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Im deutschen Profifußball ist die Meinung Konsens, dass einem die Politik das Leben schwer macht. Überall Standortnachteile, die es zu bekämpfen gilt (die Vorteile fallen ihnen selten ein). Auf dem Sportbusiness-Kongress (Spobis) in München Anfang dieser Woche bekräftigte der DFL-Chef Christian Seifert auf dem Podium, dass die DFL an zwei politischen Fronten aktiv werden wolle: Die Länder wolle man dazu drängen, den umstrittenen Glückspielstaatsvertrag noch in diesem Jahr zu reformieren, der dem Staat das Monopol einräumt und die Sponsoring-Einnahmen der Liga verringert. Und die 20-Uhr-Grenze werde die Liga „juristisch klären“ lassen. Das Kartellamt hatte festgelegt, dass samstags eine zeitnahe Höhepunktberichterstattung vor 20 Uhr stattfinden muss und der DFL damit die lukrative Vereinbarung mit dem Kirch-Konsortium Sirius durchkreuzt.

Nebenbei schiebt Seifert dem Kartellamt einen weiteren Schwarzen Peter zu: Ab der kommenden Saison wird der Spieltag weiter zerteilt, eins der neun Spiele wird samstags von 15.30 auf 18.30 verschoben, sonntags wird zu unterschiedlichen Zeiten angepfiffen, statt bislang drei wird es pro Spieltag fünf Anstoßzeiten geben. Diese Zerstückelung verstößt gegen traditionelle Werte. Seifert dürften diese wenig am Herz gelegen haben, dennoch vergießt er Krokodilstränen: „Das Kartellamt hat uns dazu gedrängt, Anstoßzeiten zu vermehren.“

Das Kartellamt wird sich künftig zwei Mal überlegen, ob es gegen den Fußball handeln wird, hat es doch durch Seiferts neues Modell das Gegenteil dessen erreicht, was es beabsichtigt hatte. Samstag 15.30, die Anstoßzeit, von der die Sportschau lebt, werden künftig nur vier bis fünf Spiele stattfinden. Wie das Fußballprogramm am Sonntag aussehen wird, kann man im Moment nur ahnen.

Statt die Verbraucher, also Fans und Zuschauer, zu schützen, hat das Kartellamt zwei Quasi-Monopolisten gestärkt: ARD und vor allem Premiere. Premiere wird vier weitere Jahre konkurrenzfreier Live-Sender sein – und erhält das Top-Spiel am Samstagabend. Die ARD bekommt, als Kompensation für die Schwächung der Sportschau, den Sonntag.

Doch die ARD hat nicht nur das Recht, sie steht auch in der Pflicht. In der Pflicht deswegen, weil Seifert ihr, wie er in München verriet, Mindestsendezeit abverlangt. Kommt sie dem nicht nach, fallen die Rechte an die DFL zurück – und müssen dennoch beglichen werden. Auch wurde öffentlich, dass das Sendefenster der ARD um 23 Uhr endet. Seifert muss hart verhandelt haben.

Aus dem ehemaligen ARD-Programmdirektor Günter Struve brach es während der Diskussion heraus: „Die Sportschau gegen ein Live-Spiel antreten zu lassen, ist das Widerwärtigste, was ich mir vorstellen kann. Ein Brechmittel!“ Und ergänzt mit einer Mischung aus Zähneknirschen und Respekterzeugung an Seifert: „Sie haben mich zwischenzeitlich in eine Lebenskrise gestürzt. Doch nun würde ich Sie wieder als Schwiegersohn akzeptieren, mit dem Sonntag haben Sie uns besänftigt.“

Struve verkörpert das Staatsmannhafte der Öffentlich-Rechtlichen. Dank Milliarden an Gebühren und vielen Freunden in der Politik, wird die ARD immer weich fallen. Dass sich die ARD weiterhin dem Fußball annnimmt, sei das Beste für alle, sagte er: „Innovativ ist, was Geld und Zuschauer bringt.“ WDR-Sportchef Steffen Simon verteidigte die ARD-Pläne, sonntags die Dritten Programme Fußball zeigen zu lassen: „Allein der WDR hat drei Mal so viele Zuschauer wie das DSF.“ Das DSF ist aktueller Sonntagssender und wird ab der neuen Saison die Rechte verlieren.

