Resümee Zwanziger gegen Weinreich
von Oliver FritschBestimmt ein vorläufiges, auf jeden Fall ein langes, doch zunächst zu den jüngsten Entwicklungen:
Theo Zwanziger hat sueddeutsche.de ein Interview gegeben, in dem er erstens erläutert, wie er die die Beanstandungen an der Pressemitteilung des DFB und die Resonanz in den Medien bewerte. Zweitens geht es darum, wieso er die Klage zurückgezogen hat. Drittens beantwortet er erneut die allgemeine Frage, warum er überhaupt juristisch vorging. Gleichzeitig hat DFB-Vizepräsident Rainer Koch E-Mails mit dem Journalisten Stefan Niggemeier getauscht und zum gleichen Sachverhalt Stellung genommen.
Die Aussagen enthalten Widersprüchliches, Zwanziger antwortet auf die Frage nach dem Grund für den Rückzug der Klage:
„Ich habe gesagt, die Sache hat sich erledigt, als mich Rainer Koch auf eine Internetdarstellung von Herrn Weinreich aufmerksam machte, aus der hervorging, dass er mit dem Begriff ‚Demagoge’ nicht das gleiche Verständnis wie ich hatte. Und dies hat dann sein Anwalt uns gegenüber nochmals klargestellt. Damit war für mich der Vorgang beendet.â€
Koch hingegen mailt:
„Der DFB war bemüht, die Auseinandersetzung in einer beide Seiten zufrieden stellenden Weise zu beenden. Das sollte aus Sicht des DFB aber nicht durch ergänzende oder klarstellende Blogeinträge, sondern durch ein persönliches Schreiben von Herrn Weinreich erfolgen.â€
Der Versuch, Weinreich eine Entschuldigung in die Schuhe zu schieben, dürfte misslingen.
Seltsam auch die Antwort Zwanzigers auf die Frage, warum die Pressemitteilung die beiden Instanzen übergeht: „Wir haben nie verschwiegen, dass es einstweilige Verfügungen gab.“ Nein? „Diese Tatsache war doch ohnehin durch die ausführliche Dokumentation von Herrn Weinreich bekannt.“
Niggemeier schließt aus dieser Argumentation:
„Als ein Indiz dafür, wie heillos sich der DFB (…) verstrickt hat, kann man die Widersprüche festhalten, was Blogs angeht: Wenn jemand in einem Blog etwas äußert, das Herr Zwanziger als ehrenrühig ansieht, handelt es sich um eine öffentliche Stellungnahme, gegen die man mit aller Härte vorgehen muss. Wenn jemand in einem Blog mögliche Missverständnisse ausräumt, handelt es sich aber um nicht ernst zu nehmendes Zeug, das jenseits einer ‚Internetcommunity’ niemand zur Kenntnis nimmt?“
Auffällig ist auch eine Stelle, die man als Distanzierung Zwanzigers von der Pressemitteilung lesen kann – nicht vom Inhalt, aber von der Autorschaft:
„Der DFB hat einen Präsidenten, und die Kollegen des DFB halten die Beurteilung, die über mich in dem Blog verfasst wurde, für absolut ungerecht, unabhängig, ob sie von der Meinungsfreiheit gedeckt ist oder nicht. Für dieses Zeichen der Solidarität war und bin ich dankbar.“
Unabhängig von diesen jüngsten Aussagen gibt es einige Aspekte, die es, mit etwas Abstand und abgekühlter Temperatur, neu zu beleuchten gilt, Positionen, die zu prüfen sind, Argumente, die neu gewichtet und Lehren, die beherzigt werden sollten sowie Themen, die man künftig begleiten muss:
1. Die Kritiker sollten sich nicht zu lange an der „Kommunikationsherrschaft“ (Zwanziger) reiben, zumindest das Wort nicht zu genau nehmen. Der Begriff ist bezeichnend, aber nicht verräterisch. Bezeichnend, weil er mangelnde Sensibilität mit Sprache belegt. Verräterisch nicht, denn das neue Politbüro ist der DFB nun auch wieder nicht, will er auch nicht sein. Sagen wir mal so: Funktionäre haben gerne das letzte Wort (eine Eigenschaft, die uns Journalisten, hüstel, nicht unbedingt unbekannt vorkommen sollte).
