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Jürgen Klinsmann ist entlassen, die Entscheidung ist richtig. Richtig deswegen, weil Klinsmann im Verein ohne Verbündete dastand. In einer solchen Situation ist fast jede neue Lösung eine bessere Lösung – selbst wenn sie Jupp Heynckes heißt. Heynckes ist ein Trainerrentner, seine beste Zeit liegt in den 80ern. Zuletzt ist er in Schalke (2004) und Mönchengladbach (2007) gescheitert, selbst vom Altherrenmacho Rudi Assauer musste er sich Antiquiertheit vorwerfen lassen. Sein Champions-League-Sieg mit Real Madrid 1998 gilt als Ausrutscher, populär ist das Zitat seines Spielers Clarence Seedorf: „Wir haben nicht wegen, sondern trotz Heynckes gewonnen.“ Eintracht-Frankfurt-Fans legen Heynckes noch immer nahe, nicht nach Hessen einzureisen, nachdem er in den 90ern aus dem Spitzenklub Eintracht einen Abstiegskandidaten machte. Und der beerbt nun Jürgen Klinsmann, den Reformer?! Dennoch, so paradox es klingen mag, dürfte es richtig sein, überhaupt gehandelt zu haben, zumal Heynckes nur für fünf Spiele engagiert ist. Außerdem hat er ja den „Tiger von München“ an seiner Seite.

Denn der Versuch, mit Klinsmann neue Wege zu gehen, war längst gescheitert. Von Beginn an. Es war ein Weg, den beide Seiten nur mit halber Entschlossenheit gegangen sind: Der Verein, insbesondere Uli Hoeneß, hat Klinsmann nicht mit dem Vertrauen und den Befugnissen ausgestattet, die für seine Arbeit notwendig sind. Das betonte er gestern gereizt: „Jürgen war dafür angestellt, unsere Mannschaft auf dem Platz zu trainieren.“ Von ganzheitlichem Konzept, insbesondere von Einfluss auf den Kader keine Rede.

Klinsmann dagegen hat sich zu sehr mit den Verhältnissen arrangiert: Hat sich die Torwartantwort diktieren lassen. Hat Kompromisse beim Training zugelassen, um es sich nicht mit den Stars zu verscherzen. Hat zu allem bösen Spiel gute Miene gemacht. Der Klinsmann 2008/09 war nicht der Klinsmann 2004-06.

Der FC Bayern scheint nicht reformierbar, nicht reformierwillens. Zu viele Leute mit großem Ego entscheiden über seine Strategie. Sichtbar wurde gestern nämlich auch, dass Hoeneß nie ein Verfechter Klinsmanns war. Es war Karl-Heinz Rummenigges Idee, Franz Beckenbauer sagt ohnehin heute dies, morgen das. „Durch das Klinsmann-Desaster dürften sich die Machtverhältnisse im Klub deutlich zugunsten von Uli Hoeneß verschoben haben“, schreibt Francescoli in den Kommentaren.

Seine Auffassung vom Fußballverein als Familie und ihm als wohlmeinenden Patriarchen mag charmant sein, aber ein erfolgreiches Rezept in Zeiten der Fußballglobalisierung ist das wohl nicht. Heynckes ist Hoeneßens Freund, er soll am Wochenende „zufällig“ zu Besuch gewesen sein. Er brauche nun einen „Fußballlehrer“, sagte Hoeneß halb zu Klinsmann, halb zu Rummenigge. Als wäre Klinsmann keiner. Eine weitere derjenigen Stillosigkeiten, zu denen sich die Bayern, die so gerne ehrbare Kaufleute sein wollen, selbst verdienten Mitarbeitern gegenüber hinreißen lassen. Ottmar Hitzfeld war der „Mathematiklehrer“, Michael Ballack ein „guter Kopfballspieler“.

