Ich beiße keinem ins Ohr
von Oliver FritschDie Torwartdebatten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Das waren noch Zeiten, als der Freigeist Jürgen Klinsmann einen Titan vom Sockel stieß, die ARD deswegen fast einen Brennpunkt sendete, und dieser Ersatztorhüter anschließend per Pressekonferenz live im TV der Welt mit bedeutungsschwangerer Miene verkündete, dass er bereit sei, sich für Deutschland auf die Bank zu setzen.
Immerhin zuckt’s ab und an noch ein bisschen. Der alte Wolf Kahn, dem einige Zähne gezogen worden, dem aber auch viele ausgefallen sind, beißt nicht mehr so fest wie früher. Doch er beißt noch. Er bezweifle, sagt er nun beleidigt an die Adresse seines „Bezwingers“ Jens Lehmann, dass es in Deutschland wieder eine Torwart-Ära wie die von Maier, Schumacher, Illgner (!) und Kahn geben werde. Lehmann, nicht weniger stolz, entgegnet: „Ach, wir kennen ja den Oliver. Er nimmt sich halt gern wichtig. Ich mag es nicht, wenn sich einer glorifiziert.“ Jüngst hat der ehemalige Bundestorwartsepp Maier ein Comeback seines Schütz- und Lieblings Kahn angeregt, nachdem Lehmann und die Nummer 2 Timo Hildebrand in ihren ausländischen Klubs nicht aufgestellt worden waren. All dies ist ohne nennenswerte Resonanz geblieben. Was hätten diese Scharmützel noch vor anderthalb Jahren für Aufregung gesorgt? Aber das alte Spiel funktioniert nicht mehr.
Doch erleben wir gerade erste Spuren der Torwartdebatte der Zukunft? Bayern-Manager Uli Hoeneß sagt, dass es nur einen Nachfolger Jens Lehmanns im Tor der Nationalelf geben könne, und es ist, oh Wunder!, der Reservemann des FC Bayern, Michael Rensing. Robert Enke, Manuel Neuer, René Adler, die Vielgepriesenen – könne man alle vergessen. Aber der Schuss ging nach hinten los. Durch sein Plädoyer hat Hoeneß nochmals darauf aufmerksam gemacht, dass die Bayern ihrem immerhin schon 23-jährigen Torwarttalent wichtige Jahre der Entwicklung und Reifung zu Kahns Gunsten (irreversibel?) vorenthalten haben. Im Gegensatz zu Schalke 04 und Bayer Leverkusen, die den Mut hatten, ihren Jungspunden Neuer und Adler den Vorzug vor den Etablierten Frank Rost und Jörg Butt zu geben. Mut, den in München kein Trainer aufbrachte. Warum eigentlich nicht, wenn Rensing doch so gut sein soll? Vor Jahren bereits stellte uns Hoeneß den damals noch unbekannten Rensing als „legendären Nachfolger von Oliver Kahn“ vor. Gut, gemeint hat er „den legitimen“. Solche Ausrutscher passieren nun mal, wenn man den Mund zu voll nimmt – selbst erfahrenen Mundzuvollnehmern wie Hoeneß.
Aber wir wollen uns nicht über Versprecher lustig machen, stattdessen auf das harte Los der Torhüter hinweisen, die sich mit deutschen Fernsehmenschen rumärgern müssen. Es gibt, das muss man mal so deutlich sagen, wirklich wenige, die sich mit dem Torwartspiel auskennen. Beispiel: Wenn ein Keeper bei einem Schuss mit der Hand den Ball berührt, das Tor allerdings nicht mehr verhindern kann, sagt jeder (ja, jeder!) Kommentator etwas wie: „Hier sah er unglücklich aus.“ So ein Käse! Wieso gesteht man ihm nicht das Lob zu, das Tor fast verhindert zu haben? Unglücklich sieht doch eigentlich ein Torwart aus, der überhaupt kein Körperteil in die Nähe des Balles bekommt. In diesem Fall heißt es aber meist: unhaltbar!
