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Oliver Fritsch Österreich betet

von Oliver Fritsch

Als Vorbereitung für Montagabend sollten Sie sich mal hier umtun. Der Herr Magister Andreas Grainer hat sehr umfassend einschlägiges Material gesammelt: „Lieber Gott, schenk uns ein neues Cordoba!“ Fotos, Texte, Audios (etwa Edi Finger bei der WM 54,), Videos etwa die bekannte Satire von Stermann & Grissemann, des österreichisch-deutschen Kabarettistenduos, und ein aktueller Clip des deutschen Liedermachers Pigor („Deutschland is draussn“) sowie den titelgebenden Clip von Mambo Kurt & Hanna. Fingers Radio-Reportage von 1978 hat der österreichische Dramaturg Roland Koberg in der Berliner Zeitung ausführlich analysiert: „Finger lieferte ein Psychogramm seiner Heimat.“


Österreich ruft im Himmel an


Stermann & Grissemann


Pigor: Deutschland is draussn! Rockt gut, finde ich

Was ich auf Grainers Seite nicht finden konnte, ist Pigors Alternativvariante:


Österreich ist raus!

Die SZ hat mit Pigor über die beiden Videos gesprochen: „Wir Kabarettisten dürfen niemals affirmativ sein. Wir müssen was dagegenhalten, wir müssen stänkern.“ Feine Sache, allerdings fühlt man, wenn man sich Pigors Videos nacheinander anschaut, dass das Schadenfreudepotential morgen ungleich verteilt sein wird: Deutschland kann verlieren und will das verhindern; Österreich kann und will gewinnen.

Ich möchte zu all dem zunächst nur sagen: Warum sich lustig machen über die Cordoba-Nostalgie der Österreicher? Hierzulande ist das Wunder von Bern doch auch sehr gegenwärtig. Und: Lieber Gott, bewahre uns vor Matthias Sammer!

12 Kommentare

  1. Doerk schrieb am 15. Juni 2008:

    Lieber Gott, bewahre uns vor Matthias Sammer!
    Das kann ich auch nur hoffen.

  2. Seggel schrieb am 15. Juni 2008:

    was, außer dass er unsympathisch ist, kann man gegen Sammer als Chef-Trainer sagen?

  3. nedfuller schrieb am 15. Juni 2008:

    @2: Der bestehende hat gerade sehr viel dagegen.

    Warum Löw entlassen? Sind wir schon draussen?

  4. FinaleOho schrieb am 15. Juni 2008:

    Na ja, der Unterschied zwischen Cordoba-Nostalgie und „Wunder von Bern“ ist eben, dass Deutschland in Bern nicht nur eine Weltklasse-Mannschaft besiegt hat, sondern dass es ein WM-Finale war und somit Deutschland Weltmeister wurde.
    Cordoba ’78 dagegen ist ein Spiel gewesen, bei dem vorher bereits feststand, dass Österreich und Deutschland nicht in die nächste Runde kommen und es somit um nichts mehr ging. Wenn man sich dann 30 Jahre lang an diesem unbedeutenden Sieg ergötzt, dann ist das nicht nur lächerlich, sondern auch schädlich für den österreichischen Fußball, wenn man so nostalgisch der Vergangenheit anhängt.

    Ich glaube kaum, dass wir Sammer fürchten müssen. Deutschland wird noch weit kommen bei dieser EM. Und nachdem ich gerade die Moral der Türken gegen die Tschechen gesehen habe, muss ich sagen, dass ich doch ganz froh bin, dass Deutschland nur noch zweiter werden kann und somit auf Portugal trifft.

  5. Max Diderot schrieb am 16. Juni 2008:

    Jetzt ist es so weit. Die alpenländischen Wunderkicker treffen auf die DFB-Elf. Was in der Rückbetrachtung als Chimäre anmutet, schließlich rangiert das ÖFB-Team in der aktuellen Weltrangliste auf einem jenseitigen Platz, den man auch vom Großglockner betrachtet kaum mehr wahrnehmen kann, stellt sich im Nachhinein als schwejksche Finte heraus: tarnen, täuschen, tricksen.

