Trainerwirrungen
von Günter ClobesWenden wir den Blick für einen kurzen Moment mal wieder abseits des allzu aktuellen Geschehens, denn auch da gibt’s Sachen, die nach Behandlung schreien. Dies hier etwa, was zur Sorge Anlass gibt. Was ist bloß mit Bernd Schuster los? So richtig in sich ruht der Mann wohl nie. Gut, in der Champions League wieder frühzeitig gescheitert, aber ansonsten läuft für ihn doch im Moment alles recht entspannt. In der Meisterschaft fünf Punkte vor dem Erzrivalen aus Barcelona, die Mannschaft der Stars funktioniert endlich so, wie es die Gehaltsliste verlangt, er selbst kurz vor einer (unendlichen) Verlängerung seines Vertrags, und doch, Schuster leidet an einem noch unbekannten Syndrom, das ich – wären wir im Fernsehen – einfach mal als Spooky-&Mystery-Syptom bezeichnen möchte.
Denn Schuster kann einfach nicht verlieren. Alles und jeden macht er für Niederlagen verantwortlich – und das mit schöner Regelmäßigkeit auf eine reichlich merkwürdige, fast schon versponnene Art. Sein Reich der Theorien besteht dabei aus Beleidigungen, Verdächtigungen und Verschwörungen. So legt sich unser Mann z.B. wieder und wieder geradezu manisch mit anderen Berufsgruppen an, die zum Fußball dazugehören. Besonders mit den Schiedsrichtern: Schon im November 2006, damals noch als Trainer des FC Getafe, sah er sich dem Vorwurf ausgesetzt, den Unparteiischen Julián Rodriguez als „Schwulen“ bezeichnet zu haben. Der hatte ihm dafür in der Schlussminute die rote Karte gezeigt. Ein Jahr später, im November 2007, zog Schuster sich den Zorn der katalanischen Schiedsrichtervereinigung zu, als er den – natürlich – katalanischen Referee Alfonso Alavaro Izquierdo indirekt und etwas bizarr zwar, aber doch recht deutlich für die Niederlage in Sevilla verantwortlich machen wollte („Was ist er? Ein Katalane. Da haben wir’s. Das sagt doch alles.“). Im Februar 2008 äußerte er sich dann nach dem verlorenen Spiel gegen Rom ähnlich verschwurbelt über Herbert Fandel, mit dessen Leistung er nicht einverstanden war. Völlig sachfrei, aber schön emotional und wirr seine Wertung auf der nach oben offenen Polemikskala: „Er verdient es nicht, mein Landsmann zu sein.“
Schusters angespanntes bis zerrüttetes Verhältnis zu den Schiedsrichtern hat ihn nun mit einer anderen beliebten Berufsgruppe konfrontiert, die auch immer gut ist, um Dampf abzulassen, mit den Journalisten. Und natürlich waren auf kleinem Umweg die Schiris wieder dabei. Schuster brach nämlich die Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Huelva in dem Moment ab, als er nach seiner Meinung über den Schiedsrichter gefragt wurde. Was lehrt uns das nun? Ist der „blonde Engel“ schlauer geworden? Nein, nicht wirklich, denn keine Woche später, nach dem Aus in der Champions League, zürnte er nun sogar den Schicksalsmächten: „Das Glück hat uns den Rücken gekehrt. Das war keine Niederlage, der Ball wollte einfach nicht ins Tor.“ Bleibt uns nur genüsslich zuzuschauen, wie sich mit dieser Realitätsferne eine so hypersensible Truppe wie die „Galaktischen“ weiterhin auf Titelkurs halten lässt …
Moritz schrieb am 7. März 2008:
Meine Sympathien für Schuster sind aufgrund seiner obskuren Aussagen der letzte Wochen deutlich gesunken. Das ist ja schon mourihnosek.
Ein guter Trainer soll nicht verlieren wollen – nicht nicht verlieren können.
Moritz schrieb am 7. März 2008:
„Mourinhoesk“ natürlich, nichts anderes.
Oliver Fritsch schrieb am 8. März 2008:
Aber Mourinho hatte einen Hauch mehr Geist.