchten reinigen musste.
3. Dass solche Schober-Aktionen nicht öfter gepfiffen werden, liegt auch daran, dass sich nicht öfter vorfallen.
4. Richtig wurde festgestellt, dass die Bayern im Spiel nicht bevorzugt wurde. Erinnert sei nur an Janckers reguläres Tor, dass wegen angeblicher Abseitsstellung nicht gegeben wurde.
5. Die Schiedsricherleistung von Weiner im Pokalfinale war klasse. Die Kritik an ihm völlig unverständlich (Kicker-Note 5,5!!!).
6. Viel zu selten wird an eine der unfassbarsten Bundesliga-Schiedsrichter-Fehlleistungen aller Zeiten erinnert: Saison 85/86, vorletzter Spieltag in Bremen; Erster gegen Zweiter; gewinnt Bremen, ist Bremen Meister. 89. Spielminuten pfeift Herr Roth Handelfmeter für Bremen, nach dem Völler Lerby von seitlich Hinten aus nächster Nähe den Ball ins Gesicht schießt (und maximal seinen Oberarm trifft). Nie im Leben ein Elfmeter. Wie gesagt: Unfassbare Fehlentscheidung.
Kai Werner schrieb am 5. Juni 2007:
„Dass in Hamburg länger gespielt wurde als in Schalke, lag auch daran, dass Oliver Kahn zu Beginn der 2. Halbzeit erst noch seinen Strafraum von Südfrüchten reinigen musste.“
Anmerkung: Das hat nichts mit der Nachspielzeit zu tun und geschah, wenn ich mich recht entsinne, vor dem Spiel, wesswegen man die Halbzeit verkürzte.
„Dass solche Schober-Aktionen nicht öfter gepfiffen werden, liegt auch daran, dass sich nicht öfter vorfallen.“
Anmerkung: Sie pasieren oft genug.
onkelheini schrieb am 5. Juni 2007:
Also mal ganz locker hier.
Wenn Menschen menschliches Handeln beurteilen, passieren immer Fehler, das ist in jeder Sportart so. Die Uhr oder das Maß haben keine Gefühle, können nicht selbstständig denken und sind unbestechlich. Der Mensch ist nicht so, die Vielzahl der Skandale aufzuzählen, spare ich mir.
Merk hat völlig korrekt gehandelt und ich darf das sagen, ich bin als Schalke-Fan Betroffener gewesen und habe obendrein eine Schiri-Lizenz.
Die Nachspielzeit bestimmt der Schiri, der 4. Mann zeigt sie nur an. Die Diskussion über die Länge der Nachspielzeit ist müßig, denn erstens steht die Durchführung im alleinigen Ermessen des Schiedsrichters
und viel wichtiger de facto ist gar nicht lange nachgespielt worden, weil das Spiel nach dem Tor von Barbarez dauernd unterbrochen war. Es kann jemand mal die Nettospielzeit nach dem Anstoß mitstoppen, ich tippe da kommt bis zum Freistoss durch Anderson gerade eine Minute zusammen. Der Freistoss, der völlig zu Recht gepfiffen wurde, weil es sich um ein kontrolliertes Zuspiel handelte, hätte nach den Regeln gar nicht mehr ausgeführt werden müssen. Wenn das Merk gemacht hätte, hätte ich gerne Würstchen-Uli danach beim Interview gesehen.
Im Übrigen gibt es keine Gleichheit im Unrecht. Die Situation im Fussball muss immer für sich bewertet werden, Quervergleiche zu falsch oder richtig getroffenen ähnlichen Entscheidungen sind zulässig, aber letztendlich nicht entscheidend.
Ich empfehle jeden, der über Schiedsrichter am Fernsehschirm schimpft, selber ein Spiel zu pfeifen, z.B. eine B-Jugend für 2x 40 Minuten ohne Asisstenten, aber mit Abseits.
Wer das absolut fehlerlos schafft, bitte bei mir melden.