    Klar müssen wir diese Filigrantechniker à la Emanuel Pogatetz fürchten, diesen Rastelli des Balles, Spitzname „Mad Dog“, zudem noch ungemein zweikampfstark. Harnik, der das Geschehen in und um Bremen zumeist von der Auswechselbank betrachtet: Ein wahrer Fußballgott, dessen Fähigkeiten bis dato verkannt worden sind. Ein Arsenal an blendenden Fußballspielern, das unser Nachbarland zu bieten, und deren Marktwert tagtäglich steigt. Der junge Prödl, heute Gottseidank gesperrt, vertritt auf den ersten Blick die Schule des alten Fußball-Knarzers Wörns, tatsächlich aber nur mit einer Zeile der Brechtschen Kinderhymne exakt zu beschreiben „Anmut sparet nicht noch Mühe“. Und, nicht zu vergessen, der austrianische Wundertorhüter Jürgen Macho, aus seiner Zeit bei Lautern als genuine Wiedergeburt eines Fliegenfängers bekannt. Nein, gegen diese fußballerischen Riesen hat die deutsche Mannschaft keine Chance. Möglicherweise erkennt sie dies frühzeitig und signalisiert den Österreichern ihre Bereitschaft zur vorzeitigen Aufgabe.

    Vielleicht lohnt es sich aber auch, einer heute Früh vernommenen Radionachricht mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Die Bundeskanzlerin will nach Wien fliegen und, gemeinsam mit einigen Ministern, sich das Match anschauen. Möglicherweise, das Presseamt läßt ja nichts unversucht, die Vorliebe von Frau Merkel für die klassische Musik hervorzuheben, also möglicherweise, weil sie das Ernst-Happel-Stadion als eine Art Wiener Oper interpretiert, nun, möglicherweise wird sie wieder so ein Kleid tragen, das sie jüngst bei der Eröffnung der Osloer Oper trug, und das einen Teil ihrer körperlichen Proportionen so vorteilhaft zur Geltung brachte. Beim Anblick des Ausschnitts der Kanzlerin, natürlich via Video-Leinwand, kommen die österreichischen Superkicker ins Grübeln, schließlich haben diese nur einen mehr oder weniger griesgrämig wirkenden Alfred Gusenbauer als Regierungschef, und die deutsche Elf erkennt die tiefenpsychologische Bedeutung, die von der weiblichen Brust ausgeht, und bietet dem ÖFB-Team Paroli.

    Gut, dass ich Frau und Kinder schon in den Urlaub geschickt habe – mit der Bahn! – und meine Freunde und ich beim gemeinsamen Gucken standfest sind, die DFB-Elf unterstützen und nicht vordergründigen Reizen erliegen werden.

  6. trebor schrieb am 16. Juni 2008:

    Chapeau Monsieur Diderot!

  7. Ditschi schrieb am 16. Juni 2008:

    Herr, lass es schnell 22.30 Uhr werden, damit der Schwachsinn endet, sei es die Beschwörung von Cordoba oder die Schlagzeilen (Münchner AZ: „Österreich-Deutschland 5:7! Was wir alles besser können“). Wozu der Fussball alles herhalten muss … Heute Abend wollen wir unser letztes Vorrundenspiel gewinnen und ins Viertelfinale einziehen, c’est tout.

  8. Manfred schrieb am 16. Juni 2008:

    @ FinaleOho: es ging für die deutsche Mannschaft durchaus noch um etwas, nämlich den Einzug ins Spiel um Platz 3, für den zB ein 2:2 gereicht hätte.

  9. Michael Pöppl schrieb am 16. Juni 2008:

    Lieber Oliver Fritsch,

    für dich und alle anderen zur Erheiterung der passende Song auf youtube, der wahrscheinlich die wahre österreichische Stimmung erfasst:

    http://www.youtube.com/watch?v=dewp5_orRIc

    Großes Tennis!

  10. BArometer21 schrieb am 16. Juni 2008:

    Österreich betet? Lassen wir sie beten!

    Es wird nicht reichen.

  11. Maik schrieb am 16. Juni 2008:

    Holla! Die deutsche Nationalmannschaft ist im Viertelfinale!

  12. Foo schrieb am 16. Juni 2008:

    Dann soll es wohl so sein. Die Österreicher haben aber auch guten Fußball gespielt.

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