direkter-freistoss.deNicht-anonymes Fußball-Blog 

Direkt zum Inhalt springen

Oliver Fritsch Österreich-Deutschland 0:1

von Oliver Fritsch

Denen haben wir’s aber gegeben, den Österreichern! Viel fällt mir nicht ein zu dem Spiel, für eine detaillierte Analyse hab ich auch ein Bier zu viel getrunken. War ja auch nicht anders auszuhalten. Also gut, wo anfangen? Was hat mich am meisten enttäuscht? Erstens, dass der Führungstreffer keine Fesseln gelöst hat. Allenfalls zwei bis drei Chancen haben sich noch ergeben, als sich die Deutschen in Österreichs Hälfte getraut haben. Aber können sie nicht kontern? Der Konter scheint doch die Schlüsseltaktik bei dieser EM. Die haben Löws Jungs offenbar nicht drauf.

Zweitens Gomez. Bitte, was ist denn mit ihm los? Der Junge schien in den letzten zwei Jahren zu gut für die Bundesliga, und jetzt ist er von der Melancholie befallen. Wie viel soll er wert sein? 30 Millionen? Eher mehr? Ist das der Bayern-München-Faktor? Wirkt der jetzt schon so stark, dass Spieler nicht erst dann verkümmern, wenn sie dorthin gewechselt, sondern nun bereits, wenn sie dort im Gespräch sind? Diese vergebene Chance aus drei Meter Torentfernung werden wir nie vergessen. Dass er in die EM-Geschichte eingehen würde – damit hatte ich gerechnet; vorgestellt hatte ich es mir anders. Aber es war nicht nur diese Szene, er hat auch sonst keinen Vertrag mit dem Ball geschlossen an diesem Tag, an diesem Turnier. Löst sich nicht von seinem Gegenspieler.

Drittens: Die Außenverteidiger rückten immer zu weit nach innen. Vielleicht war das ja eine Vorgabe des Trainers; immerhin konnte Lahm in der zweiten Halbzeit eine sehr brenzlige Situation am Elfmeterpunkt entschärfen. Dabei dachte ich, Löw will die gegnerischen Stürmer in die Mitte zwingen. So hatten die Österreicher viel Platz zum Flanken. Gott sei Dank ist Platz nicht alles bei Flanken, man muss auch flanken können.

Was kann man der DFB-Elf durchgehen lassen? Lahm war gut, feines Dribbling, das zum spielentscheidenden Freistoß führte. Ballack bekommt ein Fleißkärtchen, und sein Freistoß war natürlich ein Pfeil. Lehmann entgegen meiner Erwartung souverän, wurde allerdings nur in seinen starken Fächern (Flanken, ein Pass hinter die Abwehr) geprüft. Mertesacker gewann jedes Kopfballduell (aber „überragend“ ist was anderes, Tom Bartels), Metzelder wirkt nach wie vor anfällig, hat jedoch keinen bedeutenden Fehler gemacht. Klose mit leichter Tendenz nach oben. Aber das Spiel nach vorne lässt mich auch zwei Stunden nach Abpfiff mit dem Kopf schütteln. Und ich musste manchen Einwurf ansehen, der mich an meine Mannschaft erinnert, wo an schlechten Tagen die Regel gilt: Einwurf gleich Ballverlust.

Und dann diese Schönfärberei in der ARD! Bei allem „Druck“, den man der Mannschaft ja zugestehen darf und soll – angesichts dieser miserablen Offensivleistung kann man ruhig mal deutlicher werden, Tom Bartels. Auch hätten wir gerne mehr darüber erfahren, warum die Trainer auf die Tribüne geschickt wurden. Da mussten wir dumm ins Bett gehen. Die ganze Nachberichterstattung bringt uns so gut wie keinen Erkenntniszuwachs.