Hatte der Trainer Klinsmann, von dem keine Lederhosen-Bilder überliefert sind, überhaupt eine Chance in München? Bei den Bayern-Fans hatte er nie Kredit. Klinsmann war und ist der Nationaltrainer, der Oliver Kahn auf die Bank setzte, den grimmigen Torwarttrainer Sepp Maier ausmusterte und sich mit den Autoritäten im Lande anlegte, also auch mit Hoeneß und Beckenbauer. Die Fans brüllten „Ami go home!“ Dieser Ton war schon zu Klinsmanns DFB-Zeiten zu vernehmen. Klinsmann der Ami. Seltsam, denn Klinsmann ist neben Lothar Matthäus der bedeutendste deutsche Fußballer seit Franz Beckenbauer: Stammspieler 90, Kapitän 96, also wesentlicher Teil bei den zwei letzten deutschen Titelgewinnen. Dass er, allen Sommermärchenmythen zum Trotz, so geringe Sympathiewerte bei vielen Fans und Journalisten hat, liegt wohl daran, dass er nie auf den Schutz der Bayern-Lobby zählen konnte. Ähnlich Andreas Möller, dessen Karriere belächelt wird, obwohl kein anderer deutscher Fußballer so viele verschiedene Titel gewonnen hat wie er.

Klinsmanns Entlassung nach nur zehn Monaten ist eine deftige, vielleicht folgenschwere Niederlage für den FC Bayern. Doch sie wurde von den TV-„Experten“ als Boulevardstück inszeniert. Was sie ja auch ist, aber nicht nur. Denn es wären die Hintergründe von einem wankenden, konzeptsuchenden Unternehmen zu analysieren. Das aber noch immer Geld genug hat, auch gröbste Fehler abzufedern.

Tiefpunkt war Helmut Markwort, der in der ARD Prime Time seine gute Laune (worüber eigentlich?) an den Tag legen durfte. Er war einer der zahlreichen, die Klinsmann vor der WM 2006 nach Kalifornien jagen wollten. Das darf er seit gestern wieder stolz erzählen. Diesen Ton traf auch Hoeneß gestern in der Pressekonferenz. Das ist der traurige und für den deutschen Fußball fatale Nebeneffekt der Klinsmann-Entlassung: Der große deutsche Fußballstammtisch, den Klinsmann 2006 so blamiert hat, ist nun rehabilitiert. Er ist gerächt. Es könnte die bittere und schwerwiegende Folge dieser Restauration sein, die der FC Bayern gestern eingeleitet hat. Schwerwiegend deswegen, weil er über einen einzigen Verein hinausgeht.

Der Vereinstrainer Klinsmann hat in München viele und große handwerkliche Fehler gemacht. Zudem hat er zu viel versprochen. Doch ihm ist zuzutrauen, dass er daraus lernt. Es ist zu hoffen, dass er, der die Systemmängel so offen anspricht, gestern nicht für immer von Deutschlands Fußballbühnen verschwunden ist. Muss ja nicht als Trainer sein.

29 Kommentare

  1. tafelrunde schrieb am 28. April 2009:

    Es gibt verschiedene Ebenen in der Diskussion über Klinsmanns Scheitern. Eine nicht zu unterschätzende ist die im Artikel hier: Der Sieg des Stammtisches über Neuerungen im Fußball. Die Gefahr ist groß, dass durch das Experiment „Klinsmann als Clubtrainer“ und dessen gnadenlosen, mindestens mittelfristigen (10 Monate sind durchaus genügend Zeit, um Entwicklungen festzustellen oder eben nicht) negativen Offenbarungseid, sich nicht nur bei den Bayern die Fraktion der Bewahrer republikweit wieder mehr Gehör verschaffen kann.
    Gott-sei-Dank gibt es noch Clubs wie Hoffenheim, Leverkusen, Hertha, und selbstverständlich Werder, die diesem Trend widerstehen mögen.
    Wer was von Fußball auf, in allen Ebenen durchdachten, Niveau sehen will, der genieße das Spiel Barca vs. Chelsea! Das ist „moderner“ – besser richtig guter – Fußball! Und da wollen ja eigentlich alle hin.
    Gus Hiddink wäre der einzig passende Coach für Bayern. Aber den kriegen sie wohl nie. Oft genug probiert haben sie es ja. Schade eigentlich, dass das nicht klappen kann.

