Von wegen Jugendschutz!
von René MartensEinen großen Teil meines Lebens habe ich jeden Freitag freiwillig der staatlichen Glücksspielindustrie mein Geld zukommen lassen, zuletzt 3,10 Euro für meinen 6-aus-45-Tipp. Ob ich das weiterhin tun werde, steht dahin, denn die feinen Geschäftsleute wollen jetzt, was fast alle feinen Geschäftsleute wollen: meine Daten. Neuerdings kann man 13er-Wette, Auswahlwette und Oddset nur noch mit eÃner so genannten Lotto-Ident Card spielen. Erforderlich ist eine Registrierung mit Geburtsdatum und Adresse – die besonders Vertrauensseligen geben auch noch E-Mail-Adresse und Handynummer an –, und ein Foto muss man auch zur Verfügung stellen. Das sei jetzt „Pflicht für jeden Sportwetten-Fan“. Als Grund wird nicht genannt, dass man mit der neuen Regelung versuchen wolle, gegen die Wettkriminalität anzugehen. Vielmehr ist von „Jugendschutz“ und „Spielsuchtprävention“ die Rede. Und das glaubt nun wahrscheinlich kaum jemand, denn wenn es darum ginge, die unter 18-Jährigen fernzuhalten von den bösen Sportwetten, müssten sich die Annahmestellen lediglich den Personalausweis zeigen lassen. Dass die Kontrollfreaks glauben, mit Hilfe meiner Daten etwas über die vermeintliche Bedenklichkeit meiner Spielsucht herausfinden zu können; dass sie womöglich sogar etwas dagegen zu unternehmen gedenken – beruhigend ist nicht gerade. Der Abschied von 6 aus 45 wird mir allemal nicht leicht fallen, vermissen werde ich das Spiel inbesondere in der Sommerpause, wenn die zweiten Ligen Finnlands und Norwegens getippt werden müssen, und man sich immer als besonders nerdiger Fachmann fühlen durfte, wenn man gerade mal drei Unentschieden richtig getippt hatte. Und um jetzt mal eine elegante und witzige Ãœberleitung zu einem Link zu versuchen: Aus wäre dann der Traum, die Möglichkeit zu haben, es als Fußball-Investor mal anders zu machen als alle anderen