Hartplatzhelden-Prozess: WFV nicht an Einigung interessiert
von Oliver FritschAm 18. Dezember 2008 hat das Oberlandesgericht Stuttgart (OLG) beiden Parteien im Prozess um das Vermarktungsrechte am Amateurfußball, also dem Württembergischen Fußballverband (WFV) und den Hartplatzhelden, nahegelegt, sich zu vergleichen. Nun sind die Verhandlungen gescheitert, der WFV ist nicht an Einigung interessiert.
Das OLG schlug vor, den Hartplatzhelden eine werbefinanzierte Plattform unter folgenden Einschränkungen zu betreiben: 1. Höchstlänge für Clips 90 Sekunden 2. Clips nur bis zu einer festzulegenden Liga 3. Keine Spielberichterstattung 4. Keine Spieltagszusammenfassung.
Daran haben wir uns orientiert, bei Punkt 2 war unser Vorschlag: Bezirksliga bei den Erwachsenen, Verbandsliga in der Jugend. Dazu haben wir die gängigen Vermarktungsformen, die wir zur Finanzierung unseres Projektes benötigen, detailliert ausgeführt, um Rechtssicherheit herzustellen. Ohne einen Gegenvorschlag zu unterbreiten, hat die Gegenseite den Vergleich mit den Worten abgelehnt: „Der aufgeführten Vermarktungsmöglichkeiten war sich meine Mandantin in diesem Ausmaß gar nicht bewusst.“
Der WFV strebt eine Grundsatzentscheidung an, um die alleinigen Vermarktungsrechte an jedem Amateurfußballspiel zu besitzen, den Weg des OLG geht er nicht mit. Am 19. März geht es also in die nächste Gerichtsrunde nach Stuttgart. Mehr über den Prozess hier.
Dabei hatten wir doch so schöne Pläne für einen Kompromiss in der Tasche, etwa folgende Pakete:
Das ist Patrick Reimann vom SC Weende Göttingen:
Oliver Fritsch ist Gründer des Video-Portals für Amateurfußballer hartplatzhelden.de
heinzkamke schrieb am 11. März 2009:
Bis zur Bezirksliga? Ich hatte gedacht, dass der WFV mit etwas gutem Willen die Verbandsliga zugestehen würde, da war ich wohl etwas naiv.
Und der WFV wohl auch, wenn man seine Absage betrachtet.
Weiterhin viel Erfolg!
Lena schrieb am 13. März 2009:
Ja, super. Dann gibt es ein Urteil und dann gehts auf zur nächsten Instanz. Die vom WFV sind doch wirklich blöd. Kennen sich nicht aus, machen eine lustige kleine Seite (vielleicht) platt, dann vergeben sie gegen viel Geld dem Schwager vom da oben, weil der hat doch so eine Agentur, den Auftrag sowas zu entwickeln und dann kommt BTX+Fernsehen raus. Anschließend werden alle Amateurvereine verpflichtet drei Kameraleute zu benennen, die jeweils vor resp. hinter jedem Tor bzw. an der Mittellinie filmen müssen. Neben den Ergebnisdienst müssen dann bei Strafandrohung bis Abends neune die Highlights hochgeladen werden. Und wehe es wird ruchbar, da der Schiedsrichter ja aufpasst, dass eine schöne Szene unterschlagen wird.
Im weiteren müssen die Mitarbeiter der Geschäftsstelle jeden Morgen mindestens fünf mal die Seite ansurfen und begeisterte Kommentare absondern. Sonst ist ja kein Träffic für adidas da.
Schöne Welt. Anstelle, dass sich Hartplatzhelden und der WFV zusammentun, also der WFV lässt die Hartplatzhelden machen und kassiert im Falle des Falles halt mit. Ne, jetzt lassen sie lieber die Spezialisten außen vor. Traurig.