  2. Manfred schrieb am 29. April 2009:

    Es hängt alles am Geld. Die zumindest mittlerweile vielleicht so genannten Übergangssaisons, in denen Bayern München sich in den -für sie- Niederungen der Tabelle wiederfanden, sind ja nun schon eine Weile her. 1991/92 als Vorsaisonsvizemeister gab es in der 2. Runde des UEFA-Cups die derbe Klatsche in Kopenhagen, am Ende war man Zehnter. 1995/96 zählt schon nicht mehr, denn da wurde zwar nur der 6. Platz belegt, aber der UEFA-Cup gewonnen. Es gab also Kompensation und die letzte UEFA-Cup-Saison soll wohl definitiv die letzte Saison in dem Wettbewerb gewesen sein: zu wenig Geld aka Kompensation, zu wenig Reputation. Also braucht es minimal einen sicheren Champions League-Platz, also Platz 2, sicher auch Eingedenk des Schalker Scheiterns zu Beginn dieser Saison. Obwohl: trefflicher Gedanke, dass man als Bulidritter in der Quali auf Arsenal treffen und ausscheiden würde.
    Noch 2 Jahre UEFA Cup, dann wäre Bayern München gar ein normaler Bundesligaverein, mit wirr zusammengekaufter Mannschaft, die keine ist, leergeräumtem Festgeldkonto und ohne Traditionsfortsetzung, denn wie sagte der unsägliche Markwort das so überheblich-arrogant: ‚Also es ist ja auch eine 20 Jahre gepflegte Tradition, dass Bayern Deutscher Meister wird, die wollte Bayern nicht abbrechen.‘
    Nee, bloß nicht. Diese Saison dann die Frauen, die Herren mögen bitte den vierten oder fünften Platz bekleiden, dann grins i wie Klinsi ;-).

  3. MeierSepp schrieb am 29. April 2009:

    @ OF:
    Ich bin schon lange Leser der Presseschau, daher an dieser Stelle erstmal ein Kompliment: Sie war schon immer sehr gut, hat sich aber (seit du bei der Zeit bist?) in letzter Zeit nochmal deutlich verbessert!
    Respekt!

    @ Manfred:
    Ich habe den Eindruck, du hast einen anderen Artikel gelesen. Es ist eben *nicht* eine Frage des Geldes. Sondern eine Frage der Trainer-Autarkie, die es bei Bayern nur dann zu geben scheint, wenn sich die Vereinsführung vollkommen mit der Arbeit (bzw den Ergebnissen) des Trainers identifiziert.
    Die in weiten Teilen verfehlte Transferpolitik (und damit im Ergebnis auch die Leistung & das Abschneiden der Mannschaft) wird sich auch mit weniger (oder mehr!) Geld nicht signifikant verschlechtern.
    Im Gegenteil: Weniger Geld für Einkäufe könnte unter Umständen ein hilfreiches Umdenken bezüglich der Einkäufe bewirken!

  4. Magic schrieb am 29. April 2009:

    Oli, Deine Schilderungen aus dem Bayern-Lager machen mir nun beinahe mehr Angst als Schweinegrippe und Finanzmarktkrise zusammen. Befürchtest Du etwa auch, dass Jupp Heynckes am Samstag wieder mit Libero spielen lässt?

  5. Oliver Fritsch schrieb am 29. April 2009:

    Je nachdem, was Hoeneß so einfällt, Magic.

  6. Erdge Schoss schrieb am 29. April 2009:

    Eintracht-Frankfurt-Fans legen Heynckes noch immer nahe, nicht nach Hessen einzureisen, nachdem er in den 90ern aus dem Spitzenklub Eintracht einen Abstiegskandidaten machte.