Anderes Exempel: Der klassische Satz eines Reporters (der auch bei keinem Kreisligaspiel fehlen darf): „Der Torwart stand zu weit vor seinem Tor.“ Nicht, dass das nicht auch der Fall sein könnte; doch der Vorwurf trifft selten ins Schwarze. Vor allem wird dabei übersehen, dass derjenige Tormann, der vor dem Tor agiert, viele andere brenzlige Situationen schon im Ansatz klärt und manchen Schuss besser abwehren kann. Einer der wenigen Torwartweisen in Deutschland, der FAZ-Redakteur Christian Eichler, verdeutlichte dies, als er über Lehmann schrieb: „Wer auf der Linie klebt, macht optisch den besseren Eindruck, weil Paraden dort meist spektakulär aussehen und Gegentore unhaltbar. Wertvoller fürs Team ist oft der Torwart, der riskiert, auch mal schlecht auszusehen.“ Warum dringt dieser Satz nicht zu Franz Beckenbauer und den anderen Premiere, ARD- und ZDF-Leutchen vor? Doch die Torwarttraditionalisten setzen leider noch allzu oft spektakuläre Flüge und Fauster mit Qualität gleich. „Super Parade!“
Zu rechnen ist dennoch mit dem Abschied vom Torwartleitbild Kahn. Der so sachliche wie selbstbewusste Enke spricht, nicht zum ersten Mal, Widerworte Richtung München und distanziert sich dezidiert von der Kahnschen Torwartschule – auffälligerweise, ohne dass er der Gotteslästerei bezichtigt wird. Und Nadine Angerer, die Torwartheldin von China, wehrt sich gegen den Vergleich mit Kahn: „Ich beiße keinem ins Ohr oder in den Hals oder was weiß ich wohin. Wir sind vom Torhüterspiel völlig konträr. Wenn ich einen Vergleich ziehen würde, dann bin ich eher auf Lehmanns Seite: der mitspielende Torwart.“ Argwöhnische Menschen könnten noch etwas gegen den Vergleich anbringen, der Angerer eigentlich adeln soll: Sie hat im wichtigsten Spiel ihrer Karriere, dem WM-Finale, eine bravouröse Leistung gezeigt – und gewonnen.
#4 meiner Kolumne auf stern.de
Rambo P. schrieb am 14. Oktober 2007:
Lieber Oliver,
In der Sache hast du im Grunde Recht, aber die Hoeneß-Passage ist mal wieder eine bodenlose Frechheit. Du gibst entweder vorsätzlich oder einfach aus Schlampigkeit das Zitat völlig falsch wieder. Das hat er wirklich gesagt:
„Infrage kommen drei Tormänner: Adler, Neuer und Rensing. Enke oder wie sie alle heißen kann man vergessen.“ (quelle: kicker)
Von „nur einem Nacfolger“ kann also nicht die Rede sein. Die beim Stern scheinen tolle Redakteure zu haben. Keiner merkt, dass du so einen Unsinn schreibst…
Rambo
PS: Deine Saisonprognose: Volltreffer! Wie war das nochmal? Schalke wird Meister, weil Klose bei Nike spielt und Bayern schrumpft mal wieder alle neuen Spieler (Ribery, Altintop, Klose, Jansen) klein. Bravo!
onkelheini schrieb am 14. Oktober 2007:
Wer Nachfolger von Jens Lehmann wird, steht noch gar nicht zur Debatte, das hat die Leistung von gestern wohl eindeutig belegt. Außerdem gibt es genug Torleute, die da in Frage kommen, nicht nur die drei genannten.
Hildebrand hat die größten Chancen, er spielt bei einem internationalen Top-Verein und ist im besten Torhüteralter. Enke müßte nur den Verein wechseln oder Hannover qualifiziert sich für einen internationalen Wettbewerb, dann sind auch seine Chancen höher. Tim Wiese hat schon große internationale Erfahrung bei Bremen sammeln dürfen, ist halt nur ein schwieriger Charakter. Das allein sollte kein Hinderungsgrund sein.
Die drei o.g. Torleute haben noch nie eine komplette Saison für ihren Verein gespielt. Neuer zeigte diese Saison schon Schwächen, Rensing spielt viel zu selten, Adler hat überhaupt keine Erfahrung auf internationalem Niveau. Sie jetzt als Nachfolger auf der Torwartposition zu benennen, ist viel zu früh und ein wenig hysterisch.
philipps schrieb am 14. Oktober 2007:
Lehmanns Aussage, er möge es nicht, wenn sich einer glorifiziert, amüsiert mich. Ich kenne nämlich das dazugehörige Interview. Da erfährt man zum Beispiel, dass, bevor Jens Lehmann I. auf die Insel kam, die Leute es noch nicht gesehen hätten, wie ein Torwart mitspielt und Flanken abfängt. Komisch, einer der Pioniere des modernen Torwartspiels, Edwin van der Sar, spielt doch schon seit 2001 in der Premier League.
