Noch ne falsche WM-Prognose
von Oliver FritschWas wurde die Fußball-WM nicht mit Heilserwartungen überfrachtet! Wirtschaftsaufschwung, mehr Arbeitsplätze, Deutschlands letzte Chance, den Anschluss an die Welt zurück zu gewinnen. Pustekuchen. Was wurde die WM nicht mit Warnungen versehen! Rassismus, leere Stadien, einstürzende Stadien, Vogelgrippe, biedere Gastgeber, Invasion osteuropäischer Zwangsprostituierten. Doch alle an die Wand gemalten Teufel waren mit dem ersten Pfiff weggewischt.
Auch für die Liebe hatten die Experten mit dem Schlimmsten gerechnet, was man schon daran sieht, dass ihre Vermarkter aus dem Fußballturnier Kapital schlagen wollten: Die Fun Factory, Europas führender Hersteller von Frauen-„Spielzeugen“, und Spezialist für das, nun ja, Seelenleben der Frau, verkaufte exklusive WM-Exemplare – und zwar in „limitierter Auflage“: Der „Gigolo“ erschien in Rasengrün mit Spielfeldmarkierung und Blümchendekor, garniert mit Fußballkrönchen und dem Schriftzug „Worldchampion“. Der „Dolly Dolphin“, bedruckt mit Weltmeisterspielzügen, bot „Torgarantie“. Die Dinger verfügten, der Hersteller vergaß nicht, darauf hinzuweisen, über einen „langlebigen Motor“. Offenbar wurde mit langen Nutzungszeiten gerechnet, sozusagen mit Verlängerung und Elfmeterschießen. Die Prostitution hoffte, so tönte sie, auf einen Boom durch die WM und baute Mega-Puffs, denn die „die Welt“ war ja auch „zu Gast bei Freundinnen“. Weiß noch jemand, was hinter dem Begriff „Verrichtungsbox“ steckt? Und der an der Börse notierte Konzern Beate Uhse ließ mitteilen, die WM werde die Nachfrage nach Erotikfilmen erhöhen, ohne allerdings einen Beleg für diese steile These zu bieten.
Aber siehe da, auch in Sachen Zwischenmenschlichem lagen die Voraussagen weit daneben. Die Pornos blieben im Regal, die Dildos im Nachtschrank, und draußen vor der großen Stadt standen die Nutten sich die Füße platt. Denn es kam anders. Ganz anders. Nach einer Meldung der dpa deute sich nun, fast neun Monate nach der Weltmeisterschaft, in Deutschland ein Babyboom an. „Freunde hatten einen Beamer in der Garage aufgebaut, dazu der Grill – und die WM-Stimmung war da“, schildert eine werdende Mutter aus Nordhessen den plausiblen Grund für die produktive Mischung aus gesteigerter Zeugungsfreudigkeit und erhöhter Empfängnisbereitschaft. Mensch, so einfach scheint unsere demographische Krise zu lösen zu sein. Quasi in der Halbzeit. Ist der Fußball doch nicht der Feind des Geschlechtslebens?
Doch der Bruder der Vaterfreude, liebe deutschen Männer, ist der Vaterzweifel. Wir Journalisten und Fußballfreunde hielten die WM ja ohnehin für eine eher enthaltsame Zeit; auch eine nicht-repräsentative Umfrage im privaten Umfeld ergab bezüglich der Kopulationsfrequenz eher tote Hose. Trau, schau wem! Pater semper incertus! War das Land nicht voller italienischer Touristen? Beckhams, Figos (keine Witze mit diesem Namen!), Pelés? Es kann zudem kein Zufall sein, dass sich just in diesen Tagen das Bundesverfassungsgericht mit Fragen der Spermakonkurrenz befasst.
Aber warten wir lieber, was rauskommt! Vielleicht endet ja alles mit dem Ausruf: Schatz, es ist ein Ball! Das wäre mal eine dolle Heilsgeschichte für unser Fußball-Land.
#5 meiner Kolumne auf rund-magazin.de
Zwei Mega-Puffs sollen entstehen (Hamburger Morgenpost) | Geiler Autosex schrieb am 1. November 2008:
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