Also gut, Blamage vermieden. Doch hatten wir von dieser Mannschaft mehr erwartet als schnödeste Pflichterfüllung. Vielleicht kommt ja noch was. Hoffentlich mit ein paar Wechseln in der Startelf. Jetzt Viertelfinale gegen Portugal. Wann trat eine deutsche Mannschaft zuletzt in einer solch deutlichen Außenseiterrolle an, wie das am Donnerstag der Fall sein wird? Im Finale 2002 gegen Brasilien vielleicht? Oder müssen wir noch weiter zurückblicken: 1986 im Halbfinale gegen Frankreich? Der Sieg gegen Österreich hat einem eher noch Hoffnung genommen denn entfacht. Die schwache Leistung gegen Kroatien wurde bestätigt.


via 101greatgoals.com

Und hier noch das zweite Spiel:


Croatia – Poland 1-0 Euro 2008 GoalMore amazing videos are a click away

74 Kommentare

  1. M.Wiemer schrieb am 17. Juni 2008:

    Natürlich ist Bayern München großes Kino. Wer da im Hauptfilm mitspielen will sollte schon beißen können und die mentale Stärke eines Breitner, Hoeneß, Roth, Schwarzenbeck, Maier,Beckenbauer, Augenthaler, Matthäus, Effenberg, Jeremies, Elber, Lizarazu oder Kahn haben. Spieler mit zuwenig Biss und Angst im Nacken haben keine lange Zeit bei Bayern. Dies jedoch zurecht. Bei Bayern herrscht das Leistungsprinzip. Bei der Nationnalmannschaft hat Löw dieses schon seit längerem ausser Kraft gesetzt. Wieso bitte darf eine Reservetorwart ran ? Wieso darf ein bei Real Madrid im „Dauereinsatz“ tätiger Spieler wie Metzelder ran ? Wieso verspricht Löw vor der EM das die Nationalelf in TOP Form und – fit auf den Punkt – auflaufen wird wenn dies einfach nicht der Realität entspricht ? Wieso durften von den Versagern vom Kroatien Spiel 10 Spieler wieder auflaufen. Wird fehlende Einstellung und eine ungenügende Laufbereitschaft auch noch mit kontinuierlicher Aufstellung belohnt und dies uns als modernes Spielsystem verkauft. Wiso landet der so ach immer beherrschte Löw auf der Tribüne. Schweinsteiger muß doch innerlich gebrüllt haben vor Freude. Man darf sich halt nicht provozieren lassen. Es wird höchste Zeit das sammer den Laden übernimmt und wieder Power und Leidenschaft hineinbringt.

  2. SAMHaze schrieb am 17. Juni 2008:

    Warum er nicht große Teile der Mannschaft nach dem Kroatienspiel auswechselt? Mal auf unsere Bank geguckt, was da so sitzt?
    Wie Ballack bereits im Vorfeld der EM gesagt hat, haben wir KEINEN GUTEN breiten Kader, wo die Leute 1zu1 ersetzt werden können. Da kann man Löw keinen Vorwurf machen. Er muss auch in schwachen Spielen der ersten 11 vertrauen! Das ist auch der Grund dafür, warum die Niederländer stark sind… da werden dann Leute wie Huntelaar, Robben, van Persie etc. eingewechselt und die schaffen es sogar noch, einen draufzusetzen, wenn der Gegner müde ist. Nicht Flitzpiepen wie Odonkor, Kuranyi etc.
    Das einzige, was ich nicht verstehe, ist ein Stammplatz von Lehmann, wenn man 2 bärenstarke Keeper auf der Bank hat und der Verzicht auf Marin! Der hätte noch spielerische Impulse setzen können. Stattdessen laufen da Odonkors etc. rum… den Vorwurf kann man anbringen!

  3. 12. Mann schrieb am 17. Juni 2008:

    @ M.Wiemer: Nun ja, wie sagte Rummenigge doch so schön: Fußball ist keine Mathematik. Es ist leider nicht so im Fußball, dass es gleich besser wird, wenn man nur die 11 Versager vom vorherigen Spiel austauscht. Und auch Ottmar Hitzfeld hat nach der Durstrecke der Bayern zum Ende der Hinrunde nicht die gesamte Mannschaft ausgetauscht, weil er weiß, dass das nichts bringt.
    Sie fragen: „Wieso bitte darf ein Reservetorwart ran?“ Aus dem selben Grund aus dem ein Reservestürmer (Podolski) spielen darf. Jogi Löw denkt, dass sie die Besten sind. Ob das stimmt, darüber kann man streiten.
    Aber ihr Vorwurf, dass Löw das Leistungsprinzip außer Kraft gesetzt hat, ist meiner Meinung nach doch ein wenig zu pauschal. Bis jetzt hat noch kein Spieler so richtig überzeugt, egal ob sie zuletzt in ihren Vereinen in Topform waren (Gomez, Ballack) oder nicht.