    Vielen Dank für diese wahren Worte, werter Herr Fritsch.

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  7. Jonathan schrieb am 29. April 2009:

    Mal wieder ein sehr guter und passender Kommentar mit überrascheden Erkentnissen. In diesem Fall gefällt mir der Vergleich zu „Heulsuse“ Möller! Ich glaube nicht nur der Mangel einer Lobbymacht diesen Typen das Leben so schwer. Sie passen nicht in die stumpfen Raster des guten alten deutschen Fußballverständnisses, wie es noch immer unnachahmlich Heribert Fassbinders Kommentare bei Weltmeisterschaften repräsenitierte („flinke Afrikaner“, „kämpfende Deutsche“, „schlitzohrige Italiener“, etc.). Auch Deisler ist daran kläglich gescheitert, und Mehmet Scholl war Zeit seiner Karriere immer ein Exot, kaum Nationalmannschaftsreif.
    Klinsmann hat Lahm in der Nationalmannschaft groß gemacht. Ich wage zu bezweifeln, dass das irgend einem Trainer der alten Garde gelungen wäre.

  8. Joshtree schrieb am 29. April 2009:

    Ich glaub’s gar nicht! Was soll das mit dem Deisler hier? Und ihr jammert über den Stammtisch, das ist allerunterste Schublade.

    Und die Einschätzung zu Heynckes ist auch so was von vorurteilsfrei!

  9. bernd s. schrieb am 29. April 2009:

    @ OF: Wieder mal Kompliment für einen bedenkenswerten Text.

    Wobei mich die Haltlosigkeit der Sportjournalisten immer wieder aufregt: Man verfolge, wie Klinsmanns Projekt je nach Ergebnis hochgelobt und dann wieder verdammt wurde – und das von denselben Leuten binnen weniger Wochen!

    Zu Klinsmann: So geht es, wenn man Schwüre bricht: Klinsmann hat (nicht nur) seinen Eltern, wackeren Schwaben und Bayern-Verächtern, geschworen, nie zu Bayern München zu gehen. Er hat den Schwur gleich zweimal gebrochen – das musste Folgen haben.

    Ich frage mich nur, was an dem Bild des abgebrühten Geschäftsmanns Klinsmann wirklich dran war, dran ist, wenn er sich als Hütchensteller (und angesichts seiner Assistentenschar nicht mal das) behandeln lässt. Dieses mangelnde Durchsetzungsvermögen, irgendwie unverständlich.

  10. Christoph schrieb am 29. April 2009:

    Vielleicht muss man bei dem ganzen Thema auch Rethorik von Inhalt trennen. Markwort hat anscheinend überhaupt keine Ahnung vom Fußball, bleibt aber irgendwie wohl einer der Wortführer gegen irgendetwas neues. Ich frage mich jedoch tatsächlich, ob dieses „Neue“ nicht schon längst Einzug gehalten hat, nur eben größtenteils unkommentiert, weil es sich nicht um den FC Bayern handelte. Ãœber Rangnicks Auftreten lässt sich gern streiten, aber ich bezweifele, dass er groß was anderes macht als es Klinsmann vorschwebte. Die Arbeit von Daum ist auch in einigen Teilen (Scouting, Stichort Sportslab) durchaus innovativ. Martin Jol wart drei Jahre erfolgreich und beliebt Trainer im angehimmelten England und wird sich beim HSV wohl kaum auf irgendwelche veralteten Stammtischweisheiten eingestellt haben.

    Also, nur weil das Duell zwischen irgendwie Alt und irgendwie Neu auf der rhetorischen Ebene die Rehabilitation des Stammtisches nach sich ziehen könnte, sind doch die Arbeitsweisen, die Klinsmann anscheinend so vermisste, keinesfalls vollkommen fremd in der Bundesliga.