Jürgen Kalwa schrieb am 16. März 2009:
Ich habe eine Weile auf diesen Satz gestarrt und gedacht, was die wohl meinen. Aber dann habe ich kapiert: In dem kurzen Zitat der Gegenseite steckt wirklich alles, was man zu diesem vom Verband vom Zaun gebrochenen Streit wissen muss. Die haben keine Ahnung. Die wissen nicht, wie’s geht. Und solche Leute bestimmen über die Zukunft des Sports mit…
tommy schrieb am 16. März 2009:
Es geht hier doch sehr wohl um einen kommerziellen Interessenskonflikt. Obwohl ich Herrn Fritsch und seine Presseschau sehr schätze, glaube ich kaum, dass er hier nur in wohltätigen und nichtkommerziellen Absichten handelt. Mir als „Fußball-Endverbraucher“ ist es auch letzendlich egal, ob ich die Videos von Amateurspielen auf „Hartplatzhelden“ oder auf diversen DFB-Verbandsseiten zu sehen bekomme.
Ingrid schrieb am 16. März 2009:
Ich habe vor ein paar Tagen im NFV-Journal meines niedersächsichen Fußballverbandes einen Beitrag zu Thema „Hartplatzhelden“ gefunden.
Das Vorwort der Niedersachsen unter dem
Titel: „Filmriss“ bei den Hartplatzhelden ?
Hartplatzhelden – ein Name, ein Programm.
Das gleichnamige Internetportal
stellt Filmszenen von Amateurspielen
ins Netz und erzielt dabei Erlöse, die
den Vereinen vorenthalten bleiben. Also
ein Kommerz orientiertes Unternehmen.
Der Württembergische Fußballverband
(WFV) hat stellvertretend für
alle 21 DFB-Landesverbände einen
Musterprozess geführt und in erster Instanz
vor dem Landgericht Stuttgart
Recht bekommen. Die Hartplatzhelden
GmbH ist in die Berufung gegangen.
Somit ist das Urteil derzeit noch nicht
rechtskräftig. In der aktuellen Ausgabe
des DFB-Journal hat sich DFB-Vizepräsident
und Rechtsexperte Dr. Rainer Koch
mit dem Thema beschäftigt. In seiner
Kommentierung spricht er von einem
Sieg für den Amateurfußball. Nachfolgend
der Beitrag aus dem DFB-Journal:
zu lesen auf Seite 38 und 39 unter
http://www.dfb.de/uploads/media/DFB-Journal_Nr_2_2008.pdf
Das NFV-Journal: zu lesen unter http://www.nfv-www.de/downloads/s_37/NFV09_2008.pdf (auf Seite 22)
Ich denke, dass Dr. Rainer Koch da eine große Rolle spielt. Ich nehme an, dass der WFV alles mit ihm abspricht. Aus dem Vorwort geht ja auch hervor, dass der WFV stellvertretend für die anderen Landesverbände klagt.
Man kann im Interesse des Amateurfussballs nur hoffen, dass die Hartplatzhelden gewinnen (auch wenn sie evtl. irgendwann man etwas GEwinn durch ihr Portal haben sollten). Aus meiner Sicht stellt Dr. Koch alles genau andersherum dar, als wie es wirklich ist: Die Verbände wollen profitieren und haben Angst, dass jemand anderes ihnen ein paar Euro wegnehmen könnte. Das die Vereine etwas von den Verbänden bekommen, wenn sie solche portale selbst erstellen sollten, kann ich mir nicht vorstellen. Die wollen nur ihre Internetpräsenz bezahlt haben und das dann u.a. durch Mithilfe von uns privaten Amateurfilmern. Ehrenamt zu Gunsten der Verbände? Nein Danke.
Oliver Fritsch schrieb am 16. März 2009:
Dass ich ein Altruist bin, hab ich nie behauptet, tommy. Vielleicht sind Sie der Polemik der Gegenseite auf den Leim gegangen.
Ja, ich bekenne: Ich will irgendwie Geld verdienen.