  4. M.Wiemer schrieb am 17. Juni 2008:

    @SAMHAZE Der Kader ist also dran Schuld. So so. Dies ist ja eine Bankrotterklärung. Wer hat den Kader zusammengestellt ? Wer hat Marin Hoffnung gemacht und ihn dann doch wieder wie einen Schulbub nach Gladbach geschickt ? Wer hat Jones nach Hause geschickt ? Wer hat vom EM Titel erzählt ? Dem Gewinn des EM Titel durch Deutschland. Dies war der nette Herr Löw mit Puls 60. Löw muß sich schon hinterfragen lassen. Ohne wenn und aber. Wer das Maul aufreißt bis zu den Ohren muß auch mit dem Medienecho leben.
    Der Grund für Hollands sehr schöne und gut anzuschauende erfolgeiche 2 Spiele ist unter anderem eine starke erste Elf und eine gute Auswechselbank. Deutschland hat mit Ballack halt nur einen Mann von richtig internationalem Format.

  5. Holger Kremer schrieb am 17. Juni 2008:

    Doch doch, das ist definiv Schwarzmalerei. Wer angesichtes des Einzugs ins Viertelfinale nichts Poslitives sieht, der ist extrem Ignorant.

    Deutschland hat dominiert, ausreichend Chancen gehabt, fast keine Zugelassen. Aber dem einen oder anderen hat es wohl an Showeffekten gemangelt? Geht zum Catchen, das passiert ständig was.

    Beim Fussball verkompliziert sich alles durch die Anwesenheit der Gegnerischen Mannschaft!

  6. M.Wiemer schrieb am 17. Juni 2008:

    @12.Mann Löw hatt definitiv schon lange vor dem Turnier das Leistiungsprinzip ausser Kraft gesetzt. Namentlich bei der Torhüterposition und auffällig in seiner Nibelungentreue zu Metzelder. Die Mannschaft topfit auf den punkt in das Turnier zu schicken ist Aufgabe von Löw und seinem großen Helfersstab. Er hatte es auch versprochen. Die Realität ist eine andere. Die Mannschaft ist nicht topfit ins Turnier gegeangen. Körperliche und geistige Frische fehlen. Natürlich sind die langen Verletzungen in der Saison u.a. von Frings, Borowski oder Metzelder bekannt. Löw hat fast wie ein Guru die Gesundheilung z. Bsp. von Metzelder betrieben und im Archiv der Turniere von Metzelder gegraben. Entscheidend ist auf dem Platz. Das sah sowohl gegen Kroatien und Österreich sehr nach Ribbeck Standfußball aus.

  7. Max Diderot schrieb am 17. Juni 2008:

    Verehrter zola,
    jetzt habe ich lange überlegt, Ihre Replik einfach so im Raum stehen zu lassen, aber da ergeht es mir ähnlich wie mit dem Ball, mit dem mein kleiner Sohn im Garten spielt und der, oftmals zum Leidwesen des Kindes, auf den Vater eine magnetische Wirkung ausübt.
    Beachten Sie bitte, dass ich nicht Sie als manisch bezeichnet habe als vielmehr Ihre betreffende Wortwahl so beschrieb. Um noch konkreter zu werden, manisch im Sinne von kennzeichnend zu verstehen ist.