Oder dass Lehmann wegen der Konkurrenz in der Nationalelf zwischen Winter 2005 und WM 2006 keine Fehler machen durfte und auch keine gemacht habe (eine Behauptung, die hoffentlich auch Sie bezweifeln, Herr Fritsch).
Oder dass heutzutage jeder im Stile Lehmanns spielt. Als ob Torhüter wie Gigi Buffon, Iker Casillas oder Peter Cech nicht stilbildend seien!
Wer Selbstglorifizierung nicht mag, sollte sich vielleicht etwas bescheidener äußern.
franzferdl schrieb am 15. Oktober 2007:
puhhhh, oliver fritsch, das langweilt, diese ständige ressentiment geschwängerten breitseiten gegen kahn & alle anderen bayern konsorten, die eigentlich einzig & allein dazu dienen, sich auf der moralisch ach so besseren seite zu wähnen. sicherlich, kahn besitzt ein massives torwart-ego, das ab & an mahnische züge annimmt. sein paralleles boulevard-ich und seine nähe zur blöd-zeitung sind peinlich. es stimmt auch, dass eine menschlich bedeutend angenehmere torwart-generation heranwächst mit einigen spielerischen vorzügen, die einem modernen fussballspiel eher angemessen sind. und dennoch: richtig ist natürlich auch, dass kahn immer noch recht konstante leistungen bringt, die einen wechsel lediglich um des wechsels willen nicht erfordern. und richtig ist leider auch: lehmann ist sicherlich nicht weniger von einem manischen, überheblichen und selbstunkritischen ego getrieben, er zählt in england eher zu den unbeliebteren kollegen & teilt daher bedeutend mehr eigenschaften mit kahn als trennende. immer auf diesen wohlfeilen zug aufzuspringen ohne eben sachliche gründe anzufügen – nunja, so kann sich eben jeder in seinem ressentiment ohne souveränität & kritsche (!) distanz aalen. es langweilt aber (siehe die sachlichen-dienlichen anmerkungen meiner vorredner) und ist ab & an ziemlich ärgerlich…
Oliver Fritsch schrieb am 15. Oktober 2007:
@franzferdl: Fein, mir Ressentiments vorzuwerfen und mir (und den hier angeführten Enke und Angerer) dann in vielen Punkten zuzustimmen. Was soll ich darauf entgegnen? Außerdem: „Auf den wohlfeilen Zug aufzuspringen“? Dass ich nicht lache! Ich hab schon gegen Kahn argumentiert, da stand das in Deutschland, glaub ich, noch unter Strafe.
@Rambo: Ja, mit meiner Saisonprognose könnte ich daneben liegen. Und? Hab ich kein Problem mit, das zuzugeben. Und die Schrumpf-Diskussion führen wir besser nicht mehr. Da hast Du Dich beim letzten mal selbst entlarvt.
M.Wiemer schrieb am 15. Oktober 2007:
Am 14.08.07 schrieb ich zu Deinem Torwartartikel mit Enke und Kahn auf http://www.hartplatzhelden.de folgendes:
Robert Enke lehnt sich ganz schön weit aus dem Fenster. In der Gruppe der Neuer, Rost, Miller, Adler, Weidenfeller, Schäfer. Wiese ist auch Enke einzuordnen. Alles gute Torhüter. Doch keiner kommt an die Weltklasse und die überragenden sportlichen Erfolge eines Oliver Kahn heran. Sind 2001 oder 2002 schon vergessen ? Bayern München gewinnt gegen Valencia und Deutschland kommt mit einer durchschnittlich begabten Elf ins WM Finale. Sind die vielen unzähligen Meistertitel und Pokalsiege mit Oliver Kahn vergessen ? Er hat das Torwartspiel in andere Dimensionen gehoben von denen alle Torhüter profitieren. Bitte dazu die Einkommen der Torhüter von vor 10 Jahren und jetzt vergleichen.Oliver Kahn ist die herrausragende charismatische Torwartpersönlichkeit in Deutschland. Enke kann sich also an einen Fehler von Kahn gegen Roberto Carlos erinnern. Na prima. Der frühere Weltklassetorhüter Jürgen Croy antwortete 1976 nach dem Olympiasieg in Montreal gegen Polen auf die Frage vom Sportjournalisten Heinz Florian Oertel: Wieviele Tore sind haltbar ? Jedes dritte ! Natürlich ist Fußball ein Mannschaftssport. Dies ist auch Oliver Kahn bekannt. Seine Aussage zum Rückspiel gegen Real Madrid sollte deshalb nicht auf die Goldwaage gelegt werden. Natürlich polarisiert Oliver Kahn. Dies war jedoch bei allen Weltklassetorhütern so. Erinnert sei an Toni Schumacher oder Sepp Maier. Natürlich muß keiner Oliver Kahn über den grünen Klee loben. Jedoch so respektlos wie Enke sich über das Torwartidol der letzten Jahre in der Bundesliga äußert finde ich nicht okay. Enke soll erst einmal einen Bruchteil der sportlichen Erfolge von Kahn vorweisen bevor er die negative Brille aufsetzt und sich über einen Fehler von Oliver Kahn gegen Roberto Carlos mokiert. Wie oft hat denn Robert Enke schon gegen Real Madrid mit Roberto Carlos gespielt ? Oliver Kahn wird diese Saison nochmals sehr konzentriert halten und sich mit dem deutschen Meistertitel von seiner grandiosen Torhüterlaufbahn verabschieden.
Dienstag, 14.08.2007 um 07:47h von Michael Wiemer
Nun noch ein paar Worte zu Lehmann. Seine Zeit läuft auch langsam ab. Er soll noch eine gute EM spielen (er wird ja wohl bis dahin kontinuierlich im Verein halten) und sich dann mit dem durchaus möglichen EM Titel sich aus der Nationalmannschaft verabschieden. Wer sein Nachfolger wird ist aus meiner Sicht noch sehr offen. Rensing wird dann ab nächster Saison angreifen. Wiese wird es wahrscheinlich wie Rost ergehen. Etwas zu kantiger Charakter und zu wenig Lobby beim DFB, Neuer muß seine durchaus starken Leistungen aus der letzten Saison über einen längeren Zeitraum zeigen, für Adler gilt selbiges, Enke ist gut – ihm fehlen natürlich internationale Bewährungsproben mit seinem Club, Schäfer ist noch nicht wieder an seine starke Nürnberger Zeit herangekommen, Weidenfeller schwächelt im Moment (nur eine Momentaufnahme ?) und Miller ist einfach ein Erfolgstyp mit viel Ehrgeiz und mitverantwortlich für den Höhenflug von Karlsruhe. Ich stimme Paul Breitner zu: „Auf der Torhüterposition hat Deutschland kein Problem.“
Jogi Löw hat die Qual der Wahl.
franzferdl schrieb am 15. Oktober 2007:
@oliver fritsch: vielleicht noch mal, etwas klarer formuliert. meine zustimmung betrifft wenn überhaupt die berechtigte kritik an seinem manchmal unerträglichen gebaren, insbesondere abseits des platzes. sprich: seine insbesondere von vielen medien hochgejazzte und erzeugte ego- und titanenmanie. unbestritten, und hier scheint sich eine eindeutige differenz erkennen lässt, ist m.e. seine sportliche leistung (in bezug auf konstanz und spielentscheidende fehler – soviel ich weiss, steht kahns torwartspiel gegenwärtig der modernisierung und attraktivitätssteigerung des bayern-spiels ausdrücklich NICHT im wege. es ist im übrigen eine mär, dass kahn als vertreter einer älteren torwartschule das spiel verlangsamt. das gegenteil trifft auch hier zu: er hat schon viele tore durch gezielte abschläge und -würfe eingeleitet. wer hats erfunden? mit sicherheit nicht lehmann, siehe oben). insofern frage ich mich schon, was einen diesbzgl. geritten haben muss, schon seit jahren, als großer selbsterklärter anti-mainstream-revoluzzer gegen kahn zu argumentieren? höchstwahrscheinlich drohte dabei die „kahn-keule“… wenn es jedoch (womöglich) nicht an der sportlichen leistung liegt (die gerüchten nach auch mit dem erfolg der mannschaft zu tun haben), woran dann? ist es nicht wohlfeil, seit 2006 die entscheidung klinsmanns gegen kahn endlich als gelegenheit zu nutzen und zu feiern, ein tremolo an abgesängen auf die karriere kahns rauszublasen?