Lars schrieb am 17. März 2009:
Nein, tommy, genau das ist es nämlich nicht: egal, wer die Videos von Amateurspielen anbietet bzw. bei wem Du Dich als Endverbraucher bedanken darfst. Ich sehe schon einen großen Unterschied, ob ich mir jetzt aus dem Bauch heraus geschossene Videos mit Ecken und Kanten und unglaublichen Zuschauerkommentaren von beteiligten, weil: befreundeten oder anderweitig involvierten Kameraleuten anschaue(und mit das beste: keine Kommentatoren, die mir erzählen wollen, wie geil das doch ist, was ich da gerade sehe!), oder ob die Regie(also die Regeln) vom DFB und seinen Unterverbänden gestaltet sind: geeichte Länge der Filme, geeichte Kommentare zu den Spielszenen, festgelegte Höchstzahl an Zoom- und Schwenkaktionen pro Video, Kamerafahrt nur mit Stativ erlaubt und jeder weiter erdenkliche Blödsinn. Das schöne an diesem Forum ist doch seine anarchische Grundstruktur, die mich z.B. an den Tricks des kleinen Thomas von Greuther Fürth teilhaben lässt(unglaublich, der Junge, nur so nebenbei). Jede und jeder stellt das ein, was er aufnimmt, und jede und jeder, die oder den es interessiert, guckt es sich an. Und zwar ohne reglementierende Gruppierungen im Hintergrund, die gleich machen wollen, was nicht gleich ist.
Ich glaube schon, dass man irgendwann erkennen wird, ob ein Video in Auftrag gegeben, also von Verbänden unterstützt ist, oder nicht.
Andreas schrieb am 17. März 2009:
Also egal ob Oliver mit Hartplatzhelden nun Geld verdient oder wie ich es in Erinnerung habe momentan noch draufzahlt, sollte doch jedem klar sein, dass jeder Mensch irgendwo nach Gewinn strebt. Dieser Gewinn kann nun von materieller Natur sein (sprich Geld) oder immaterieller, wie z.B. eine steigende Reputation. Was nun genau Olivers Beweggründe waren, diese Seite (dieses Portal) zu gründen kann ich nicht sagen, aber festzuhalten ist, dass er was getan hat was vor ihm noch kein anderen Tat.
Jetzt gehen wir mal davon aus, dass der DFB/WFV gewinnt und Oliver nur noch Videos von Spielen veröffentlichen darf, die außerhalb des DFB bzw. ohne deren Leitung stattfinden, wie z. Bsp. Freundschaftsspiele, Freizeitliga oder Betriebsfußball. Könntest du dann nicht den DFB mit dem seinigen Fußballportal wegen Plagiats verklagen? – nur sone Idee.
Anderer Diskussionospunkt: Die SpielerInnen der unteren Ligen sind meines wissen nach doch keine Persönlichkeit des öffentlichen Interesses, was mich auf den Gedanken bringt, dass sie doch die alleinigen Besitzer ihrer Bildrechte sind. Wenn jetzt der DFB ein solches Portal gründen/aufbauen will, welches meiner Meinung nach einen größeren Bekanntheitsgrad erlangen dürfte also Hartplatzhelden, geraten die dann nicht in eine Grauzone bzgl. der Persönlichkeitsrechte? Schließlich kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich diese an den DFB abgetreten habe, als ich einen Spielerpass beantragte. Sicherlich kann man diesen Passus durch Nutzungsbedingungen umgehen, aber den möglichen Stress bzw. die daraus entstehenden
Prozesskosten aka Entschädigungszahlungen sollte der DFB in seine Kalkulation mal mit einbeziehen. Ich an deren Stelle würde die ganze Sache weiter unter Hartplatzhelden und der Verantwortung von Oliver weiterlaufen lassen und als Partner zur Seite stehen, der zum einem finanzielle Unterstützung für die Seite aufbringt, aber auch an den Einnahmen beteiligt wird.
Ansonsten finde ich den Kommentar von Jürgen Kalwa #3 absolut treffend, den er verdeutlicht wirklich, wo genau es beim DFB hapert.
Lustig finde ich, dass Hr. Dr. Koch von einem Sieg für den Amateurfußball spricht. Also dem Teil des deutschen Fußballs, der am wohl meisten unter den neuen Spieltagsplanungen leidet. Wenn ich also die Möglichkeit habe an einem Sonntag ein Kreisligaspiel zu gucken oder Bundesliga muss ich in Zukunft zu ersterem tendieren, denn die Tore der BuLi kann ich noch die ganze Woche sehen, die in der Kreisklasse dürfen ja nicht mehr im Netz veröffentlicht werden –> Hr. Dr. Koch hat Recht, ein Sieg für den Amateurfußball.