Herrschaft ist eine, gelinde gesagt, ungeschickte Vokabel, und sie drückt das Gegenteil dessen aus, was Zwanziger mit ihr definieren und erreichen will, nämlich glaubwürdig aufzutreten. Da muss Zwanzigers Redenschreiber noch mal ran. Klar ist daher aber auch: Wer so mit Sprache fuhrwerkt, dem sollte man bei der Deutung von Wörtern misstrauen. Im Fall „Demagoge“ hat das Berliner Kammergericht dies beherzigt. Man muss dabei nicht, wie Zwanziger, an Goebbels denken.
2. Ob man Fußballfunktionäre Demagogen nennen sollte (man könnte auch fragen, ob sie das Zeug zum Demagogen haben), ist zu bezweifeln. Auch deswegen, weil es Polemik ist. In erster Linie aber, weil dieses Etikett selten zutrifft. Ein Demagoge verführt die Massen und bringt sie auf seine Seite. Das muss man in diesem Fall als gescheitert betrachten. Es ist nicht voreilig, in der publizistischen Wertung von einem Sieg Weinreichs zu reden. Die Pressemitteilung des DFB hat ihre beabsichtigte Wirkung verfehlt: argumentativ wurde sie nur ausnahmsweise verwendet. Ich hatte mit besserem Gehorsam der Presse gerechnet.
Das Spiel zwischen Medien und Mächtigen ist ein Kampf um Meinung und Mehrheit; oft werden die Ellenbogen dabei ausgefahren. Und dabei, dies erfahre ich immer wieder (etwa hier), ob auf höchster oder auf unterster Ebene, machen es sich Funktionäre oft zu einfach. Mit Argumenten braucht man vielen nicht kommen, mit Widerspruch auch nicht. Jüngst habe ich den Vortrag eines hochrangigen Verbandsmenschen erlebt, der eher auf die Lautstärke setzte als auf Überzeugung. Nur ein paar Minuten haben gefehlt, und er hätte den Saal leer geredet. Demagogie geht anders.
3. Zwanziger behauptet in dem Interview, es handle sich bei der Zurückweisung der einstweiligen Verfügung nicht um ein juristisches Urteil, denn es habe ja nicht mal eine mündliche Verhandlung gegeben: „Wir hatten einstweilige Verfügungsverfahren. Das sind vorläufige Verfahren, die sich nicht mit dem Gesamtsachverhalt ausreichend beschäftigt haben. Dafür sind Hauptsacheverfahren zuständig, ein Urteil ergeht dann nur nach Klage und einer mündlichen Verhandlung. Folglich haben wir bisher kein Urteil, sondern eine vorläufige Beurteilung.“
In der Tat gilt es, die rechtliche Seite genauer beleuchten als bisher getan. Was ist der Unterschied zwischen einem Richterspruch über eine einstweilige Verfügung oder dem über eine Klage? Aber egal ob Klage oder Verfügung – die juristische Niederlage kann Zwanziger nicht wegreden. Und wie ist das mit Zwanzigers beabsichtigtem Gang in seine Heimat Koblenz? Unüblich ist der „fliegende Gerichtsstand“ nicht, verboten ist er auch nicht. Ob Zwanziger einen Vorteil davon getragen hätte, kann man nicht sagen. Komisch aussehen tat die „Operation Deutsches Eck“ (User Graffiti). Mit fußballjuristischen Auswärtsspielen bin ich, wie Sie vielleicht wissen, nicht unerfahren.
Nachdem ich dies notiere, lese ich auf dem sportmedienblog:
„Wenn man nun mit seinem Begehren auf den Erlass einer einstweiligen Verfügung mit Pauken und Trompeten in zwei Instanzen abblitzt, gibt es zwei mögliche Schlussfolgerungen: Entweder der Rechtsbeistand hat richtig geschlampt (was ich jetzt mal nicht vermute) oder die Erfolgsaussichten im Hauptsacheverfahren sind richtig mies. (…) Warum kann Theo Zwanziger nicht eingestehen, dass er sich in dieser Angelegenheit einfach mal geirrt hat?“
4. Zur Rolle des Gießener Anzeigers: Der Chefredakteur wird vom DFB zitiert, dass er die Berichterstattung seiner Zeitung bedauere, sich sogar entschuldige. Ich habe ihn per Mail gefragt, was genau er bedauert und ob er sich mit seinem Bedauern nicht gegen seine Redaktion stellt? Erhalten habe ich dieselbe Antwort wie Stefan Niggemeier:
„Ich habe nicht unsere Berichterstattung bedauert, sondern dass durch diese ein unzutreffender Eindruck über den Besuch von Herrn Dr. Zwanziger bei unserer gelungenen Podiumsdiskussion entstehen konnte.“
Er bedauert also die Folge der Arbeit seiner Redakteure, die ja nichts anderes als ihren Job gemacht haben. Doch welche Folge? Dass sie zur Wahrheitsfindung beigetragen haben – und das in einem offenbar wichtigen und offenen Rechtsfall? Ich habe ihn auch gefragt, ob er sich in der DFB-Pressemitteilung falsch wiedergegeben fühlt, wozu er ja allen Grund hat (auch erneut durch das Zwanziger-Aussage auf sueddeutsche.de). Keine Antwort.
