Nicht fummeln, Katsche!
von Oliver Fritsch
Christian Eichler singt in der FAZ Hans Georg Schwarzenbeck ein fröhliches Ständchen, der heute sechzig Jahre alt wird. Also die Geschichte des treuen Dieners des großen Künstlers Beckenbauers, der heute ein bescheidenes Dasein als Kioskbetreiber führt. Dabei kommt Eichler auf Schwarzenbecks lichtesten Moment zu sprechen: „Von den beiden ungleichen waschechten Münchnern war es nicht Beckenbauer, sondern Schwarzenbeck, der das wichtigste aller Münchner Tore schoss; und das größte aller Ausputzer-Tore. Heute braucht ein Verteidiger Balltechnik wie ein Mittelfeldmann, muss passen und schießen können, weil er es ist, der den Spielaufbau betreibt. Damals taten das die Spielmacher (oder die Liberos), weil sie noch Platz dazu hatten. Und wenn ein Vorstopper über die Mittellinie ging und ausholte, weil er sonst nichts wusste, dann johlte das Publikum, es erwartete den klassischen Stopper-Schuss: knallhart und meilenweit drüber.“
Doch im Finale der Landesmeister 1974, von dem hier die Rede ist, traf der Stopper Schwarzenbeck gegen Atlético Madrid, und zwar in der 120. Minute zum 1:1-Ausgleich. Das Wiederholungsspiel, das nötig wurde, weil es damals noch kein Elfmeterschießen gab, gewannen die Bayern mit 4:0. An ihrem ersten Europapokalgewinn hat Schwarzenbeck also einen erheblichen Anteil (den wir ihm sicher auch zugestehen würden, wenn er kein Tor geschossen hätte).
Warum nicht immer so?
Was wir noch über den zu Ehrenden zu lesen bekommen: „Sogar zum Schauspieler taugte der Stopper. Er war der Briefträger in ‚Wehe, wenn Schwarzenbeck kommt’ (1979). May Spils, die Regisseurin dieser Komödie, hatte zuvor einen frivolen Filmerfolg gefeiert, an dem er leider noch nicht mitwirkte. Dabei klang der Filmtitel wie die Quintessenz der Vorstopperkarriere von Hans-Georg Katsche Schwarzenbeck, dem Mann, bei dem ballverliebte Mittelstürmer nichts zu lachen hatten: ‚Nicht fummeln, Liebling’.“
Frage an die User: Wer spricht auf dem Clip im Hintergrund? Gerd Müller?
jokus1 schrieb am 3. April 2008:
…und ich war in Brüssel dabei (wie auch Helmut Schön). Es war das erste Fußballspiel überhaupt, das ich in einem Stadion erlebte (dabei hatte ich während einer Geschäftsreise nur Langeweile, nachdem ich den Rückflug nach Genf verpasst hatte).Zunächst war ich etwas ängstlich, da ich im Spanier-Block saß. Die waren dann aber Klasse, teilten ihren Rotwein und Serrano-Schinken mit mir. Nachdem dann der Ausgleich gefallen war, fiel mir ein Spanier weinend um den Hals und ich musste ihn noch trösten – mit der Aussicht auf das Wiederholungsspiel, das ich dann in Genf im Fernsehen sah.
Nixwisser schrieb am 3. April 2008:
Katsche ist für mich ein wirklich Großer und das nicht nur auf dem Platz. Er trägt Karo statt Glitter und im Gegensatz zu vielen viel bekannteren Kollegen überlegt er vorm Sprechen. Das hat zur Folge, daß das Gesagte mit Sinn verhaftet ist. Kein Nachteil. Er wurde damals wie heute unterschätzt. Glückwunsch & Alles Gute nach München!
Nixwisser
Felix Coordes-Mourinho schrieb am 3. April 2008:
Es spricht Sepp Maier ! (glaub ich wenigstens)
Felix Coordes-Mourinho schrieb am 3. April 2008:
Korrektur: Nach nochmaligen Anhören stimme ich doch der Vermutung des Autors zu, dass es sich um Gerd Müller handelt.
ruppI1 schrieb am 3. April 2008:
Im Hintergrund spricht Gerd Müller. Eine kleine Korrektur hätte ich noch. Den ersten Europapokal gewann Bayern 1967, allerdings den der Cupsieger.
Christoph Schröder schrieb am 3. April 2008:
Ja, das war schon irre. Aus 30, 40 Metern draufgehalten. Später sagte er, er habe den Schiedsrichter im Auge gehabt, und sei sicher gewesen, daß dieser abgepfiffen hätte, wenn er nochmals abgespielt hätte. „Das wichtigste aller Münchner Tore“, das ist so hirnlos journalistisch hingeschrieben. Wer will das entscheiden, wenn man gleich die gesamte Vereinsgeschichte in den Blick nimmt? Genauso schwachsinnig die Verhöhnung der Stopper: Es gab immer Vorstopper, die knallhart aus der Distanz schießen und auch treffen konnten.