Oliver Fritsch schrieb am 18. März 2009:
Wer trocknet meine Tränen?
http://www.gea.de/detail/1217715
Ingrid schrieb am 18. März 2009:
Auch wird bei den Norddeutschen diskutiert:
http://www.diefussballecke.de/kloenecke/showthread.php?tid=329&page=2
Florian Schmidt-Weigand schrieb am 19. März 2009:
@ Jürgen Klawa
Nicht nur, dass der WFV, wie Sie so schön sagen, keine Ahnung hat. Wenn er sich der Vermarktungsmöglichkeiten gar nicht bewusst war, wieso hat er dann überhaupt geklagt? War nicht gerade die Tatsache, dass jemand anderes (Oliver Fritsch bzw. die Hartplatzhelden) ein Produkt vermarktet, das der Verband erbringt (so die Darstellung des WFV seinerzeit), nicht Ausgangspunkt der Klage? Und jetzt verweigert sich der Kläger einer Schlichtung, weil er sich der darin formulierten Vermarktungsmöglichkeiten NICHT bewusst war!? Mit verlaub: Hat der WFV sich damit nicht auch juristisch verdribbelt? Wie wird ein Richter auf diese Doppelbödigkeit reagieren? Ich hoffe im Sinne des gesunden Menschenverstandes (mit dem Fußballverbände offenbar wenig gesegnet sind).
Jan schrieb am 19. März 2009:
Die Pressemitteilung des DFB zum Urteil zugunsten des WFV ist mal wieder ein schönes Beispiel für „Kommunikationsherrschaft“ und wie man diese erreicht oder aufrechterhält – wenn man diese liest, dann könnte man als unbefangener Beobachter den Eindruck gewinnen, daß der WFV den Amateurfußball vor irgendwie bösartig anmutenden „Dritten“ und ihren „kommerziellen Interessen“ geschützt hat. Das kann man so nicht stehen lassen.
Link zur Pressemitteilung: http://tinyurl.com/cu7eah
Herr Fritsch, steht schon fest, ob Sie/die Hartplatzhelden Revision einlegen? Vermutlich noch nicht?
Jan schrieb am 19. März 2009:
Auf indirekter freistoss ist die Frage beantwortet: es soll also noch eine Etage weiter gehen. Werde mir erlauben, in meinem kleinen, bescheidenen Blog auf die Spendenaktion hinzuweisen.
Ingrid schrieb am 19. März 2009:
Ich habe heute einen Überweisungsauftrag über 64 Euro an meine Bank gegeben: zu Gunsten des Jugendkontos meines Vereins.
Grund: Mit meinen Videos habe ich bei den Hartplatzhelden schon mehrere Preise gewonnen, u.a. mit dem Clip von der Meister-Humba, als die 1. Herren den Aufstieg schafften. Dafür gab es für die Aktiven (Fans und Mannschaft) einen Preis sowie für mich als Uploaderin. Der Preis war jeweils eine Modell-Eisenbahn im Wert von ca. 90 Euro, die von einem Sponsor zur Verfügung gestellt wurden. Da es ja schwierig wäre, den Preis unter den gefilmten Aktiven aufzuteilen, haben wir beschlossen, diesen z.G. unserer Jugend zu verlosen. Durch einige Mißverständnisse bei der Zusendung und weitere Gründe hat sich diese Verlosung bis in den Winter hineingezogen.
Ich habe dann bei 2 Turnieren jeweils eine Modelleisenbahn verlost und so sind 64 Euro zusammengekommen. Wenn man sich entsprechend engagiert, profitiert also auch ein Verein von den Uploads bei den Hartplatzhelden. Das werde ich auch noch den „Siegern“ mitteilen und gleichzeitig fragen, was sie denn denken, in welchem Zeitraum so ein Beitrag von den Verbänden an die Vereine ausgezahlt würde.