Der Vorstand von EM.Sport und damit Vertreter des DSF, Rainer Hüther, kämpfte, zwischen beiden ARD-Offiziellen eingeklemmt, angesichts soviel Selbstgefälligkeit und angesichts seiner Verliererrolle mit der Fassung: „Es ist eine gute Nachricht, dass die Sonntagsspiele gezeigt werden“, kommentierte er sarkastisch Simons Ankündigung, denn eigentlich sollte dies eine Selbstverständlichkeit sein. „Es gibt ja viele Sportrechte“, fügt Hüther an, „die die ARD hält und keinen Gebrauch davon macht.“ Sein Fazit: „Gegen die ARD anzutreten, hat keinen Sinn.“

Eine sozusagen innenpolitische Frage wird sein: Wer spielt am Samstagabend? Angekündigt ist es als Spiel der Woche – bedeutet das in drei von vier Fällen Bayern München? Adidas, Teilhaber der Bayern München AG und ein Akteur im Hintergrund, wird in der Frage sicher ein Wörtchen mitreden. Das wird von den Quoten abhängen, der Währung der Sponsoren. Premiere wird seine Wünsche bescheiden formulieren. Denn es wurde deutlich, wer in der Beziehung zwischen DFL und Premiere Koch und wer Kellner ist. Premiere hat nach dem Verständnis Seiferts der DFL dankbar zu sein: „Die DFL hat Premiere gestützt.“

Seifert spricht ironisch vom „regulatorischen Siebenkampf“, den er politisch zu führen habe. Der nicht mal 40-Jährige bringt für die anstehenden Kämpfe besondere Eigenschaften mit: Beredt und geschickt beherrscht er die Diplomatie, kann aber auch austeilen. Seine Partner vom Fernsehen hat er im Griff; immer mal wieder nimmt er ihnen etwas weg, um ihnen beim nächsten Mal einen Schritt entgegenzukommen. Politikern ist er gewachsen, wenn nicht gar überlegen. Kritik der Sponsoren an möglich sinkender Reichweite des Fußballs im Free-TV hält er durch Moderation und Dialog klein. Adidas-Boss Hainer, ihr mächtigster Repräsentant, lobte Seifert für den neuen TV-Vertrag in einem weiteren Panel. Was er auch gut kann: Probleme kleinreden. Der Protest der Amateurfußballer, die sich ihren Spieltag, den Sonntag, bewahren wollen, disqualifiziert er als „Sturm im Wasserglas“.

In der Macho-Branche Fußball hat sich der Wirtschaftsmensch Seifert etabliert. Als Hannovers Präsident Martin Kind sein Konsensmodell für die Erneuerung der 50+1-Regel in einem Referat vorstellte, blickte er meist auf Seifert, der im Plenum saß. Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge suchte selbst auf dem Podium stets den Flachs mit ihm. Rummenigge mit Seifert, nicht umgekehrt. Für Verhandlungen mit Politikern braucht der Fußball den Moderator, die Hemdsärmeligkeit von Fußballfunktionären wie Rummenigge wird auch in Maßanzügen sichtbar. Während der Podiumsdiskussion mit Sportpolitikern schrieb Rummenigge eine SMS.

31 Kommentare

  1. Johannes schrieb am 5. Februar 2009:

    Hallo Herr Fritsch,
    da Sie auf der Spobis unterwegs sind – kennen Sie diesen Artikel?

    http://www.stern.de/sport-motor/fussball/:Fu%DFball-Wirtschaft-Die-Bundesliga/653627.html?eid=626917

    bzw.
    http://tinyurl.com/clf2t5

    Könnte mir vorstellen, daß Ihnen besonders bei diesen Ausführungen das Herz aufgeht:

    “ … Viele englische Spiele im Stadion können genauso langweilig sein, wie überall. Aber im Fernsehen sieht man das nicht, da wird ein anderes Spiel aufgeführt. In England arbeitet SkyTV sehr eng mit den Klubs zusammen. Da geht es nicht um journalistische Qualitäten. Da geht es um ein Produkt. …“

    „Let me entertain you“

  2. Oliver Fritsch schrieb am 5. Februar 2009:

    Ob da wirklich so viel Spielraum für das Fernsehen ist? Kann die Bildregie eine Liga besser machen, ohne dass es den Zuschauern auffällt? Die Totale kann doch nicht viel anderes als draufhalten. Oder? Korrigieren Sie mich.

