Gedankenspiele
von Günter ClobesHinter dem Weidenfeller-Asamoah-Rassismus-Getöse und der Daum-Schiedsrichter-Verschwörungstheorie sind in den letzten Tagen einige Sachen untergegangen, die uns Fußballkonsumenten nicht so ganz egal sein sollten. Aus unterschiedlichen Richtungen gab es einige neue Vorschläge für unser geliebtes Spiel, die das Hinschauen lohnen.
Da äußerte sich die DFL in Person des neuen Funktionsträgers Reinhard Rauball. Er könnte sich durchaus veränderte Anstoßzeiten für die Liga vorstellen, sogar am Sonntagmittag. Wenn er nun schlau gewesen wäre, hätte er schön populistisch argumentiert: Der Fan aus Rostock käme dann so doch viel besser zum Auswärtsspiel nach München und wäre abends wieder schön bei der Mutti usw. usf. Aber nein, was sagt er, der Liga-Präsident? Das Ganze wäre nur denkbar, wenn es – na, was wohl? Richtig geraten! – „exorbitante Vermarktungschancen“ gäbe. Natürlich gefiele der Plan auch Michael Börnicke, dem neuen Premiere-Boss, würde er auf diesem Wege doch der von ihm ungeliebten Sportschau schon mal eins mit auswischen.
Und noch ein Vorschlag kam aus der gleichen Richtung. Der Herr hält auch einen Relegationsmodus zwischen Erster und Zweiter Liga wieder für möglich – selbstverständlich mit Blick auf die Fans und im Sinne des spannenden Spiels. Dass man so die Saison künstlich verlängert und den Vereinen (dem 16. der Ersten und dem 3. der Zweiten Liga) zwei zusätzliche Spiele mit entsprechenden Einnahmen als Gegenleistung anbietet, geht da ein bisschen unter und muss den Fan ja auch nicht wirklich groß interessieren.
Doch andere denken bei Fußball nicht nur an Kohle. Denn auch der unglaubliche Fifa-Jupp aus der Schwyz hat sich in seiner rastlosen und unnachahmlichen Art Gedanken ums Spiel gemacht. Er plädiert diesmal (wenigstens diesmal) für eine neue Form der Gerechtigkeit. Denn ginge es nach ihm, müsste bei einer Verletzungsbehandlung eines Spielers außerhalb des Feldes auch derjenige gegnerische Spieler aussetzen, der dafür verantwortlich war. Jou, klingt gut. Nur: Wie viele zusätzliche Schiedsrichterassistenten oder Kontrolleure dafür brauchen wir denn dann noch? Und was ist, wenn niemand Schuld war? Wer stellt dann das Gleichgewicht her?
So oder so, immer wieder schön, dass sich Funktionäre tatsächlich in allen nur denkbaren Richtungen mit unserem Spiel beschäftigen. Wir Fans hätten dafür ja gar keine Zeit vor lauter Tribünenspektakel planen und um Tickets im Vorverkauf kämpfen.
vabene schrieb am 23. August 2007:
Da bleibt dann nur die Frage offen, wie lange die Fans warten, bis sie wieder die Aktion 15.30 starten.
Und zum Fifa-Jupp kann ich nur sagen: warum macht er sich nicht mal um bestehende Regeln gedanken, die unsinnig sind und den Fußball ungerecht machen. Z.B. Fouls wirklich zu bestrafen und nicht irgendwelchen Humbug wie Jubeln, oder Trikotzupfen.
M.Wiemer schrieb am 23. August 2007:
Rauball wollte auch eine Duftmarke setzen. Für einen neugewählten Präsidenten ist dies doch auch okay. Der Markt entscheidet. Wie sagt Oliver Kahn so offen und ehrlich im neuen Mehmet Scholl Film: „Fußball ist Emotionsmanagement“. Nach exorbitanten Vermarktungschancen Ausschau zu halten ist legitim. Fußball ist Business und beim Kinoprogramm nehmen wir Konsumenten die angebotenen Zeiten auch an oder lassen es. Diese Wahl haben wir auch an jedem Wochenende für die angebotene Ware Bundesligafußball. Englands Nationalmannschaft hatte gerade vor dem Länderspiel gegen Deutschland drunter zu leiden über Sonntagsspiele und damit verkürzte Regenerationszeit der Nationalspieler. Fifa Geldmogul Sepp Blatter hat beim Geld zählen wohl gerade eine kreative Pause gemacht. Nach Geld zählen ist ja das laute Nachdenken über Regeländerungen sein Lieblingsthema.
Das der Premiere Boss die Sportschau nicht so mag ist doch auch verständlich. Sie sind halt Wettbewerber. Wobei ARD über die GEZ ja quasi eine Geldeintreibungsinstitution hat über welche alle anderen nicht verfügen (dürfen).
newtown schrieb am 24. August 2007:
Wenn es hier schon um sinnvolle Neuerungen geht (und damit meine ich ganz bestimmt nicht die Vorschläge von Blatter oder Rauball):
Ich würde mir eine härtere Bestrafung gegen Zeitspiel und die Behinderung des Gegenspielers bei ruhenden Bällen wünschen. Im Hockey funktioniert das sehr gut, so dass dort das leidige Ballwegschlagen, oder Ball beim Rückwärtstlaufen herumrumtragen, oder Ball im lächerlich hohen Bogen zum Gegenspieler werfen, oder vor dem den Freistoss ausführenden Spieler rumstehen etc. nur noch sehr selten vorkommen. Ich denke, das Spiel würde dadurch um einiges schneller werden und bestimmte taktische Fouls wären nicht mehr so folgenlos zu begehen.
Ach ja, was passiert beim Hockey, wenn ein Spieler bewusst verzögert oder behindert: Es gibt eine Zeitstrafe (ca. 5 min) und die betroffene Mannschaft spielt vorübergehend in Unterzahl.
Ich würde sowas ähnliches mal testweise einführen.
Linksaussen schrieb am 24. August 2007:
beim handball ähnlich. nach nem foul den ball verschleppt: 2 min.