Ob der vom DFB Instrumentalisierte jetzt sein Bedauern bedauert? Unter der Devise eines jeden Chefredakteurs, nämlich dass er mit Leib und Leben seine Redaktion schützt, stell ich mir was anderes vor. Was anderes als Bedauern über Ärger, den man mit wahrheitsgetreuem Journalismus auslöst. Als Fazit übernehme ich den Gag meines Mitarbeiters G. Gösebrecht: Der Chefredakteur des Gießener Anzeigers erschien in diesem Rennen wie ein scheues Reh im Scheinwerferkegel.
5. Dass Zwanziger in Gießen das verbotene Wort in den Mund genommen hat, könnte, entgegen dem Wirrwarr der jüngsten Verlautbarungen, der wahre Grund dafür sein, die Klage zurückzuziehen. Dass es einen anderen gibt, nämlich Weinreichs vermeintliche Entschuldigung per Anwaltsschreiben, ist unwahrscheinlich. Und dass Zwanziger sich nicht mehr daran erinnern will („Ich glaube nicht, dass ich das gesagt habe“), was er in Gießen von sich gegeben hat, mag glauben, wer seine Hosen mit der Kneifzange anzieht. Dass er anonyme Zeugen in seinem Sinne aufführt, überzeugt wenig. Wer die Vorgeschichte Rechtsstreit nicht kennt (wer liest schon Blogs? in Gießen!), überhört so was schon mal. Man könnte Zwanzigers Argument gegen ihn wenden, nach dem Motto: Das Wort ist so harmlos, dass es dem unvorbereiteten Zuhörer schon mal entgehen kann. Zwanziger baut sogar vor: „Weil ich nicht sicher war, habe ich den Moderator angerufen, weil es ja sein konnte, dass ich einen Menschen verletzt habe. Und das will ich nicht.“ Ein Nein klingt anders.
Auch ich habe den Moderator angerufen. Zwei Mal. Und er fühlt sich tatsächlich nicht verletzt, schwört aber Stein und Bein, dass die bedauerte Berichterstattung des Gießener Anzeigers der Wahrheit entspreche. In meiner Zeitungslektüre der vorigen Woche bin ich übrigens drei Mal auf „Demagogie/demagogisch“ gestoßen; ein Nazi-Vergleich ist dabei nie angestrebt worden. Auf der anderen Seite muss man jedem zugestehen, dass er sich von diesem Wort getroffen fühlt. Letztlich darf man aber einfach mal festhalten, dass es, unabhängig von Gründen, gutzuheißen ist, dass der DFB die Klage fallen lässt.
6. Ich habe mehrfach behauptet, der DFB wolle einen seiner Kritiker einschüchtern. Das entspricht zwar auf den ersten Blick der Intuition, doch wie plausibel ist dieser Vorwurf im Detail? Weinreich befasst sich selten mit dem deutschen Fußball. Seine Schwerpunkte sind Doping, das IOC, die Fifa, der DOSB. In der Klageschrift, die nun zurückgezogen ist, wird Michael Vesper als Zeuge aufgeführt, der Generaldirektor des DOSB. Klingelt’s? Nun, ist ja nur eine Denkrichtung, muss ja kein Komplott dahinter stecken. Aber DOSB-Chef Thomas Bach wird Zwanziger sicher nicht in den Arm gefallen sein.
7. Auch sollte man die Zwanzigers Kandidatur für die Uefa-Exekutive im Auge behalten. Ehrlich gesagt, verstehe ich Zwanzigers Aussage nicht genau, dass er sich dagegen sträube, es aber doch tun müsse. (Was aber nichts heißen muss, dass ich es nicht verstehe.) Nicht zuletzt ist kritisch zu begleiten, wie mit dem Amateurfußball umgesprungen wird. Vermutlich ist es kein Zufall, dass Zwanziger ausgerechnet bei diesem Thema auf dem Gießener Podium wütend geworden ist. Hat da ein getroffener Hund gebellt? Es heißt also, den Mächtigen auf die Finger zu schauen. Eigentlich eine Journalistenbinse, doch im Sport nicht immer die Regel.