franzferdl schrieb am 15. Oktober 2007:
@oliver fritsch: vielleicht noch mal, etwas klarer formuliert. meine zustimmung betrifft wenn überhaupt die berechtigte kritik an seinem manchmal unerträglichen gebaren, insbesondere abseits des platzes. sprich: seine insbesondere von vielen medien hochgejazzte und erzeugte ego- und titanenmanie. unbestritten, und hier scheint sich eine eindeutige differenz erkennen lässt, ist m.e. seine sportliche leistung (in bezug auf konstanz und spielentscheidende fehler – soviel ich weiss, steht kahns torwartspiel gegenwärtig der modernisierung und attraktivitätssteigerung des bayern-spiels ausdrücklich NICHT im wege. es ist im übrigen eine mär, dass kahn als vertreter einer älteren torwartschule das spiel verlangsamt. das gegenteil trifft auch hier zu: er hat schon viele tore durch gezielte abschläge und -würfe eingeleitet. wer hats erfunden? mit sicherheit nicht lehmann, siehe oben). insofern frage ich mich schon, was einen diesbzgl. geritten haben muss, schon seit jahren, als großer selbsterklärter anti-mainstream-revoluzzer gegen kahn zu argumentieren? höchstwahrscheinlich drohte dabei die „kahn-keule“… wenn es jedoch (womöglich) nicht an der sportlichen leistung liegt (die gerüchten nach auch mit dem erfolg der mannschaft zu tun haben), woran dann? ist es nicht wohlfeil, seit 2006 die entscheidung klinsmanns gegen kahn endlich als gelegenheit zu nutzen und zu feiern, ein tremolo an abgesängen auf die karriere kahns rauszublasen? gemäß des alten möllemann-mottos: endlich traut sich mal einer, DIE wahrheit zu sagen…
philipps schrieb am 15. Oktober 2007:
Ein kleiner Nachtrag zu der Bewertung des Torwartspiels in Presse und Fernsehen. Wie stark sich auch dort die Moderne breitgemacht hat, lässt sich an den Worten ablesen, die ich mit Abstand am häufigsten von den Kommentatoren höre: „Hervorragend mitgespielt von XY!“ Das geht offenbar so weit, dass, wenn ein Torwart mal schlecht mitspielt, so wie Jens Lehmann vorgestern, es nicht mehr kritisiert wird.
Rambo P. schrieb am 15. Oktober 2007:
Du kannst in deinem Blog natürlich schreiben, was du willst. Wenn es nicht gerade um bayerische Medienhoheit, bayerische Doppelmoral, bayerische Schrumpfspieler, bayerische Torhüter, die bayerische Weltverschwörung, die Protokolle der Weisen von der Säbenerstrasse oder ähnlich paranoiden Schmarrn geht, liest man es auch gerne.
Aber warum fällt es dir so sagenhaft schwer, ein grobes Foulspiel einzugestehen? Man kann doch nicht einen ganzen Artikel auf einem falschen Zitat aufbauen… Schon gar nicht als oberster Moralwächter. Ein simples „oh, da habe ich mich leider von meiner blinden Bayern-Apathie verleiten lassen und ein bisschen geirrt“ oder so würde ja schon reichen.
Mich würde interessieren, was du sagen würdest, wenn Hoeneß Allofs öffentlich falsch zitieren und ihm daraus einen Strick drehen würde. Das gäbe Stoff für zehn Blogs, oder?
Rambo P. schrieb am 15. Oktober 2007:
„Antipathie“, natürlich.
philipps schrieb am 15. Oktober 2007:
Und noch was zu Robert Enkes Aussage, auch Kahn könne kein Spiel alleine gewinnen. Recht hat er, aber es gäbe durchaus Anlass, den Namen Kahn durch Lehmann zu ersetzen.
Im schon erwähnten Spiegel-Interview sagte Lehmann, angesprochen auf seinen Konkurrenten Almunia bei Arsenal, sinngemäß, er mache sich um seine Position als Nummer Eins keine Sorgen, denn Almunia habe – Achtung! – seiner Mannschaft noch nichts gewonnen. Gemeint sind anscheinend Titel, nicht bloß ein läppisches Spiel.