  11. Matze3009 schrieb am 29. April 2009:

    Meiner Ansicht nach wird Herr Klinsmann seit etwa fünf Jahren maßlos überschätzt – auch hier von einigen Kommentatoren…

    Was seine „Arbeit“ bei Bayern angeht, habe ich in den 10 Monaten nicht den Ansatz eines Konzeptes erkennen können. Das war doch das Problem. Er hat das, was er angeblich vor seinem Amtsantritt vorgestellt hat, nie umgesetzt. Es lag m. E. weder am Personal – das zuvor das unter Hitzgeld immerhin Meister und Pokalsieger wurde – noch am Vorstand (der mit der Personalie JK sehr viel Mut bewiesen hat und entsprechend auf die Nase fiel) sondern einzig und allein am so genannten Trainer Klinsmann.

    Er war, ist und bleibt ein Blender…

    In jedem Betrieb wäre ein Manager mit diesem Anspruch und dieser Wirklichkeit entlassen worden.

  12. Tobi schrieb am 29. April 2009:

    http://www.faz.net/m/%7B50B9A313-0A84-436E-ABCF-982620CC1B25%7DPicture.jpg

    – nur mal als kleiner Kommentar zu den Lederhosen. Ansonsten volle Zustimmung!

  13. Oliver Fritsch schrieb am 29. April 2009:

    @Toni: Das kenn ich, da war er Spieler.

    Hier ist eine außergewöhnliche Einschätzung zu finden:
    http://www.welt.de/sport/fussball/article3642318/Bei-Bayern-hat-sich-Klinsmann-seinen-Ruf-ruiniert.html

  14. moz schrieb am 29. April 2009:

    @Christoph: Vollste Zustimmung! Hier und da sind die Trainer in der Buli schon ein wenig weiter als beim FCB. Da der Hypersprung Marke Klinsmann ja nun offensichtlich abgeblasen ist, muss man sehen, welche und wie viel Innovation sie sich in Haus holen wollen und können.

  15. Tobi schrieb am 29. April 2009:

    @Oliver: Richtig, habe „der Trainer Klinsmann, von dem keine Lederhosen-Bilder überliefert sind“ zu ungenau gelesen. Die Kombination Klinsmann + Trainer + Lederhosen + Meisterschale ist wohl auch nur im Paralleluniversum moeglich…

  16. roysan schrieb am 29. April 2009:

    Ich würde dem Matze3009 soweit mal recht geben. Bei der Nati hat die wesentliche Trainingsarbeit und die Taktik dem Vernehmen nach wohl Jogi gemacht. Somit scheint mir Klinsis Rolle als Trainer überbewertet. Als Erneuerer mag er seinen Platz haben. Nicht als Trainer.

    Und von alten Erfolgen kann auch JK nur bedingt zehren. Geht Loddar ja nicht anders. Das ist auch OK so. Anerkennung muss man sich immer wieder aufs neue verdienen. LM wäre ab kommender Saison übrigens frei… *hüstel*

    Und ich stimme auch da den anderen zu. Innovation wird woanders betrieben. Nicht bei den Bayern. Von daher liegen hoffentlich spannende Jahre vor uns. Wenn Innovation gegen Geld bestehen muss…

  17. pema schrieb am 29. April 2009:

    Klinsmann hat weder Oddo noch Breno, nicht dos Santos und nicht Sosa eingekauft, dieses Geld haben UH, KHR, der Berater Breitner unter dem Oberboss FB verbrannt.
    Aber JK hat weder Lahm zum Flanken mit links noch Podolski zum Kopfball gebracht, auch Schweinsteiger kommt nur in der Seitwärtsbewegung an einem Gegner vorbei und Toni kann nur Doppelpass mit Franck, weil der ihm halt viel auflegte.Von wegen: jeden jeden Tag besser machen…

  18. tafelrunde schrieb am 29. April 2009:

    Wir alle, und selbstverständlich auch die Fußballwelt und deren Protagonisten, sind Ergebnis abhängig.
    Gerade in den Spielen, wie gegen Hoffenheim, Stuttgart (Pokal), Leverkusen, Dortmund, ist durchaus die Art von Spiel bei den Bayern zu sehen gewesen, die Klinsmann propagiert hat. Durch eine Reihe von unglücklichen Momenten konnten aber andere, vergleichbar sehenswerte Spiele der Bayern nicht gewonnen werden. Das hat sich auf die Psyche der Spieler fatal ausgewirkt.
    Nach den Niederlagen gegen Wolfsburg und Barcelona wurden die Spieler dann noch zunehmend von den Stimmen der Opposition gegen Klinsmann verunsichert. Am Ende hatte die Mannschaft deshalb überhaupt kein Vertrauen mehr in den Trainer und spielte entsprechend verunsichert. Das war der schon o.g. Offenbarungseid.
    Dem gegenüber wage ich dennoch zu behaupten, dass bei einem anderen Ausgang der Spiele gegen Hamburg, Hertha, und noch einer Reihe anderer (was durchaus im Bereich des Möglichen lag), die Spieler Klinsmann noch mehr gefolgt wären als vorher und das Projekt Klinsmann fortgeführt worden wäre. Die dumpfen Bewahrer des ewig-gestrigen in Medien und Anhängerschaft hätten sich nicht so aus der Deckung getraut. Und das, obwohl die Mannschaft – zumindest bis zum Barcelona-Debakel – stets denselben Fußball gespielt hat.
    Klinsmann hat, neben zweifellos begangenen Fehlern, auch sehr viel Pech gehabt.

    @christoph: Stimme voll zu! Die Hoffnung auf zeit-adäquaten Fußball ist vorerst nur bei den Bayern zerstoben.

  19. Manfred schrieb am 30. April 2009:

    @ MeierSepp:
    Mein Eindruck der Bayern-Denke ist: Reformen ja, aber nur, wenn wir immer Meister oder wenigstens immer in der Champions League spielen und dort dann auch noch möglichst erfolgreich. Immer.
    Und da sind sechste oder zehnte Plätze, wie sie ehedem zumindest möglich waren, ja, selbst ein vierter Platz als Ergebnis eines Wandels bzw einer Reform nicht vorgesehen, was imo sehr wohl mit Geld zu tun hat, denn nur die CL bietet fette Beute.

  20. KayeD schrieb am 30. April 2009:

    @Oliver Fritsch: sehr gute Analyse.
    @Tafelrunde: genauso sehe ich das auch. Klinsi hat viele Fehler gemacht, zweifelsohne, vor allem im sogenannten „Change Management“ seine „Angestellten“ nicht genug beteiltigt, sondern seine Veränderungen von oben verordnet, aber: er hat viel Pech gehabt, wie Sie sagen. Allein das „Loch von Bochum“ mit der Veletzung Kloses! Die 2 Schüsschen aufs Tor von Rensing gegen Hertha! Mit Kahn wäre Bayern fünf Punkte vorn.
    Leider ist es so wie Herr Fritsch sagt: die ewig Gestrigen haben nun den Eindruck einer Katastrophensaison zementiert, und die tollen Bayernerfolge und -Spiele sind wie nie dagewesen.
    Ergänzen möchte ich noch nach der CL von gestern abend: Ferguson, Wenger werden hier angehimmelt, aber die notwendigen Befugnisse werden dt. Trainern nicht zugestanden, außer einem: Magath! Das ist das Lustige, dass gerade dieser gestrige Trainer einem Teammanager nach englischem Vorbild am nächsten kommt. Magath kann sich seine Mannschaft bauen, ohne einen Hoeness fragen zu müssen. Oder glaubt einer, dass Rensing bei Magath mehr als 5 Spiele gemacht hätte?

  21. Joshtree schrieb am 30. April 2009:

    @Tafelrunde und die Anderen: was ist zeit-adäquater Fußball? Wieviel Meistertitel hat der FC Bayern zuletzt gewonnen? So, in den letzten 10Jahren? Ich weiß, das ist ein Totschlagargument, aber es stimmt trotzdem.