  3. Florian schrieb am 5. Februar 2009:

    Würde mich auch mal interessieren, vielleicht gibt es ja einen Experten der mitliest.
    Schnellere Schnitte, verschiedene Perspektiven, Nahaufnahmen.
    Kann mir schon vorstellen, dass man die Atmosphäre verdichten kann, dazu noch bessere Hintergrundgeräusche!

    Eine andere Frage ist, ob man das wirklich will. Also gerade Nahaufnahmen, bei denen man die Übersicht über das Spielgeschehen verliert, können mich ganz schön nerven.

  4. Oliver Fritsch schrieb am 5. Februar 2009:

    Was die Lautstärke betrifft, hab ich schon mehrfach von Manipulationen durch Sky gehört.

  5. Johannes schrieb am 5. Februar 2009:

    Bei Zusammenfassungen läßt sich ein Spiel relativ leicht „hochjazzen“, das ist ja ein altbekannter Vorwurf, der vor allen Dingen der „ran“-Redaktion immer wieder gemacht wurde (berechtigt oder nicht??).

    Bei Live-Ãœbertragungen ist ebenfalls „Korrekturpotential“ (oder soll man direkt Manipulation sagen?): durch entsprechende Montage des Bild- und Tonmaterials (Kamerafahrten, Nahaufnahmen, Perspektiven-Wechsel, ggf. „Anpassung“ des Stadiontons, „passende“ Kommentierung) – ein findiger Regisseur wird da sicherlich „schöne Bilder“ produzieren können. (OK, im Falle eines Gijon-Spiels dürfte selbst der begabteste Regisseur an seine Grenzen stoßen …)

    Wie das ankommt – bei erfahrenen Fußball-Fans, die viele Spiele vor Ort und am TV gesehen haben, wohl eher weniger gut. Aber macht diese Klientel die Masse derer aus, die „das Produkt“ kaufen sollen?

  6. Ben schrieb am 5. Februar 2009:

    Ja, die Ãœbertragung unterscheidet sich.

    Am besten man schaut sich mal ein Heimspiel des FC Barcelona aus dem Camp Nou an und dann ein Premier League Spiel. Da ist der Kontrast am größten. Auf der einen Seite sieht man in der Totalen das Spielfeld vollständig in der Vertikalen, bei der Premier League eher vom Mittelkreis auf- oder abwärts. D.h. die Kameras sind näher dran. Der Winkel ist etwas anders. Gerade bei diesem Beispiel sicher auch der jeweiligen Bauart der Stadien geschuldet. Aber ein Spiel wirkt halt allein dadurch schneller wenn man etwas näher am Ball ist. Und gerade Spiele von schlechten Mannschaften kann man wenigstens etwas mehr Pepp verleihen, wenn man näher an Zweikampfen ist und ein wenig mehr Geschwindigkeit injiziert.

    Auch beim Ton gibt es Unterschiede. Dutzende Mikrofone rund ums Spielfeld nehmen jeden Ballkontakt auf und dann hört man den sehr laut und deutlich bei der Ãœbertragung wodurch auch ein druckvolleres Spiel suggeriert wird, im Gegensatz zu abspielen die man wie in der Bundesliga eigentlich nie hört. Ein Pass in einem Premier League Spiel hört sich selten lasch an. Wobei die englischen Stadien oft auch deutlich leiser sind als die deutschen, da ist es vielleicht auch einfacher das rüberzubringen. 😉

  7. Fabian Pingel schrieb am 5. Februar 2009:

    Zur Frage, ob drei von vier Samstag-18.30-Spielen vom FC Bayern bestritten werden:
    Von besonderem Interesse wird das spätere Samstagsspiel für einen möglichen Pay-TV-Anbieter wie Premiere sein, der die Livepaarung an diesem Spieltag nach seinem Interesse auswählen kann. Doch nur sechs Mal pro Saison könnte derselbe Verein vom Rechteinhaber auf diesen Termin nominiert werden, drei Mal davon als Heimspiel.
    http://www.faz.net/s/RubBC20E7BC6C204B29BADA5A79368B1E93/Doc~EFC32AFA9390749FCBF1D4F3072726A0F~ATpl~Ecommon~Scontent.html

    Mit einer Einschränkung: Eine Mannschaft darf nur sechsmal und mit maximal drei Heimspielen beteiligt sein.
    http://www.tagesspiegel.de/medien-news/Sportschau-Liga-live;art15532,2650544

    Beide Artikel beziehen sich jedoch auf die Ausschreibung.Zumindest da war das so festgelegt. Ich habe davon aber seit Verkündung der Rechtevergabe nicht mehr bewusst etwas gehört.