Aber da Lehmann von Kahn nicht nur den Stammplatz in der Nationalelf, sondern auch den Status der Unantastbarkeit übernommen hat, sagt keiner was.
hotte schrieb am 17. Oktober 2007:
Also ich als Werderfan erinnere viel mehr Pannen des „unmenschlichen“ Oliver Kahn, als nur die gegen Robeto Carlos. Schön auch z.B. wie er Ivan Klasnic im Mai 2004 den Ball quasi vor die Füße legte. Und es sind oft entscheidenden Spiele gewesen, in denen der sich selbst überschätzenste Torwart der Welt einfach mal schlecht aussah. Das kann und läßt sich nicht wegdiskutieren. Auch fällt mir niemand in den letzten 20 Jahren BL-Geschichte ein, der derart häufig Spieler des Gegners und die eigenen meint körperlich angreifen zu dürfen. Auch das wird kein Mensch klaren Verstands wegdiskutieren wollen. Ebensowenig den klaren Fakt, dass der „gute“ Oliver nunmal in der Nationalmannschaft keinen Titel gewonnen hat, ganz im Gegenstz zu seinem direkten Vorgänger Andreas Köpcke, den Oliver als Ersatzmann in schönen Regelmäßigkeit verbal angegriffen hat, obwohl nur er sich selbst als die bessere Lösung ansah.
Das Argument dass Lehmann in England nicht gerade beliebt sei, ist natürlich auch ein Kracher, kann mir kaum einen unbeliebteren Spieler in der gesamten BL vorstellen, als den Mann der in Spanien nunmal „Monster“ heisst und in England „Ape“.
P.S. Können mir die versammelten Bayernjünger mitteilen, ob Oliver K. jemals einen einzigen Schuß von Felipe Inzaghi auf´s´Bayerntor abgewehrt hat?
M.Wiemer schrieb am 17. Oktober 2007:
@hotte: Okay Hotte die Quote von Kahn gegen Inzaghi ist nicht so toll. Oft tauchte das italienische Schlitzohr (immer hart an der Grenze des erlaubten Nicht Abseits) frei vor Oliver Kahn auf. Ja bei Klasnic schaute Kahn nicht gut aus. Das war das Jahr 2004. Werder holte dank eines überragenden Ailton und einer tollen Mannschaft verdient Meistertitel und Pokal. Da Werder jedoch Ailtion und Kristajic zu Schalke ziehen lies (hielt Allofs da Tiefschlaf ?) wartet Bremen vergebens seitdem auf zählbares. Bayern holte seit 2004 in Deutschland 2 x das Double. 2008 können wir gerne nochmals den weiteren Verlauf der Meisterstatistik besprechen. Bremen hat jedoch durch Wiese seinen eitlen Fehler bei Juventus dafür gesorgt das sich die Juve Fans noch heute vor Lachen auf die Oberschenkel schlagen. In der Historie fällt mir auch Oliver Reck im Tor bei Werder ein. Sein Spitzname war doch Pannen Olli .
Tobias S schrieb am 18. Oktober 2007:
@M.Wiemer: Also zu einer Vertragsverlängerung gehören immer noch zwei Seiten und Allofs Tiefschlaf vorzuwerfen, ist schon ein starkes Stück, wenn man sich an die Umstände dieser beiden Wechsel zurückerinnert! Dann lag der kleine Zwischenfall mit Höneß, Hitzfeld und Klose am Flughafen Hannover wohl auch an der Bremer Unachtsamkeit?
Und dass ein Spieler, der von einem anderen Verein das doppelte Gehalt angeboten bekommt, nicht leicht zu halten ist, dürftet ihr spätestens seit Ballack auch wissen (obwohl, nein, den wolltet ihr ja ohnehin loswerden…).
Und warum möchtest du erst 2008 über den Verlauf der Meisterstatistik sprechen? Weil 2007 so gar nicht in den Rahmen passte?
„Pannen Olli“ Reck schaffte übrigens gleich in seiner ersten Saison 1987/88 eine Gegentorquote, von der der Titan bis heute nur träumen darf!
hotte schrieb am 18. Oktober 2007:
@ M.Wiemer: Oh je, der Kommentar eines gekränkten Bayern-Zuschauers, oder sollte ich besser „Kunden“ schreiben? Spitzenmäßig den „Pannen-Olli“ vorzuholen, da könnte man natürlich mit einem Jean-Marie Pfaff kontern, aber auf solch ein Niveau wollen wir doch nicht runtersinken, oder?
