Aktionismus allüberall
von Günter ClobesJoseph Blatter ist ein umtriebiger Mann. Ständig hält er Ausschau, wie er den Fußball noch weiterentwickeln kann, manchmal geht es dem obersten Hirten der Fifa-Gemeinde dabei um die Spielregeln, meistens aber ums Geschäft. Michel Platini, sein Counterpart von der Uefa, will ihm selbstverständlich in nichts nachstehen und ist ebenfalls ums Wohl seiner europäischen Schäfchen bemüht. Auch er versteht es, mit lustigen Initiativen zu überraschen (aktuell: 24 statt 16 EM-Teilnehmern, die Neuerfindung des Uefa-Cups). Viele, viele putzige Innovationsvorschläge haben wir Liebhaber des Spiels in der letzten Zeit so vernehmen müssen. Die meisten wurden ohne Not herausposaunt, gerade so als ob die Herren zeigen müssten, dass es sie tatsächlich gibt – und sie für ihr nettes Salär auch etwas tun.
Ganz anders die DFL, ihr brennt der Kittel. Sie ist in großer Not, nachdem der geradezu unglaubliche Deal mit dem Paten der Fußballrechte, Leo Kirch, geplatzt ist. Wie nun die „Empfehlung“ des Kartellrechtsamt kompensiert werden kann, die das Ende der Drei-Milliarden-Träume einleitete, steht logischerweise im Fokus aller Bemühungen der Ligaverwalter. Neuester Coup ist jetzt die Überlegung, dem Pay-TV-Partner Premiere „mehr Exklusivität“ (Reinhard Rauball) zu verschaffen. Das Modell der Liga, die die drei Spielzeiten ab 2009/2010 jetzt selber vermarktet, sieht vor, dass künftig am Sonntag drei Spiele hintereinander angepfiffen werden: um 13.30 Uhr, 15.30 und 17.30. Wahrscheinlich ist aber, dass nicht allein der Aufschrei der Fans diesen Griff in die Wundertüte stoppen wird. Entscheidender sind eher Fragen, inwieweit das mit der Zweiten Liga kollidiert (Anstoß 14 Uhr) und so zu Verwerfungen im Fan-Verhalten führen könnte; noch fraglicher dürfte sein, welchen Refinanzierungseffekt dieses Modell hätte. Ob Premiere das alles so stemmen könnte und wollte, ob nicht mehr Geld durch ein Engagement von Free-TV-Sendern fließen würde, sind Fragen, die zu beantworten sind. Momentan ist diese Sorte von Aktionismus seitens der Liga wohl höchstens geeignet, eine gewisse Konzeptionslosigkeit zu offenbaren. Ein Plan B als Alternative für den hochspekulativen Deal mit Kirch scheint jedenfalls nie existiert zu haben.
juwie schrieb am 2. Oktober 2008:
Die zweite Liga könnte doch sonntags um 11 Uhr spielen – und Udo Lattek kommentiert live die Konferenz.