    Dazu müsste die DFL doch aber auf Nachfrage etwas sagen, oder?

  8. Nixwisser schrieb am 5. Februar 2009:

    Ich bin wirklich ein großer Fußballfan. Aber die Zukunft, die sich abzeichnet, ist so abstoßend, daß die Buli irgendwasnn auf mich als Fernsehzuschauer verzichten muß. Das wird keinen großartig stören, aber die Abstinenz wird für mich erträglicher sein, als der Konsum. Ich habe keine Lust auf mit Werbung und unerträgelichen Interviews aufgeblähte Fußballshows, vier Sendungen für einen Spieltag und Analysen von Experten, deren vordringlichste Aufgabe es ist, die Zeit zwischen Krombacher und T-Home zu überbrücken. Spielfilme auf den Privaten habe ich mir schon abgewöhnt, in Kürze dann halt Buli. Kicker, 11 Freunde und das Web können den Verlust guten Fernsehfußballkonsums nicht kompensieren, doch mein Masochismus ist begrenzt. Dann halt nicht.

  9. Ben schrieb am 5. Februar 2009:

    @Nixwisser
    Einfach pünktlich zum Anpfiff einschalten, zur Halbzeitpause aufs Klo gehen, pünktlich zum Wiederanpfiff wieder vor’n Fernseher. Nach Abpfiff Fernseher aus und gut ist. Alles andere ist doch nur optional. Wo ist das Problem? Und wenn der Kommentator blöd ist, halt den Stadionton einschalten.

  10. Oliver Fritsch schrieb am 5. Februar 2009:

    @Fabian: Guter Hinweis, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Ich denke aber ohnehin in die andere Richtung: dass das Samstagabendspiel eher unattraktiv für die Klubs werden könnte, weil die Leute lieber Sportschau gucken.

  11. Ben schrieb am 5. Februar 2009:

    „dass das Samstagabendspiel eher unattraktiv für die Klubs werden könnte, weil die Leute lieber Sportschau gucken.“

    Na ja, ob lieber sei mal dahingestellt, aber die meisten werden auch die nächsten vier Spielzeiten kein Premiere haben und das Spiel deshalb eh nicht sehen können, da liegt es nahe, das sie Sportschau gucken. Umgekehrt, wer Premiere hat, hat wohl auch ein geringeres Bedürfnis Sportschau zu gucken.

  12. Tobi schrieb am 5. Februar 2009:

    @Ben
    und das für nur gut 500€ im Jahr!
    Wahnsinn!

  13. Oliver Fritsch schrieb am 5. Februar 2009:

    Vielleicht sind die Zielgruppen ohnehin bereits getrennt – mit geringen Schnittmengen: a. Premiere-Kunden b. Sportschau- und Allerweltskucker

    Aber der Preis auf über 40 € / Monat ist wirklich ein Rückfall, Tobi. Da sehe ich schwarz.

  14. JohannesXXIII schrieb am 5. Februar 2009:

    Natürlich lieber Herr Fritsch kann das Fernsehen den Fußball besser machen, genauer gesagt besser aussehen lassen. Bei einem Zusammenschnitt, der gesendet ca 7min dauert, fallen mir viele Möglichkeiten ein, das Spiel besser oder schlechter zu machen. Natürlich kann kein trauriges 0:0 zu einem furiosen 5:1 Heimsieg hochgejazzt werden, aber Tendenzen können verstärkt werden.
    Wie oft bin ich aus dem Stadion gekommen und habe mich sowohl über die Qualität als auch über Kommentar des „Journalisten“ gewundert. Da wird in Sportschau und ASS tatsächlich ein anderes Spiel gezeigt. Gleiches gilt natürlich für die schreibende Zunft.
    Ich kann als Redakteur,wenn ich es möchte, aus dem spannensten Spiel ein langweiliges Ballgeschiebe im Mittelfeld in den Fokus stellen und beim langweiligesten die spärlichen Torszenen so lange zusammenschneiden und durch Zeitlupen jagen, bis es wie der wahrgewordene Traum eines Offensivanhängers wird.

  15. Oliver Fritsch schrieb am 5. Februar 2009:

    Das verstehe ich natürlich, Johannes XXIII. Ich frage mich aber, ob es dem Fernsehen gelingt, eine Liga besser dastehen zu lassen als sie ist. Siehe stern.de-Artikel. Das klingt ja so, als ob die Premier League in Wirklichkeit gar nicht besser und schneller ist als die Bundesliga.