Stefan Niggemeier beschreibt nun treffend, wie Zwanziger sein Engagement und seinen Gutmenschenruf dazu gebraucht, um Kritik an ihm abzuwehren:
„Vieles, was sich von ihm und über ihn lesen lässt, spricht dafür, dass sein gesellschaftspolitisches Engagement tatsächlich bemerkens- und preisenswert ist – dass ein DFB-Präsident Schwulenfeindlichkeit im Fußball und überhaupt zum Thema macht, ist ein Beispiel dafür. Aber den Respekt, den er sich damit verdient, verspielt er, wenn er den Eindruck erweckt, dass es ihm gar nicht um die Sache geht, sondern darum, sich mit der Sache zu schmücken.“
Zwanziger wird heute mit dem Preis „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ geehrt.
8. Lassen wir die User zu Wort kommen! Rune schreibt in diesem Blog:
„Es wurde das Gericht bemüht, und das hat dann eine richtige Entscheidung getroffen – zugunsten des kleinen Blogs und zuungunsten des großen DFB. Alles in allem ein Musterbeispiel für eine funktionierenden Rechtstaat, der keine Interessengruppen, sondern nur das Recht kennt. Da ist kein Skandal zu sehen. Die Meinungsfreiheit schützt auch Herrn Zwanziger und der Rechtstaat gibt ihm die Möglichkeit, seine Meinung (die ich nicht verstehen kann, die er aber im Rahmen der Meinungsfreiheit gerne haben darf) zu vertreten, und sich gegen Angriffe zur Wehr zu setzen – selbst dann, wenn Herr Zwanziger Groß und der Blog klein sein sollte. Ein Verband ist nun mal per se Interessenvertreter und nicht zur Objektivität verpflichtet. Ob er sich mit seinem Vorgehen einen Gefallen tut, sei dahingestellt. Vergessen sollte man aber nicht: Auch die Blogs sind einseitig zugespitzt und subjektiv. Es handelt sich also um einen Meinungsaustausch, und der ist im Sinne der Meinungsfreiheit.“
Danke für diese kostenlose Lektion. Ein Hoch auf das anonyme Internet! Rückblickend würde ich manches gelassener schreiben. Es gibt aber manchmal Dinge, da platzt einem der Kragen (sowas hier). Und das Internet hat nun mal auch Live-Charakter – anders als (um das Adjektiv der Süddeutschen zu retournieren) öffentliche Zeitungen. Das hat Vorteile, das hat Nachteile. An den Nachteilen sollten wir Blogger arbeiten, aber das soll im Moment nicht mein Thema sein.
9. Doch eins darf auch Rune nicht übersehen: Nicht abzuschätzen ist natürlich, inwiefern das Vorgehen des DFB Weinreich wirtschaftlichen Schaden zufügen wird. Dass dies Absicht gewesen ist, würde ich an Zwanzigers Stelle („dieser Eindruck darf auf keinen Fall entstehen“) auch nicht zugeben. Sorgen darf sich der freie Journalist in jedem Fall machen, dürfte er schließlich in künftiger Zwanziger-Berichterstattung als Partei gelten. Auch nicht geklärt ist, welche Chancen Weinreich hätte, wenn er gegen den DFB juristisch vorginge und was er dabei gewinnen könnte. Seine Auffassung, dass er schlicht seiner Arbeit nachgekommen ist, ist jedenfalls juristisch verbrieft.
10. Auf sueddeutsche.de gibt’s eine Zusammenfassung der Sache aus Sicht eines Medienredakteurs – mit exklusiven, demagogischen Fritsch-Zitaten. Ich habe auch einige Mails empfangen. Ein Kollege einer großen Zeitung schreibt über das Zwanziger-Interview, ich hätte „Sportmediengeschichte“ geschrieben. Ein zweiter wirft mir „Hybris“, „Schaumschlägerei“ und „verletzte Eitelkeit“ vor. Mindestens einer von beiden übertreibt ein wenig. Besser gefällt mir die Zuschreibung, mein Blog sei der „Ground Zero“ des Konflikts, andere nennen den freistoss ein „Fußballfeuilleton“. Ich weiß sehr wohl, dass „Feuilletonist“ in manchen Journalistenkreisen ein Schimpfwort ist, doch ich will es mal als Kompliment verbuchen.