    Natürlich schlüpfe ich, bewusst oder unbewusst, in ein Rollenmuster, da mit einer abstrakten Beschreibung weder der berühmte Blumentopf zu gewinnen ist noch der konkrete Vor- oder Anwurf ausgeräumt werden kann. Mir geht es auch nicht um eine Typisierung als vielmehr die Eigenschaften jener Typen. Und wenn Sie bemerken, “häme, spott und schadenfreude über andere teilnehmer der euro stellen sich als die wahren (miesen) qualitäten von fußballdeutschland heraus“, dann erscheint mir die Wortwahl unzutreffend einseitig. Denn gerade Fußball, dieses ebenso einfache wie schwierige Spiel, zieht nunmal viele „Geistesgrößen“ an, die glauben, mit rhetorischen Plattitüden die Oberhand gewinnen zu können. Aber genau das meinte ich mit der Typisierung, der Darstellung in einem oberflächlichen Diskurs. Ein Beispiel. Heute schreibt die angesehene spanische Zeitung AS über das Spiel Österreich vs Deutschland. AS ist den Königlichen aus Madrid sehr zugetan, und von diesen war in der Vergangenheit bekannt, dass sie die Franco-Diktatur nicht kritisierten. Einer der Sätze über das Spiel in AS lautet „Es ist ja noch nicht so lange her, dass das eine Land das andere annektierte.“.

    Ich finde, das Beispiel, genauer: der Beispielsatz, belegt sehr schön, wie mit einer einzigen Phrase etwas beschrieben werden kann, was weder mittel- noch unmittelbar mit dem Spiel selbst zu tun hat aber eine Eigenschaft von der deutschen Mannschaft suggerieren soll, die weder zeitlich opportun noch inhaltlich zutreffend ist. Und genauso störe ich mich an Ihrer Wortwahl, die ich zuvor zitierte. Natürlich leben wir alle von Stereotypen. Und vermutlich sind sie auch nicht sehr erfreut über die aktuelle Olli-Dittrich-Werbung für ein großes Medienkaufhaus, da Sie schreiben „ich unterhalte mich mit italienischen menschen und höre, was da gährt und womit die zur zeit wieder konfrontiert werden.“. Ich finde diese Scherze ganz witzig. Aber nicht, weil ich denke, so sind „die Italiener“, als vielmehr darüber, das ein Deutscher versucht „die Italiener“ zu persiflieren. Er schafft eine Karikatur abseits der martialischen Metaphern. Denken und Lachen scheinen mir probatere Mittel zu sein als der nimmermüde Griff in die militante Plattitüdenkiste.

  8. M.Wiemer schrieb am 17. Juni 2008:

    @Holger Kramer Natürlich verkompliziert sich alles durch die anwesenheit der gegnerischen Mannschaft.Wo bitte hat Deutschland dominiert ? Gegen Kroatien ja wohl eher nicht. Gegen Österreich ja wohl auch nicht richtig. Der Einzug ins Viertelfinale ist eine Pflichterfüllung nach den eigenen Zielen von Löw. Es ist jedoch in einer sehr bedenklichen Form passiert.

  9. lateral schrieb am 17. Juni 2008:

    Fassen wir zusammen: Das Spiel unserer Elf war schlecht. Da gab es nur wenige gute Szenen (fast alle durch Lahm). Was mir persönlich aber an den ganzen Diskussionen über die Leistungen einzelner Spieler bisher besonders auffällt, ist ein Lu-Lu-Lu-Lukas-Podolski-Gehabe kombiniert mit permanentem Mario-Gomez-Abwatschen.

    Warum haben wir dieses Stimmungsbild? Auf der einen Seite ein Stürmer, der im linken Mittelfeld eingesetzt wird und deshalb offensiv gegen schwache Mannschaften noch die eine oder andere gute Szene hat. Aber solange er nicht ein Tor mehr schießt, als sich die Mannschaft fängt, weil wegen seiner reinen Offensivität in der Defensive alles einem Hühnerhaufen gleicht, gehört ein solcher Mann nicht auf den Platz. Allenfalls könnte man ihm einen Platz im Sturm anbieten.