Auch ihr Kommentar bzg. Wiese ist nur gröbster Unfug, Da Wiese in dem Spiel phänomenal hielt, bis eben auf die eine Situation. Der Satz dass sich „Juve Fans heute noch vor Lachen auf die Schenkel schlagen“, zeigt leider ungefähr ihr Niveau an, da sie denn natürlich nicht beweisen können, sondern lediglich mal als angebliches Faktum in den Raum stellen.
Meinen sie etwas ganz Madrid lacht über O.Kahn wegen seines Fehlers gegen Roberto Carlos? Ganz Brasilien wegen der Nummer im WM-Finale2002? Ganz Bremen wegen der Klasnic-Aktion, oder dem letztjährigen Freistoß von Womé? Wenn das ihre Fußballsicht ist, lacht ja bald die halbe Welt…
Ansonsten weiter an den Bayernerfolgen „aufgeilen“, wenn einem das sonstige Leben nur wenig bieten kann, gell.
Oliver Fritsch schrieb am 18. Oktober 2007:
Lehmann wirkt nicht sonderlich sympathisch und auch nicht unbedingt moralisch besser (soll ich das behauptet haben?). Aber er ist, zumindest in den letzten zwei Jahren, der bessere Torwart als Kahn. Wer anderes behauptet, hat nicht viel mitbekommen oder Sand in den Augen, den er sich von ARD, Bild, Hoeneß und Co. hat in die Augen streuen lassen.
M.Wiemer schrieb am 18. Oktober 2007:
@Tobias S Natürlich hat Allofs bei Ailton gepennt. Bei Klose übrigens auch. Momentan hat er gerade wieder bei der vergeigten Verlängerung mit Wiese gepennt(der jetzt ablösefrei geht). Klose wollte und konnte die Stänkereien von Frings (gibt es eigentlich keinen Friseur in Bremen) nicht länger ertragen. Reck mit Kahn zu vergleichen ist von Dir recht mutig. Wie oft hat Reck für Deutschland gespielt ? Meisterstatistik 2008 – da kommt dann wieder ein neuer Titel von Bayern dazu. Was macht eigentlich Lemke ? Ist er immer noch so ein prüder Uli Hoeneß Hasser. Ich fand Lemke immer ziemlich lächerlich wie er auf der Sozialen Neidschiene fuhr.
@Hotte Wieses Fehler war die Ursache für das Ausscheiden gegen Juve. Dies ist ein Fakt. Jedoch geht Wiese ja nach Saisonende ablösefrei von Werder.
Ich bin übrigens nicht gekränkt ob Deiner Zeilen. Ich bin seit 1973 Bayern Symphatisant, Fan, Anhänger. Ich respektiere auch deine Nähe zu Werder. Ich habe und mach es noch auch immer großen Respekt vor den leistungen von Otto Rehagel gehabt. Im internationalen Vergleich drücke ich auch werder immer die Daumen. Lass uns also nicht in eine Diskussionsniveauebene abgleiten die nichts mit der schönsten Nebensache der Welt – dem Fußball – zu tun hat.
Oliver Fritsch schrieb am 18. Oktober 2007:
Nein, Lehmanns zwei Fehler belegen nicht das Gegenteil. Das ist Unsinn! Er hat eine sehr geringe Fehlerquote und ist, was die Strafraumbeherrschung betrifft, Kahn um zwei Klassen voraus. Mensch, das muss doch selbst Bayern-Fans im Irland-Spiel aufgefallen sein.
Der Hinweis auf MSI und Werder ist sicher berechtigt, und ich nehme es mal als Kompliment, dass Du von mir, einem kleinen Blogger, Aufklärung erwartest.
Rob schrieb am 20. Oktober 2007:
Schönes Exempel Herr Fritsch. Auch gerne bei Flanken benutzt:
„Wenn er rauskommt muss er ihn haben“ (gemeint ist der Ball). Ein Satz der den Zuschauer glauben läßt gutes Torwartspiel ist sich aus 5 Metern den Ball ins Netz köpfen zu lassen.
Flanken fangen um eine hundert prozentige Chance zu verhindern? Viel zu riskant. Solche unspektakulären Rettungstaten bemerkt eh keiner, sicher wären nur die hämischen Kommentare wenn man am Ball vorbei fliegt. Also lieber auf der Linie stehen bleiben und den Unhaltbaren kassieren.
Darf man das die O.Kahn Philosophie nennen?