Weitere Links:
Ich weiß nicht, ob alles klarer ist als vorher. Wer hier zum ersten Mal reinschaut, dem müssen doch die Ohren schlackern. Wer sich also die Chronologie dieses unübersichtlichen Falls vergegenwärtigen möchte, blicke auf die Info-Grafik von sportticker.net, den man lobenswerter Weise einbinden kann:
Auf einen Punkt, der gut dreieinhalb Jahre zurückliegt, ist noch hinzuweisen, damit er nicht wieder vergessen wird: hier und hier.
lateral schrieb am 25. November 2008:
Medientechnisch betrachtet lässt sich eine Tendenz ablesen: Die überregionalen „Großen“ scheuen sich nicht, in ihrer Berichterstattung dem DFB die Stirn zu bieten; der Gießener Anzeiger zieht den Schwanz ein. Wie wäre es mit einer Debatte um Distanz und Ãœberparteilichkeit im Lokalsportjournalismus? Die ist m.E. längst überfällig.
Betrachtet man die Semantik des Streits zwischen Zwanziger und Weinreich, kann man wegen der Äußerungen des Letzteren ein „mit Kanonen auf Spatzen schießen – 1:0“ konstatieren. Leider, und das zeigt der Streit auch, ist die eigentliche Sache aufgrund der übertriebenen Wortwahl – trotz juristischem und letztlich moralischem Sieg Weinreichs – völlig in den Hintergrund geraten. Wer interessiert sich denn jetzt noch dafür, in welchem Zusammenhang der Demagogievorwurf gefallen ist? Ich möchte dem DFB durchaus keinen Vorsatz unterstellen (wer bläst schon eine Blog-Fliege zum Kondor auf, nur um diesen hinterher abzuschießen, bzw. blutig abzugrätschen?), aber im Endeffekt ist das doch der eigentliche Erfolg der Affäre. Kommunikationsherrschaft bedeutet im 21. Jahrhundert eben nicht, zu bestimmen über was geredet wird, sondern wie über eine Sache gesprochen wird.
In diesem Sinne, frohes Formulieren!
Pillenpackung IV | catenaccio schrieb am 25. November 2008:
[…] Oliver Fritsch, der Mann, der eigentlich an allem Schuld ist, war sich nicht zu schade, den ganzen Fall, noch einmal zu resümieren, in gewohnt sachlicher Manier. […]
rmartens schrieb am 25. November 2008:
Völlig verrückt und verdreht finde ich Zwanzigers Satz: „Wir haben nie verschwiegen, dass es einstweilige Verfügungen gab.“ Tatsache ist bekanntlich: Es gab keine. Zwanziger hat zweimal versucht, eine zu erwirken, und es ist ihm nicht gelungen. Und dann sein Kleinreden der einstweiligen Verfügungsverfahren im allgemeinen: „Das sind vorläufige Verfahren, die sich nicht mit dem Gesamtsachverhalt ausreichend beschäftigt haben. Dafür sind Hauptsacheverfahren zuständig.“ Gewiss, es gibt komplexe Sachverhalte, die erst in einem Hauptverfahren vollständig gewürdigt werden können, aber erstens ist diese Causa überhaupt nicht komplex, und zweitens ist der Eindruck, dass sich die Richter in einstweiligen Verfügungsverfahren grundsätzlich kurz und oberflächlich mit einer Sache beschäftigen, irreführend – um das Mindeste zu sagen. Des weiteren hätte es Zwanziger, wenn er denn von Verfügungsverfahren generell nix hält, auch sofort in ein Hauptsacheverfahren einsteigen können. Möglich wäre es auch gewesen, nach dem Scheitern des ersten Verfügungsverfahrens darauf zu verzichten, in die nächste Instanz zu gehen, und statt dessen das Hauptsacheverfahren in Angriff zu nehmen.
http://dominikbertrams.blogspot.com/2008/11/ttlichkeit.html schrieb am 25. November 2008:
Wer auf dem Fußballfeld eine Tätlichkeit begeht, fliegt zurecht mit Rot vom Platz. Wer als Fußball-Funktionär eine Tätlichkeit begeht, hat jedoch wohl keine Konsequenzen zu befürchten. […]
McP schrieb am 26. November 2008:
„Der Gießener Anzeiger erschien in diesem Rennen wie ein scheues Reh im Schweinwerferkegel.“ (Ist das erste „w“ im letzten Wort des Zitats beabsichtigt? Vermutlich nicht.)