    Und, zur internationalen Klasse: da haben sich zum Beispiel die ach so modernen Bremer und so ja nun wirklich nicht mit Ruhm bekleckert, oder? Wieso ist eigentlich jemand Ewiggestrig und damit negativ eingeschätzt, wenn er Klinsmann nicht mag bzw. als Trainer für eine Fehlbesetzung hält? Ihr pflegt Vorurteile, aber holla!

  22. Lena schrieb am 30. April 2009:

    @Oliver Fritsch: eine super lesenswerter Artikel.

    Ich glaube trotzdem, dass Uli H hinter der Verpflichtung von Klinsmann stand und diese jetzt bekannt gewordenen Geschichten nur vor dem Hintergrund der jetzigen Entwicklung relevant geworden sind. Hätte man die Protagonisten zu guten Zeiten (wie nach dem Spiel gegen Hoffenheim) gefragt, hätten die das als Mückenschiss weggewischt. Jetzt auf einmal werden es Elefanten und wir haben es schon immer gewusst. Klinsmann hatte die Befugnisse, die er sich ausgehandelt hatte. Vermutlich hat er sich zuviel von Honeß reinreden lassen, war wohl aber auch nicht abgeneigt, den Rat vom erfahrenen Manager anzunehmen. Von welchem wilden Affen hätten denn die Bayern gebissen werden müssen, um wirklich alle Kompetenzen an Klinsmann abzugeben? Er war ein Neuling im Vereinsgeschäft. Das geht doch nur zusammen, im Verbund. Alles andere ist doch…

    Leider haben dann die Bayern zu früh die Reißleine gezogen, das war doch schon weit im Herbst 2008, und das Konzept eingestellt oder zurück gestellt. Ab da war es dann halt noch das übliche.

    PS: Wann fangen wir eigentlich an über den neuen Trainer und Manager zu spekulieren? Wer glaubt an Trappatoni?

  23. tafelrunde schrieb am 30. April 2009:

    @Joshtree: Schon klar: Fußball ist ein Ergebnissport. Ist ja auch so. Aber eben nicht nur! Und für manche zählt eben die Freude am Spiel mehr als das nackte Ergebnis.
    Wer die beiden CL-Halbfinals gesehen hat, der hat zeit-adäquaten (=modernen, aber das kann man ja nicht mehr hören) Fußball at-its-best erleben dürfen.
    Die letzten Mohikaner in der Champions League spielen alle einen Fußball, der nur noch Atem beraubend genannt werden kann. Viele Tore fallen dabei leider (seuftz!) nur selten.
    Aber die Art und Weise des Spiels: fantastisch!
    Welch eine Intensität, welch ein Tempo, welch ein Druck hinter den Pässen, welch ein kurzes Ballhalten, welch ein Stellungsspiel, welch eine Gedankenschnelligkeit, welche („höggschde“) Disziplin und Konzentration, welche Fairness, welche Freude!
    Zu den o.g. Teams zählt auf jeden Fall noch Liverpool, aber dann schon niemand mehr. Kein Inter, kein Milan, kein Juve, kein Real, oder sonstwer. Die spanische Nationalmannschaft ist durch die optimalste Umsetzung dieses Fußballstils zu Recht Europameister geworden.
    Hierzulande haben dieses Spielverständnis Ragnicks Hoffenheim, Schaafs Werder, vielleicht auch Favres Hertha, Jols HSV und auch Leverkusen (an guten Tagen) begriffen und versuchen es auch mehr oder weniger gut umzusetzen.
    Die Bayern wollten auch dahin und sind während der Fahrt abgesprungen. Ob Klinsmann der richtige Mann dafür war, bleibt allerdings wirklich fraglich.
    Das Erkennen von Schwachstellen führt noch nicht automatisch dazu, dass man auch die Umsetzung auf dem Platz a la ManUnited so hinkriegt. Das scheint schon eine richtige Kunst zu sein. Deshalb sind ja die Herren Ferguson, Wenger, Benitez und Hiddink so begehrt. Weil sie das o.g. eben richtig gut hinkriegen.