  16. JohannesXXIII schrieb am 5. Februar 2009:

    Auch da meine ich, das die Premier League nicht deutlich besser und schneller ist als die Liga. Letztendlich handelt es sich doch auch gar nicht um die ganze Premier League, sondern um eine Handvoll Vereine (Chelsea, Arsenal, ManU, Liverpool – habe ich einen vergessen?), die, befeuert durch Sponsorengeld, das große Rad drehen können. Wer von der Stärke der englischen Liga spricht, meint bestimmt nicht Sunderland vs Stoke City.
    Letzlich kosten die TV Rechte so viel Geld, daß es sicher Konsens ist, das teuer erworbene Gut, die Liga nicht schlecht zu machen.
    So beißt sich die Katze am Ende in den Schwanz, TV Anstalten bieten irre Summe für die Rechte, Redakteure müssen die Spiele gutschreien und mit den Referenzen (Tolle, schnelle Spiele) aquirieren sie dann in Asien. Das führt dann wieder zu den Anstosszeiten wie in England.
    Die Entwicklung bei uns zeigt schon in die Richtung. Was halt vergessen wird, dass immer mehr Geld nicht automatisch zu besserem Fußball führt, da es halt nicht unbegrenzt viele Kakas Drogbas und Riberys gibt.

  17. Matthias schrieb am 5. Februar 2009:

    Ganz einfach. Raus mit dem Profi-Fußball aus den ÖR Sendern, dann ist endlich Schluß mit der angeblichen Wettbewerbsverzerrung. Wenn die Fußballrechte wirklich so großes Geld wert sind, wie immer behauptet wird, dann wird man doch wohl auch jemand finden, der bereit ist, diese Mondsummen zu bezahlen. Gebührengelder jedenfalls haben in dieser Gleichung nix zu suchen. Mich würde wirklich mal interessieren, was passieren würde, wenn dieses Szenario einträte. Da mag sich der Eine oder Andere sein blaues Wunder erleben…

  18. schiri schrieb am 5. Februar 2009:

    Die englischen Eigenarten, Fußballspiele zu filmen, sind schon wesentlich älter als SkyTV, auch bei der BBC wurde mehr in die Zweikämpfe gegangen und mit Kamerafahrten auf die Flügel ausgewichen, die Schnittmöglichkeiten, die man mit einem Dutzend Kameras hat, sind für das ältere Publikum wie unser einen schwindelerregend.
    Das der Kommentar inzwischen eher zu einem Verkaufsgespräch geworden ist als kritischer Journalismus zu sein, für den die BBC bekannt war, darf bei den eingesetzten Summen und der verbreiteten Gier nicht mehr verwundern.
    Die italienische Variante mit vielen Groß- und Naheinstellungen, bei denen man mit seinen Lieblingen Freude und Leid teilen und die Abgründe von Doping und Spielmanipulationen vergessen machen kann, scheint auch ganz gut zu funktionieren.

  19. Oliver Fritsch schrieb am 6. Februar 2009:

    Sehr richtig, Matthias. Leider ist Sport in Deutschland immer auch Staatssport. Bloß diese Vorteile erkennen die Kritiker aus dem Fußball-Business nicht.

  20. dogfood schrieb am 6. Februar 2009:

    Kurz zur Bemerkung von Rainer Hüther/DSF, dass die ARD ach so viele Rechte besitzen würde, von denen sie kein Grebauch machen würde.

    Wer beim DSF anfragt, was denn nun eigentlich mit den vom DSF im letzten Jahr bis 2010 eingekauften Rugby-Rechten passiert, erhält zur Antwort:
    „Nach aktuellem Stand müssen wir davon absehen, das Turnier in vollem Umfang wie in 2008 abzubilden, da wir, als nicht gebührenfinanzierter Sender, stets auf die Refinanzierung einer Ãœbertragung eines Sportevents angwiesen sind, die momentan leider nicht gesichert ist.“

    Es sind derzeit keinerlei Ãœbertragungen der eingekauften Rugby-Rechte geplant.

    Auch PREMIERE saß und sitzt auf ein Berg von ungenutzten Rechten. Golden League 2008 trotz TV-Vertrags nicht gezeigt. Von 120 im Sommer 2008 eingekauften Länderspielen aus Südamerika wurden bislang nur sechs gezeigt. Dazu TV-Verträge für Premier League und Primera Division, von denen nur ein Bruchteil gezeigt wird.