    Womit wir beim Stuttgarter Sorgenkind mit den Eurozeichen in den Augen wären. Keine Frage, „Super-Mario“ spielt schlecht. Die Großchance gegen die Ösis hätte er mal besser souverän mit dem Penis verwertet. Aber spielt er wirklich schlechter als der ebenso wirkungslose Klose? Auch Gomez hatte seine guten Szenen im ersten Spiel (groß, wie er den Ball vor dem 1:0 weiterleitete) und war danach nur noch ein Schatten seiner selbst. Klose ist der erwähnte Schatten schon seit seinem Wechsel zu den Bayern. Und auch er hat eine Riesenchance, allein auf den Torwart zulaufend ohne besonders schwierigen Winkel zum Tor, gegen Österreich verhauen. Warum fordert (fast) keiner die Auswechslung dieses offensichtlich momentan nicht zum Sturmführer taugenden ehemaligen Klassestürmers? Warum fordert sie (fast) jeder vom angehenden Klassestürmer in seiner ersten Schwächephase?

    Die Achillesferse des deutschen Spiels heißt „Lukas Podolski auf links“. Mit dieser Formation kann Deutschland schon vor dem Spiel die Heimreise antreten. So könnte Jogi den Regionalexpress von Basel nach Freiburg nehmen und sich ersparen mit anzusehen, wie Simao und Bosingwa gemeinsam Lahm schwindlig spielen, während sich Ronaldo auf der anderen Seite schon mal fürs Halbfinale schont.

  10. M.Wiemer schrieb am 17. Juni 2008:

    @lateral Einspruch. Klose hat bei Bayern eine überragende Hinrunde gespielt.

  11. SAMHaze schrieb am 17. Juni 2008:

    @M.Wiemer… schön, wie du Fragen stellst, die dann am Ende nochmal von dir beantwortet werden, mit meinem vorherigen Wortlaut 🙂
    Ein Trainer kann numal nur aus dem Schöpfen, was er zur Verfügung hat. Manches kann man, wie gesagt, sicherlich hinterfragen. Löw war doch bei der WM 2006 auch Dreh und Angelpunkt im Hintergrund… was fehlt uns dann? ein Motivator oder Entertainer alla Klinsmann??? Löw macht einen guten Job, nur habe ich auch noch nie einen Trainer gesehen, der es allen recht macht.
    Wenn dann auch noch Schlüsselspieler, wie Frings, Klose oder Ballack nicht auf höchstem Niveau agieren, ist das ganze Konzept dahin.
    Zu viel Training? Wenn die Einstellung im Kopf eines jeden Einzelnen stimmt, ist das absolut belanglos und dient lediglich dazu, einen Sündenbock zu finden.
    Traurig genug, dass man die Spieler erst motivieren muss! Jeder müsste von sich aus schon ´heiß´ sein und dann darf man auch verlieren… die Frage ist immer nur „wie“?
    Die Deutschen haben in 3 Spielen bisher den absoluten Willen vermissen lassen! Ich gehe davon aus, dass Rumänien heute abend noch zeigen wird, wie man mit Leidenschaft spielt, selbst wenn sie verlieren sollten!

  12. 12. Mann schrieb am 17. Juni 2008:

    @M. Wiemer: Ja, Herr Löw hat gesagt, dass die Mannschaft topfit bei Turnierstart sein wird und das war sie auch gegen Polen. Dass sie in den weiteren Spielen auch topfit sein wird, hat er glaube ich nie gesagt. Von daher hat er nicht gelogen.

    Und er hat gesagt, dass die Mannschaft den EM-Titel holen will. Bis jetzt ist das immer noch möglich. Von daher verstehe ich nicht, worüber Sie sich so aufregen.
    Statistisch gesehen hat Deutschland in den letzten 16 Jahren immer das Finale erreicht, wenn es die Vorrunde überstanden hat. Und wurde in den letzten 12 Jahren immer Europameister, wenn es die Vorrunde überstanden hat. Von daher bin ich ganz zuversichtlich, auch wenn Löw das Leistungsprinzip bei allen 23 Spielern ausser Kraft setzt.

  13. Tom schrieb am 17. Juni 2008:

    @M.Wiemer: Klose hat acht seiner insgesamt zehn Bundeligatore bis zum siebten Spieltag erzielt. Von einer „überragenden Hinrunde“ zu sprechen, halte ich da für reichlich übertrieben.