Kai Werner schrieb am 5. Juni 2007:
Ich bin auch Schiri (Bezirksliga) und bin sogar Bayern-Fan, wenn auch kein „militanter“. Und das war nie und nimmer ein kontrolliertes Zuspiel, das war doch ne Grätsche. Außerdem muss ich zugeben, das die Bayern in dem Spiel sehr auf Zeit gespielt haben. Ich war nämlich im Stadion. Und da mir Zeitspiel zuwider ist, kann ich die Aufregung verstehen.
Kai Werner schrieb am 5. Juni 2007:
Und noch was zum Zeitspiel: Merk hat nicht den Mut gehabt, die Bayern dafür zu bestrafen, da hat Fritsch recht. Schon im Spiel hat Kahn dauernt verzögert. Er hätte längst gelb kriegen müssen. Kein Mum.
onkelheini schrieb am 5. Juni 2007:
3 Sachen dazu:
1. Das Zeitspiel der Bayern hatte mit der Nachspielzeit nichts zu tun.
2. Das war keine Grätsche, sondern ein langes Bein, der HSV-Spieler mußte mit den Hintern noch nicht mal auf den Rasen (Videobeweis).
3. Bezirksliga darf jeder pfeifen, der seinem Schiedsrichterobmann nur tief genug in den Enddarm kriecht.
vabene schrieb am 5. Juni 2007:
Hitzige Diskussion, Gerechtigkeit und Wahrheiten hin und her. Haltet Bitte trotzdem das Niveau und nehmt Abstand vor persönlichen Beleidigungen, es wäre doch Schade wenn deswegen dieser Blog irgendwann genauso den Bach runtergeht wie viele andere Foren und Blog’s. Bisher hat das doch auch ganz gut funktioniert und die Diskussion eine Menge Spaß gemacht.
newtown schrieb am 5. Juni 2007:
Genau vabene!
Und nun zurück zum Thema 🙂
Meine Einschätzung zum Rückspiel auf Schober: Der Verteidiger möchte nicht zur Ecke oder sogar ins Seitenaus klären, dann hätte er sich anders verhalten. Ich sehe auch das „lange Bein“, mit dem bewusst zum Torwart gespielt wird.
Ich habe außerdem mal versucht in den letzten 4 Minuten nach dem HSV Führungstor mitzustoppen – an Nettospielzeit kommt da fast nichts zusammen.
Und ganz generell glaube ich, dass der Verein, der am Ende der Saison auf Platz 1 steht, dort auch hingehört (na ja, es sei denn, wir reden über Italien)
Kai Werner schrieb am 5. Juni 2007:
Das sind mir die richtigen. Erst Fairnes in der Debatte fordern (in der es gar keine Unfairnes gab), um dann beim ersten Widerspruch in die Luft zu gehen.
Oeding-Schmidti schrieb am 5. Juni 2007:
@ KAI WERNER: Erstens halte ich die Aussage, Du wärest Bayern-Fan, nur als bloße Behauptung, um Deine subjektiven Aussagen auf objektiv zu trimmen. Das mit dem Zeitspiel ist völlig uninteressant. Das gibt es noch viel krassere fragwürdigere auslegungen. Hier ist alles nachvollziehbar gelaufen. Allerdings konnte ich auch bei mehrmaliger Betrachtung keine Grätsche erkennen und die Behauptung, dieses Zuspiel sei unkontrolliert gewesen, ist absolut nur unter einer gefärbten Brille zu verteten. Im Übrigen werden solche Situationen nicht öfter gepfiffen, obwohl ein kontrolliertes Zuspiel vorliegt. Das ist aber nicht die Schuld des Dr. Merk, von dem ich auch kein Fan bin (Behauptung, um meine Aussage objektiver wirken zu lassen ;-)).
@riovermelho:
Auch der Bayern-Ausgleich gg. Mailand war m.E. irregulär, da Pizarro stützte sich auf bevor van Buyten an den Ball gekommen ist.
Kai Werner schrieb am 5. Juni 2007:
Ich kann mich an 2 spiele erinnern, da hat Merk Rückpässe nicht gepfiffen, und da war nicht mal ein langesBein zu sehen. Und so pfeifen alle nicht nur Merk. Fritsch hat auch da recht: Der Rückpass wird seit Jahren nur noch in Extremfällen gepfiffen. Auch in den Amateurligen.