    Das was da Herr Hüther beweint, sind Krokodilstränen. Eine Reihe von Sportarten läuft im DSF nur, weil sie sich die Sendeplätze eingekauft haben.

    Zu den TV-Ãœbertragungen:
    Wenn da was hochgejazzt werden kann, dann hat die DFL jetzt bereits die Mittel zu, denn Bild und Stadionatmo kommen seit zweieinhalb Jahren aus der Hand der DFL-Tochter Sportcast. Zumindest im Umgang mit den gezeigten Fan-Transparenten scheint man mir selektiv zu sein.

    Kann das TV bei einer Live-Ãœbertragung ein Spiel besser machen?
    Nein. Noch so viele Zooms und schnelle Bildschnitte können aus einen Grottenkick einen Premium-Kick machen.

    Im Übrigen halte ich die Aussage von Herrn Hembert für falsch. Bei den Premier League-Übertragungen wird mehr mit der Totalen gearbeitet als z.B. die Bundesliga. Es gibt kaum ein europäisches Land, dass mit sovielen Nahaufnahmen und Zwischenschnitte zu Fans und Trainern arbeitet, wie Deutschland. Das sind eigentlich alles die Klassiker zur emotionalen Aufladung eines Spiels. Es ist eigentlich eher das Gegenteil: englische Übertragungen sind relativ pur gehalten.

    „Schiri“ muss mal erklären, wo er in der Premier League die Kamerafahrten an der Seitenlinie gesehen haben will. Kleiner Tipp: mal auf den Abstand zwischen Seitenlinien und Zuschauertribünen achten.

    Den Kontrast zwischen der unterschiedlichen Bildregie, kann man immer sehr gut bei der WM (und zuletzt bei der EM) erkennen, wenn ein neutrales Team (bei der WM: HBS aus der Schweiz) mit Spitzenregisseuren aus mehreren Ländern die Produktion besorgt. Deutsche Zuschauer und Medien reagieren förmlich geschockt, weil sie das Spiel aus einer Totalen erleben, wie sie aus der Bundesliga nicht gewohnt sind. Die volle Breite des Spielfeld in einem Blick. ARD & ZDF sind immer bemüht mit Extrakameras noch zusätzliche Zwischenschnitte in die Zuschauer und Fans reinzumachen, damit verhaltensgestörten deutschen Zuschauern nichts fehlt.

    Generell zur Aufarbeitung der Spiele in England: gemessen an der Jahrmarktschreierei in der Sportschau, Sportstudio oder teilweise auf PREMIERE, ist die Aufarbeitung in der BBC, sei es Match of the Day oder BBC 5live, oder ITV (CL, UEFAcup) wesentlich entspannter, aber auch journalistischer als in Deutschland. In den Sendungen rund um die konkreten Spiele geht man konzentrierter zu Werke (man vergleiche Sportschau mit Match of the Day). Gleichzeitig gönnt man sich den Luxus in anderen Sendungen entspannter über den Fußball zu plaudern, wie man es mit Freunden in der Kneipe machen würde (BBC 5live oder Score vs Doppelpaß).

    Ich fühle mich durch die Bank weg, bei der englischen Berichterstattung in TV und Radio besser aufgehoben, als bei den deutschen Pendants. Und das hat nichts mit „Hochjazzen“ zu tun. Im Gegenteil.

    Kurz: solange Emmanuel Hembert nicht argumentativ nachlegt, halte ich ihn mit obiger Aussage für eine hohle Hupe.

    Bundesliga vs Premier League
    Es ist schwer 18 Mannschaften auf der einen und 20 Mannschaften auf der anderen Seite zu vergleichen. Konzentriert man sich nur auf die Spitzenmannschaften, fällt der Vergleich eindeutig zugunsten der „Big Four“ aus. Nicht zuletzt weil sich hinter dem FC Bayern keine klare Struktur hat etablieren können. Zwei von drei deutschen Champions League-Teams scheinen sich im Herbst immer eine Auszeit zu nehmen.

    Mein Eindruck ist schon, dass die englischen Spitzenteams mehr Antworten auf die Problemstellungen im Laufe eines Spiels haben.

    Spannend wird es, wenn sich in Deutschland endlich feste Verfolger für den FCB etablieren könnten. Der HSV per Didi-Masterplan? Die jungen Wilden aus Leverkusen? Das Laborexperiment „TSG 1798 Hoffenheim“?

