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Raphael Honigstein (Süddeutsche Zeitung) berichtet, dass Owen Hargreaves bei Manchester United inzwischen Fuß fasse, nachdem er lange nicht zuletzt durch Verletzungen einen schweren Stand hatte. Bemerkenswert ist das Zitat aus der „Sunday Times“; Hargreaves hat der Zeitung über seine Anfangszeit als Profi bei Bayern München (2000) erzählt, in der Lothar Matthäus, Mario Basler und Stefan Effenberg ihm das Leben schwer gemacht hätten: „Der Druck in der Mannschaft war wahrscheinlich zu hoch, es gab die ganze Zeit üble Grätschen und Kämpfe. Es ist unglaublich, wie oft ich mit den älteren Spielern aneinandergeraten bin. Sie haben sich wohl durch mich bedroht gefühlt.“

Weiter heißt es: „Es gab eine feste Hierarchie, jeder hatte seinen bestimmten Platz. Über mich, den Kanadier, haben sie nur gelacht: ‚Geh’ doch zurück in dein Iglu!’, ging der Witz. Selbst die Trainer haben einen zurückgehalten. Sie dachten, ich komme zu schnell vorwärts. Hier in Manchester geht es nicht darum, wie alt du bist. Es gibt nur gute oder schlechte Spieler.“

Honigstein erläutert am Beispiel Hargreaves auch, wie leicht man im Fußball zum Sonderling werden könne (gemeint ist in diesem Fall Englands Fußball, aber gleiches kann man wohl auch über den deutschen sagen): „Hargreaves liest Milan Kunderas Romane und gilt in der Nationalmannschaft als verwegener Abenteurer, seit er während der WM 2006 vom Teamhotel in Baden-Baden für einen Stadtbummel nach Straßburg (in Frankreich!) fuhr. So viel eigenständiges Denken ist man von den hiesigen Profis nicht gewöhnt.“ Und Hagreaves werde diesen Sommer Urlaub in den Lakes machen.
lakes.jpg
Lake District

Hierzulande gibt’s einen ehemaligen Nationalspieler, dem man ja schon deshalb Tiefgang und Seele nachsagt, weil er Paulo Coelho liest (von dem mir meine Ex-Freundin mal nach der Trennung ein Buch schenkte. Aus Rache sozusagen. Also statt Kressesamen auf den Autositz oder so).

Hier sehen Sie Hargreaves ersten Treffer für ManU: einen Freistoß gegen Fulham (1. März 2008)

2 Kommentare

  1. Linksaussen schrieb am 4. März 2008:

    kressesamen auf dem autositz? können die da etwa wachsen?

    interessanter jedoch wäre, ob die hierarchie bei bayern immer noch ähnlich funktioniert. bei van bommel (kahn sowieso) könnte ich mir auch gut vorstellen, daß er jeden neuankömmling erst mal mit ner blutgrätsche empfängt.
    und wieviel einfluß hat ein trainer auf so etwas? hitzfeld mag sich ja ein wenig weiterentwickelt haben in seiner auszeit, aber ich glaube, so etwas habituelles wie hierarchievorstellungen ändert man in dem alter nur noch höchst selten (und bestimmt nicht, wenn man damit zwei champions league-titel gewonnen hat).

    wie also fühlen sich schweinsteiger (gut, der ist ja schon länger dabei, aber arrviert wohl immer noch nicht), podolski, breno, jansen, schlaudraff? also junge spieler, die der trainer nicht unbedingt zu seinen korsettstangen zählt? gerade bei podolski könnte das ja eine (nebst anderen) erklärung für seine laune und seine form sein, wie auch das aufblühen in der nationalmannschaft zeigt. bin gespannt, was klinsmann dann im sommer mit der mannschaft und ihrer hierarchie anstellt (und auch da wieder: wieviel einfluß hat ein trainer auf solche kabinen-interna?).

  2. Doerk schrieb am 10. März 2008:

    Tja, good old Führungsspieler, das ist offenbar wirklich ein deutsches Phänomen.

    Geht wohl nicht ohne oftmals demonstrierte und medial gefestigte Hierarchien, siehe Effenberg, Matthäus, etc.

    In anderen Ländern gehts auch mit mehr Bescheidenheit und weniger Grosskotzigkeit, da denke ich so an Zidane oder Maldini

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