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Kurzer Bericht vom Pokalachtelfinale HSV-1860 3:1

Manche Fernsehreporter brauchen fünf Zeitlupen und zwei digitale Hilfslinien, um Abseits zu erkennen. Den Schreibenden geht es offensichtlich ähnlich. In der Pause fragte ein Kollege einen anderen: „Manche sagen, dass es Abseits gewesen sein soll. Was meinst denn Du?“ Ivica „Scheitel“ Olic stand beim 1:0 für den Hamburger SV derart deutlich im Abseits, dass man es ihm eigentlich als Frechheit auslegen muss, weiterzuspielen. Doch es war natürlich die richtige Entscheidung des Stürmers, denn Abseits ist, wenn der Schiedsrichter pfeift.

Das Spiel war mit Olic’ Führungstor im Prinzip entschieden. Das gestand auch 1860-Manager Stefan Reuter nach dem Spiel, der sich nicht zu sehr über die Fehlentscheidung aufregen wollte. Stattdessen auf den Fehler seines Torwarts Philipp Tschauner hinwies, der der Aktion vorausgegangen war. Tschauner hat auch die beiden anderen Gegentreffer verbockt.

Wer hätte auch ein Tor für München schießen sollen? Benny Lauth? Sascha Rösler? Stefan Aigner, der den (nennen wir es) Mut hatte, Frank Rost mit einer echten Drecksack-Aktion an den Pfosten zu rammen? 1860 hat eine erstaunliche Sammlung von deutschen Stürmern, die sich in der Bundesliga nicht oder nicht mehr durchsetzen konnten. Ein weiterer, Daniel Bierofka, durfte das Tor schießen.

Hamburg hat technisch sehr gute Spieler (auch Jarolim). Gern sehe ich Piotr Trochowski, der mit dem Ball fliegen zu können scheint. Für besondere Momente ist Mladen Petric zuständig. Herrlich unerwartet für alle, Mitspieler, Gegenspieler und Zuschauer, seine Hackenablage in der 27. Minute auf David Jarolim. Womit wir beim üblichen Hamburger Ärgernis sind. Können sich die Schiris nicht mal darauf verständigen, ein halbes Jahr lang keinen Freistoß zu pfeifen, wenn Jarolim zur wieder mal zur Rolle ansetzt? Liebe Schiedsrichter, Ihr habt auch einen Erziehungsauftrag. Was reden und beschließt Ihr denn auf Euren Tagungen?

Die spannendste Frage vor dem Spiel war: Wie verhalten sich die Fans, nachdem ihr Vorsänger zwei Tage zuvor die Aufsichtsratswahl verlor? Nun, es wurden 48.058 Zuschauer vermeldet – bei einem Pokalspiel gegen einen Zweitligisten an einem Januardienstag. Das ist erstklassig. Guter, lauter Support. Und obwohl es lange 0:0 stand, war auch kein Unmut zu hören.

Ich bin kein großer Fan davon, Fußballspiele auf der Pressetribüne zu erleben. Nicht dass ich was gegen Free Drinks hätte. Und nicht, dass ich mich gerne anstellen würde. Aber Atmosphäre und Zuschauerreaktionen bekommt man kaum mit. Daher war ich froh, mit der S-Bahn heimzufahren. „Wer muss schon um acht ins Bett? Benny Lauth!“ Hat wohl wenig Eindruck in Hamburg hinterlassen, der sich hier von 2004 bis 2006 versuchte. Der 80er-Schlager „Wer wird Deutscher Meister? H-H-H-H-S-Vahau!“ ist übrigens nicht mehr mehrheitsfähig, hat aber in der Kuttennische überlebt.

Bayern-Tore fand natürlich niemand gut in einem Stadion voller HSV- und Löwenfans und einem VfB-Anhänger auf der Pressetribüne. Au Backe, 1:5! Vor sechs Wochen sah das doch noch ganz gut aus. Was Lehmann Ribéry wohl gesteckt hat, als er mit gefangenem Ball in den Händen an ihm vorbeilief?

Zu viel HSV hier? Ist halt naheliegend. Am Freitag Teil 2 der Münchner Woche.

Der Beitrag wurde am Mittwoch, den 28. Januar 2009 um 13:10 Uhr veröffentlicht und wurde unter Allgemein abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Du kannst zum Ende springen und ein Kommentar hinterlassen. Pingen ist im Augenblick nicht erlaubt.