    Und spannend wird es in England, weil Aston Villa an der Schwelle steht, sich auf Dauer zu den Big Four zu gesellen.

  21. Matthias schrieb am 6. Februar 2009:

    Eben. Ich bin nicht so sicher, daß eine rein private Verwertung der Fußballrechte sooo viel mehr Geld in die Taschen spült. Im Gegenteil, wenn die Riesensummen aus dem Gebührentopf nicht mehr beteiligt sind, könnte es durchaus sein, daß dann deutlich weniger reinkommt. Ich jedenfalls werde sicher nicht jeden Monat den Gegenwert von einem oder mehreren Stadiontickets an irgend so einen Pay TV Sender bezahlen, um dann mit künstlich hochgejazztem Mist veräppelt zu werden. Nach allem, was man immer so hört und sieht, steht keine einzige europäische Liga auf soliden finanziellen Füßen, wenn die wirklich nach anerkannten kaufmännischen Regeln wirtschaften müßten, wäre die allermeisten wahrscheinlich schon seit Jahren pleite. Vielleicht wäre angesichts der aktuellen Finanzkrise einmal Gelegenheit, auf den Boden der Realität zurückzukommen, solange allerdings solche Gestalten wie Berlusconi in seiner Operettenrepublik die Geschicke des europäischen Fußball bestimmen, sehe ich dafür ziemlich schwarz…

  22. Alex schrieb am 6. Februar 2009:

    „..Preis von über 40,- € für Premiere“ Oliver Fritsch Nr. 13

    Ich arbeite nicht für Premiere, aber bin inzwischen seit 8 Jahren Abonnent. Also beide Pakete kosten zusammen 40,- € und da reden wir auch über CL, UEFA-Cup, DFB-Pokal, GB, ES und den Restsport (à la Formel 1). Billig ist sicher was anderes! Aber nur die Bundesliga kostet im Monat soviel wie 1 Stadionbesuch oder 1 Schal oder vielleicht 1x Essen gehen (20,- €). Ich glaub, da sind mehr Vorurteile im Raum als nötig.

    ARD & Co.
    Wenn die Rechte an die Privaten fallen, dann wirds wieder zur Dauerwerbesendung. Das sieht man immer recht deutlich im DSF. Die versuchen in allen Ecken was unterzubringen.

    Aber wie die ARD mit den Sonntagabendspielen umgeht, ist ohne Worte. Da stand doch von Anfang an kein Konzept dahinter. Die wollten die Rechte einfach als Entschädigung für das 18:30 Uhr-Spiel am Samstag

  23. dogfood schrieb am 6. Februar 2009:

    @Alex: das Bundesliga-Abo kostet derzeit 20 EUR, weil es das von der DFL gesetzte Limit ist. Dieses Limit entfällt mit der neuen Rechteperiode im Sommer und man wird mal sehen müssen wie PREMIERE seine Pakete umstrukturieren wird. Es würde mich überraschen wenn es bei 20 EUR bliebe. Allerdings glaube ich auch nicht, das ein „Sport komplett“ ab Sommer essentiell mehr als 45 EUR kosten wird.

  24. Oliver Fritsch schrieb am 6. Februar 2009:

    Und ich muss mal Felix Magath recht geben: Die deutschen Schiedsrichter pfeifen viel zu kleinlich und hemmen den Spielfluss. Wenn sie im Strafraum den gleichen Maßstab anlegen würden wie im Mittelfeld, dann gäbe es im Durchschnitt fünf Elfmeter pro Spiel.

    Bestes Beispiel Fandel im EM-Viertelfinale Italien gegen Spanien: lauter Freistöße im Mittelfeld und dann aber keinen Arsch in der Hose, den Spaniern einen Elfer zu geben.

  25. Oliver Fritsch schrieb am 7. Februar 2009:

    Hier noch mal was zum Thema Premiere:
    http://1a-division.blogspot.com/2009/02/auf-beiden-augen-blind.html

  26. schiri schrieb am 7. Februar 2009:

    Die Kamerafahrt war mehr der Metapher geschuldet, da muss man den Kuchen auch mal im Napf lassen – ob nun aber die Kamera am Tribünendach aufgehängt oder von gegenüber oder der Führungskamera geschwenkt wird, ist für den Bildeindruck nicht wirklich entscheidend.