Kai Werner schrieb am 5. Juni 2007:
Ich kann mich an 2 spiele erinnern, da hat Merk den Rückpass nicht geahndet, obwohl nicht mal ein langes Bein da war. Und so pfeift jeder. Der Rückpass wird seit Jahren nur noch inExtremfällen gepfiffen. Auch in unteren ligen. So ists nun mal.
Kai Werner schrieb am 5. Juni 2007:
Ich kann mich an 2 spiele erinnern, da hat Merk den Rückpass nicht geahndet, obwohl nicht mal ein langes Bein da war. Und so pfeift jeder. Der Rückpass wird seit Jahren nur noch inExtremfällen gepfiffen. Auch in unteren ligen. So ists nun mal.
Was tuts zur Sache, zu wem ich halte?
Oeding-Schmidti schrieb am 5. Juni 2007:
Nochmals zu dieser Diskussion wegen gleicher Ungerechtigkeit usw., die ja hier von einigen indirekt gefordert wird: Wenn am letzten Spieltag bspw. Schalke benachteiligt wurde und bspw. Bremen bevorzugt wurde und diese an diesem SPIELTAG gegeneinander spielen würden, so müßte der Schiri ja nach den Aussagen einiger weniger hier folglich Schalke in diesem Spiel bevorzugen. Alles klar.
Zudem ist es müßig über Nachspielzeit zu diskutieren. Kai Werner -und das als Schiedsrichter- fordert also wieder die pi-mal-Daumen-Regel dafür, also wie symphatisch einem eine mannschaft im Spiel erschien und nicht wie man nach Regeln entscheiden kann.
Oeding-Schmidti schrieb am 5. Juni 2007:
Im Ãœbrigen finde ich es sehr primitiv und arm, dass die Beiträge von Kai Werner plötlich hier nicht mehr vorhanden sind, irgendwie verschwunden sind, irgendwie gelöscht sind. Klasse Sache…ein Schelm, der…
onkelheini schrieb am 5. Juni 2007:
O. K., die Sache mit dem Enddarm war zu hart, meinte ihn auch nicht persönlich. Fakt ist leider, dass die mannigfaltigen Fähigkeiten, die nötig sind, um ein Spiel leiten zu können, bei der Auswahl über den Aufstieg eines Schiedsrichters eine untergeordnete oder gar keine Rolle spielen. Hauptkriterium ist das Alter (möglichst jung), besonders pflegeleicht und einen Protegee, der den Aufstieg durch die Ligen ermöglicht. Wichtig ist auch, dass in den höheren Ligen jeder Fussballverband seinen Schiri hat, Qualität ist zweitrangig. Das geht runter bis zu den Kreisklassen und heißt schlicht Verbandsproporz.
Oliver Fritsch schrieb am 5. Juni 2007:
@Oeding-Schmidti, an Kai Werner und an alle:
Tut mir leid, unser Spam-Filter hat (ungebeten) zugeschlagen. Alle Kommentare von Kai Werner sind aus uns unbekannten Gründen gelöscht worden – von der Maschine, nicht von Menschen. Tut mir wirklich leid, ich hoffe, Du lässt Dich nicht entmutigen, Kai. Und alle anderen natürlich auch nicht. Wir wollen ja, dass hier diskutiert wird, gerne auch heiß. Solange hier nicht gegen Recht und gute Sitten verstoßen wird und solange es sich nicht um echten Spam handelt, löschen wir keinen Kommentar.
Ich hab mal mit den Jungs von der Technik gesprochen, vielleicht sind Kais Beiträge noch auffindbar. Wenn nicht, bleibt mir leider nichts anderes übrig, als den Vorfall zu bedauern.
Die Redaktion
Oliver Fritsch schrieb am 6. Juni 2007:
Die Technik hat die Ursache für das Löschen der Kommentare (wohl) gefunden: Da Kai Werner einen Kommentar mehrmals gepostet zu haben scheint, hat der Spamfilter ihn als Spam definiert. Nun sind alle Kommentare von Kai Werner wieder freigeschaltet.
Sorry dafür!
Die Redaktion