  14. lootschi schrieb am 17. Juni 2008:

    Könnte man nicht die ganze Diskussion um „Herrn Löw“, der dies schlecht und das falsch macht, auf die Zeit nach dem Turnier schieben, wenn man wirklich weiß, wie die deutsche Mannschaft abgeschnitten hat? Ich bin aus Erfahrung weit davon entfernt, von einer schlechteren Vorrunde auf das ganze Turnier zu schließen. Dann hätte Herberger 54, Schön 74, Derwall 82, Beckenbauer 86, Völler 2002 genauso abgeschossen gehört. Was hätten wir nicht alles verpasst.
    Natürlich spielt Gomez wie eine Wurst, aber wenn Löw der ganzen Mannschaft die Chance zur Rehabilitation gibt, dann eben auch Gomez. Hätt er die Bude gemacht gegen Österreich, wäre es vielleicht anders gelaufen. Dass er sie nicht macht, keine Ahnung warum. Aber sowas passiert. Da muss er durch, wenn er ein Guter ist. Hartes Lehrgeld. Erinnert sich noch jemand an Klose 2004? Die Chance gegen Lettland?
    Und ich kann mir beim besten Willen kein Szenario vorstellen, in dem gegen Portugal wieder Podolski im Mittelfeld spielt. Also alle abwarten und Tee trinken, bevor die Bilanz gezogen wird. Ich finde Löw angenehm zurückhaltend und ruhig, kein rhetorischer Rückfall in die „Gras fressen“-Mentalität, er hat Mumm (sonst hätte er nicht seinen Kopf unter die Medienguillotine gelegt mit der Aufstellung gegen Österreich). Man kann doch auch nicht einfach sagen, dass Österreich nur Nr. 93 der sowieso ominösen Weltrangliste ist (Italien ist da übrigens glaub ich Nr. 1 und Frankreich auch in den Top 5), also müssen die viernull weggehauen werden. Glauben wir doch einfach den Spielerrn, wenn sie von Druck sprechen, der sehr hoch war und von der Selbsterkenntis, dass sie sich steigern müssen.
    Portugal ist noch lange nicht durch. Und, das Spiel mit den nationalen Klischees ist doch sehr lustig. deshalb gucken wir doch alle nur diese Turniere, um diese Klischees immer wieder bestätigt zu bekommen – effiziente Deutsche, rasante Holländer, ballverliebte Südländer, schwalbende Italiener etc.. Das Gegenteil bestäitgt doch die Regel: Die Italiener stürmen, die Türken kämpfen undundund. Dass sich dann einer der besten und intelligentesten deutschen Fernsehkomiker auf eine wie ich finde sehr charmante Weise darüber hermacht, ist doch nur normal. Und wen, wenn nicht den Weltmeister und bisher unbesiegten Erzrivalen um den Titel Europas Nummer 1, soll er sonst hochnehmen? Die Rumänen?

  15. 12. Mann schrieb am 17. Juni 2008:

    @ lootschi: Amen!Zu ihrem Kommentar kann ich Ihnen nur zustimmen.

  16. lateral schrieb am 17. Juni 2008:

    Es stimmt, die Karten werden nach der Vorrunde neu gemischt. Ab dem Viertelfinale entscheiden nur noch Tagesform und Glück über das Weiterkommen. Zudem kommen uns ein paar Eigenarten des portugiesischen Spiels zupass, die nicht nur ich als Experte des portugiesischen Fußballs (wohnhaft in Portugal) benennen kann:

    1.) Der Torwart: Ricardo wird in Portugal ähnlich kritisiert wie Lehmann in Deutschland, nur dass er meines Erachtens noch schlechter ist. Auch er (Torwart des spanischen Erstligaabsteigers Betis) hat einen starken Konkurrenten im Nacken: Benfica-Torwart Quim, der mit den besten deutschen Torhütern mithalten kann (aber nicht spielen wird). Bei Fernschüssen und Flanken ist Ricardo äußerst unsicher (erinnern wir uns ans „Stuttgart-ist-viel-schöner-als-Berlin“-Spiel 2006).