    Die Untersuchungen zu den unterschiedlichen Darstellungen der Fernsehanstalten (RAI, BBC, ARD, ZDF) sind zugegebener Weise etwas veraltet – ca. 25 Jahre, und sollten nur grob unterschiedliche Rezeptionsgewohnheiten illustriert haben, die es vermutlich so gar nicht mehr gibt.

    Die Verantwortlichen für die Sportberichterstattung im deutschen Fernsehen scheinen sich durch die verschärfte Konkurrenzsituation in der Pflicht zu sehen, alle Möglichkeiten der Kamera- und Schnitttechnik einzusetzen, um ihr Produkt zu veredeln und dabei den Sehgewohnheiten der umworbensten Zielgruppe gerecht zu werden, da hat „dogfood“ völlig recht, eine Steigerung diesbezüglich ist gar nicht mehr mögich.

  27. dogfood schrieb am 7. Februar 2009:

    Doch, die unterschiedlichen Rezeptionsweisen gibt es [1]. Aber um das zu beurteilen, müsste man vielleicht einfach mal englisches Fernsehen gucken, statt sich auf 25 Jahre alte Untersuchungen zu berufen, um etwas „grob zu illustrieren“, welches es dann im nächsten Halbsatz nicht geben soll.

    [1] http://www.sueddeutsche.de/sport/weltfussball/artikel/383/78305/

  28. Ingrid schrieb am 7. Februar 2009:

    Zur Werbung in den Sportsendungen: Ich nehme z.B. 2. Liga im DSF mit dem Festplattenrekorder auf und fange z.G. 30 Min. später an zu schauen. wenn Werbung kommt wird im Schnelllauf weitergespult und dann weitergeschaut. So bin ich mit dem Schauen evtl. zeitgleich mit dem Ende der Übertragung fertig.

  29. Tobias (Meine Saison) schrieb am 8. Februar 2009:

    „Spannend wird es, wenn sich in Deutschland endlich feste Verfolger für den FCB etablieren könnten. Der HSV per Didi-Masterplan? Die jungen Wilden aus Leverkusen? Das Laborexperiment “TSG 1798 Hoffenheim”?“

    Die gab es doch in den letzten 4-5 Jahren: Schalke und Werder belegten in 3 der letzten 4 Jahre die Plätze 2 und 3 (2005, 2007, 2008). Davor waren Leverkusen und Dortmund regelmäßig die größten Konkurrenten. Ende der 80er und Anfang der 90er wieder Werder (und mit Abstrichen Frankfurt und Kaiserslautern).

    Die Verfolger der Bayern scheinen ca. alle 5 Jahre durcheinander gewürfelt zu werden. Dabei ändert sich die Struktur der restlichen Liga, doch die Bayern waren davon bislang nicht betroffen. Da gibt es dann alle paar Jahre mal eine schlechte Saison, aber im Großen und Ganzen ändert das nichts an ihrer Dominanz.

    Der Glaube daran, dass Hamburg oder Leverkusen Bayern wirklich auf Dauer ein- oder überholen könnten, fehlt mir. Der HSV hat schon öfter bewiesen, dass es nach einer guten Saison schnell wieder abwärts gehen kann und Leverkusen fehlt noch einiges zur Spitzenmannschaft. Auch bei Hoffenheim bin ich mir noch keineswegs sicher, auch dort wird es nicht immer so ruhig und beschaulich bleiben. Die haben noch einen weiten Weg vor sich (sowohl in dieser Rückrunde als auch in den nächsten Jahren, wenn noch CL/UEFA-Cup hinzukommen).

    Für die Qualität der Liga wäre es sicherlich gut, wenn Bayern seine Dominanz etwas einbüßen würde. Ich persönlich würde es ohnehin begrüßen. Die Erfahrungen der letzten 20 Jahre lassen mich daran aber stark zweifeln!

  30. Alex schrieb am 14. Februar 2009:

    @ dogfood: Wir sprachen vom Preis der zur Zeit gilt. Wer jetzt ein Jahresabo abschliesst hat den Preis im Vertrag. Die Preisssteigerungsklausel wurde ja mal rausgeklagt, wenn ich mich richtig erinnere…

    Das Premiere wieder die Pakete umbaut, habe ich die Tage auch schon gelesen. Aber wer weiss, was da raus kommt.

  31. Futsu schrieb am 15. Mai 2019:

    Hi!

    I discovered the movie.
    Zidane play at Bordeaux. His pass is cool!
    https://www.youtube.com/watch?v=kr0T8ewE83Y

    King regards

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