    Und übrigens: Kein Mensch hat hier einen Kausalzusammenhang zwischen der Ablehnung von Klinsmann und ewig-gestrig hergestellt!

  24. Der Papst schrieb am 30. April 2009:

    @OF: Danke für den guten und ziemlich objektiven Text zu einem bisher sehr subjektiv behandelten Thema. Man muss sich ja nicht auf Markwort- oder Lattek-Niveau begeben.
    @ Alle Bayernfans im Blog: Schade, dass sich der FCB wohl nie ändern wird, das betrifft wohl Vorstand und Fans, denn als Bayer kennt man den Fußballalltag anscheinend überhaupt nicht. Wir reden im Fall Klinsmann nicht von einem wirklichen Scheitern eines Trainers, was zur Folge hätte, das der Verein absteigt oder wenigstens kurz vor dem Abstieg stünde. Das was da gerade läuft ist Schmierentheater von höchster Güte, denn es geht ja gar nicht um sportlichen Erfolg und den Fußball an sich, sondern darum, dass dem FCB im Fall eines Verpassens der Championsleague ungefähr 15 Millionen Euro davonschwimmen. Es geht also schlicht um Kohle. Und das ist scheinbar alles, was Hoeneß und Konsorten interessiert, die würden auch Gebrauchtwagen verkaufen, wenn man damit genug verdienen könnte. Wenn euch das als Fans reicht, dann nickt diese Politik nur weiter ab und fallt auf solche plumpen Täuschungsmanover wie das Klinsmann-Bashing rein. Klinsmann stand nicht auf dem Platz.

    @ alle Nichtbayernfans. Bei dem von OF eingestellten Link
    http://www.welt.de/sport/fussball/article3642318/Bei-Bayern-hat-sich-Klinsmann-seinen-Ruf-ruiniert.html
    kann man auch abstimmen, wer Klinsmanns Nachfolger werden soll. Ich habe extra für Lothar Matthäus gestimmt, vielleicht hören die Bayernvorständler ja auch diesmal wieder auf Volkes Stimme. Ich würde es ihnen wirklich gönnen.

  25. Design Blog vom Designer schrieb am 8. Mai 2009:

    Klinsmann vs. Hoeneß…

    Was für Ironie des Schicksals und eine besonders glückliche Platzierung der Plakate! Was schon zu gut um wahr zu sein – vor der Redaktion der BiSS, der Zeitschrift der Bürger in sozialen Schwierigkeiten in München, Haidhausen fand ich diese Perle d…

  26. Rob schrieb am 12. Mai 2009:

    Meine Prognose: Van Gaal Wechsel verzögert sich, Heynkes wird Meister, Van Gaal Wechsel platzt, 2 Spieler loben Heynkes, Heynkes bleibt Trainer. Hoeneß hat seinen alten Kumpel wieder und seinen wie er selbst sagt „größten Fehler“ korrigiert.
    Passt doch alles.
    Heynkes Lieblingstalent Baumjohann haben sie ja schon im Winter verpflichtet. 😉

  27. reflexo schrieb am 18. Februar 2010:

    Seine Meisterschaft mit Bayer Leverkusen 2010 gilt als Ausrutscher, populär ist das Zitat seines Spielers Simon Rolfes: „Wir haben nicht wegen, sondern trotz Heynckes gewonnen.“

  28. Oliver Fritsch schrieb am 18. Februar 2010:

    Erwischt, bei Heynckes lag ich falsch. Zumindest in der Prognose. Allerdings bleiben seine Schalker und Gladbacher Jahre (eher: Monate). Ob er mit Bayer Meister wird? Ich würds ihm gönnen, aber ich zweifle.

  29. anonym schrieb am 22. Juli 2013:

    Diesen Kommentar 2013 zu lesen ist schon witzig 😉

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