    2.) Die Nummer 6: Petit hat eine grauenvolle Spielzeit bei Benfica hinter sich. Die einzige Qualität, die diesem sich längst über dem Zenit seines Könnens befindlichen Spieler in Portugal zugeschrieben wird, ist das Kämpfen. In dieser Position, im modernen Fußball so wichtig, ist er ein wunder Punkt. Warum Scolari nicht den auch dort einsetzbaren Fernando Meira auflaufen lässt, ist ebenso sein Geheimnis wie Löws Festhalten an Frings (wobei Letzterer es ja jetzt an der Rippe hat… Punkt für uns?!).

    3.) Der Sturm: Portugal spielt unheimlich schnell und effektiv über außen, wird aber in Lahm (klasse!) und Friedrich (bestens instruiert von Lehmann) dort heftige Gegenwehr erfahren. Die deutsche Schwachstelle Innenverteidigung wird aber mit deutlich geringerer Klasse konfrontiert. Alle der im Sturmzentrum einsetzbaren Alternativen Scolaris sind keine Klassestürmer.

  17. Entle schrieb am 17. Juni 2008:

    Zur Berichterstattung: Wer die Möglichkeit hat, sollte sich zur Halbzeit und nach dem Schlusspfiff Gary Lineker & Co bei der BBC angucken und anhören.

  18. Oliver Fritsch schrieb am 17. Juni 2008:

    @Michael Wiemer: Ihre Kritik an Löw ist nicht von der Hand zu weisen: Leistungsprinzip außer Kraft gesetzt, Differenz zwischen Wort und Tat, zwischen Theorie und Praxis. Allerdings erklärt das alles nicht den Formsturz Gomez‘, Deutschlands besten Stürmer in dieser Saison. Es ist nicht auszuschließen, dass Bayern Münchens Werben um ihn dazu beigetragen hat – gerade wenn man bedenkt, dass ein Gomez-Transfer die Zukunft Kloses und Podolskis betreffen würde. Aus Mitspielern werden Rivalen. Wieder mal, um es vorsichtig zu sagen, keine glückliche Aktion des ach so selbstlosen Vereins, der ach so viel für den deutschen Fußball tut.

  19. juwie schrieb am 17. Juni 2008:

    24 Stunden nach Schlusspfiff jetzt doch noch ein Kommentar von mir (leider wurde durch Nachdenken das Spiel aber nicht besser):

    1. Die Mannschaft ist zu offensiv aufgestellt, spielt aber nicht offensiv genug. Mit Podolski im linken Mittelfeld wird einfach nicht genug nach hinten gearbeitet. Wenn wie gegen Polen (und in den Vorrundenspielen der WM 2006) genug Druck aufgebaut werden kann, kann das gutgehen. Auffällig ist an unserem Team nur, dass der Ball so gut wie nie schnell nach vorne gespielt wird. Kaum mal ein steiles Zuspiel nach Balleroberung, statt dessen Herumgespiele für den Erich-Ribbeck-Gedächtnispreis. Und dann wird auch noch problematisch eingewechselt: Schweinsteiger macht das Spiel noch langsamer, Odonkor bringt defensiv gar nichts (weshalb man ihm am Ende noch Rechtsverteidiger spielen lässt).

    2. Eigentlich mag ich das Löw-Bashing ja nicht, aber der BT scheint unbedingt beweisen zu wollen, dass sein taktischen Konzept, dass seine Untauglichkeit gegen Kroatien und Österreich trefflich unter Beweis gestellt hat, doch funktioniert (bis zum Ausscheiden seiner Elf). Warum immer noch eine Rehabilitationsmöglichkeit für Spieler, die nicht überzeugen? Natürlich Schweisteiger gegen Portugal, war doch vor zwei Jahren so stark (in einem Spiel um die „Goldene Ananas“!). Metzelder mag ja defensiv inzwischen besser stehen, aber ich meine von ihm nach Balleroberung keinen einzigen Pass nach vorne gesehen zu haben (statt dessen den Ball immer quer zu Mertesacker). Einfach mal die Mannschaft auf drei Positionen umstellen (selbst wenn das Trainingslager falsch dosiert war, sollte jene, die nicht gespielt haben, inzwischen doch wieder frisch sein).

    Formulieren wir es positiv: Am Donnerstag lassen wir uns drei Treffer von Portugal einschenken und dann erfreuen wir uns am ansehnlichen Fussball von Spanien und Holland – die nur beide leider gegen Italien rausfliegen werden.

  20. M.Wiemer schrieb am 18. Juni 2008:

    @O.Fritsch: Ja Gomez war in der Bundesliga in Top Form. Seinen Formsturz kann ich mir auch nicht erklären. Das Argument Bayern greift jedoch etwas kurz.Bayern agiert natürlich immer zuerst nach seinen Interessen und an zweiter und dritter Stelle ebenfalls noch nach dem Nutzen für Bayern. Erst danach kommt die Nationalelf. Jedoch kenne ichh auch keinen Fußballbundesligisten wo dies anders ist. Erst Nationalelf und dann die Vereinsinteressen. Gomez ist ein Erwachsener und hat ja jederzeit auch in der Nationalelf die Möglichkeit sich mental beraten und unterstützen zu lassen.

  21. Oliver Fritsch schrieb am 18. Juni 2008:

    Das mag sein. Aber erstens nimmt sich kein anderer Verein so viel heraus wie die Bayern (Stichwort Verhandlungen mit Spielern, die unter Vertrag stehen). Und zweitens behauptet kein zweiter Verein von sich so vehement und verbissen, die Kastanien für den deutschen Fußball aus dem Feuer zu holen.

    Es wird Zeit, dass die schlafende und zum Teil bayern-unkritische Presse das Thema Gomez/Bayern mal aufgreift. Heißt es nicht immer, es bringe Unruhe, wenn Spieler während des Turniers Vertragsverhandlungen führen und Transferspekulationen ausgesetzt sind (oder sie anstacheln)? Ja, das heißt es.

    Recht verstanden: Gomez ist keineswegs das Opfer. Aber Hoeneß und Co machen sich wieder mal alle Ehre. Und an diese Rücksichtslosigkeit sollte man sich mal erinnern, wenn es demnächst wieder heißt: Wo wäre Fußballdeutschland ohne den großen FCB?

  22. M.Wiemer schrieb am 18. Juni 2008:

    Ja Sie sind einer der wenigen konstruktiv kritischen Fußballjournalisten mit Experten Sachverstand. Mein Kompliment ! Während des Turniers sollten sicherlich keine Vertragsverhandlungen geführt werden. Zu selbigen gehören jedoch immer zwei Seiten. Teilweise hat man jedoch auch den Eindruck das Spieler schlecht beraten werden und oftmals keine selbständige eigene Meinung haben und diese auch Ihrem Berater gegenüber nicht äußern. Meine Partnerin fragte mich vor kurzem: Was will Bayern denn mit Gomez ? Die haben doch Toni, Miro und Podolski.

  23. Oliver Fritsch schrieb am 18. Juni 2008:

    Tja, diese Frage kann sich schon stellen. Vor zwei Wochen hätte ich noch eine Antwort darauf gehabt. Und mit dem Hinweis auf den Einfluss von Beratern liegen Sie prinzipiell sehr richtig. Im Fall Gomez kann ich dazu aber nicht viel aus dem Stegreif sagen. Danke übrigens für die Blumen.

  24. Max schrieb am 18. Juni 2008:

    @70: Die Antwort hat Herr Rummenigge bereits gegeben, als er gesagt hat, dass es für Bayern doch selbstverständlich sei, sich für ein solches Talent wie Gomez zu interessieren, wenn es von ausländischen Klubs umworben wird.
    Das Prinzip lautet ganz simpel: „Haben!! Haben!!! Haben!!!“.
    Sportlich gibts meiner Meinung nach für Bayern wenig Gründe, nicht aufgrund mangelnder Klasse bei Gomez, sondern aufgrund bereits vorhandener Klasse bei Bayern. Für Gomez gibts allerdings noch weniger Gründe, dort hinzugehen abgesehen von spröden finanziellen Anreizen.
    Dem deutschen Fußball wirds sicher nicht nützen, wenn dann alle drei ernstzunehmenden Nationalstürmer die zweite, dritte und vierte Geige hinter Luca Toni spielen. Armes Deutschland…

RSS-Feed für Kommentare dieses Beitrags.

Leave a comment

Erlaubte Tags: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>