Das Bild ist schon sehr treffend. Ich kann die spätere Reaktion des Gießener Anzeigers verstehen. Man war Mitveranstalter und somit auch stolzer Gastgeber von u.a. Theo Zwanziger. Die eigene Berichterstattung hat dann Zwanziger auf persönlicher Ebene Probleme bereitet. Das war sicher nicht beabsichtigt. Wäre die Vorgeschichte bekannt gewesen, hätte man vermutlich anders formuliert.
Oliver Fritsch schrieb am 26. November 2008:
Danke, McP, habs verbessert
Johannes schrieb am 26. November 2008:
Es steht 3:0 :
http://jensweinreich.de/?p=2028
Ãœber diesen Fall kann man jetzt schon ein Buch schreiben.
Wunderschön auch der Fehler des Landgerichts Berlin, daß es – vermutlich in der Eile – tatsächlich geschafft hat, aus dem „unglaublichen“ einen „unglaubwürdigen“ Demagogen zu machen.
Ein Fall für § 319 ZPO (Berichtigung von Schreibfehler, Rechnungsfehlern und ähnliche offenbare Unrichtigkeiten)? Oder steckte der Fehler schon in der Antragsschrift von Weinreichs Anwälten? Man weiß es nicht.
Ring frei zur nächsten Runde.
Oliver Fritsch schrieb am 26. November 2008:
@Johannes: Schon gesehen, danke. Wer weiß, wie es weitergeht.
@lateral: Um das noch mal klarzustellen: An die Sportredaktion des Gießener Anzeigers ist meine Spitze nicht gerichtet. Die haben alles richtig gemacht.
Florian Siedschlag schrieb am 26. November 2008:
Dann steckt Theo auch bei 0-3 nicht auf und drängt jetzt auf den Anschlusstreffer?
http://www.dfb.de/index.php?id=500014&no_cache=1&tx_dfbnews_pi1%5BshowUid%5D=16520&cHash=3e0587f2fc
Florian Siedschlag schrieb am 26. November 2008:
Ach diese blöden DFB-Links immer… *seufz* Naja, ihr wisst ja eh, was gemeint ist.
Günther Seeler schrieb am 26. November 2008:
kann man nicht wieder zum alltag übergehen? ich vermisse ein update beim indirekten freistoß…
man hat dem dfb grenzen aufgezeigt… soweit so gut… aber wie wärs jetzt mal wieder mit dem Alltagsgeschehen?
Schwarz-Weiß schrieb am 26. November 2008:
Bin auch der Meinung: Ich hätte gerne mal wieder regelmässiger Fußballmeldungen beim indirekten freistoss.
Oliver Fritsch schrieb am 27. November 2008:
Ja, ja, es gibt ja wieder mehr Stoff im indirekten. Mir fehlt halt momentan die Zeit zu mehr. Aber bitte kommt mir jetzt nicht mit der Leier, die Zwanziger-Story sei irrelevant. Oder gar langweilig?
Frankfurt die Macht schrieb am 27. November 2008:
Weder irrelevant und (sie war) schon gar nicht langweilig. Nur mittlerweile ein bisschen zu wichtig.
Kraelinho schrieb am 27. November 2008:
Es geht weiter…
Zwanziger zieht seinen letzten Joker und strebt ein Hauptsacheverfahren an. (PM vom 26.11.08 auf der DFB Site)
@Oliver: Das Thema bloß weiter behandeln, da der Verlauf, der Gegenstand und das Ergebnis „DFB vs. Weinreich“ auch weietergehende Konsequenzen für das Mediensystem besitzt.
Oliver Fritsch schrieb am 27. November 2008:
Ich muss sagen, ich sehe mich in der Sache eher als Reagierenden. Natürlich ist eine Re-Aktion auch eine Aktion, aber es gibt auch sowas wie Chronistenpflicht.
Aber was rede ich? Der Fall ist natürlich wichtig. Was ich jedoch sagen kann: Wenn nicht ständig irgendwas neues passieren würde (sprich: der DFB wild um sich schlagen würde), wäre die Sache auch hier schon längst abgehakt.
Nixwisser schrieb am 27. November 2008:
Ich habe eben auf Weinreichs Page über die Klageerhebung des DFB gelesen. Jede künftige Kampagne in der der DFB das Wort Fairness in den Mund nimmt, ist nur noch pure Heuchelei. Merken die Herren in Frankfurt denn nicht, daß Sie sich selbst die Hose bis auf die Knöchel runter ziehen. Was für ein unwürdiges Schauspiel. Zwanziger ist eine einzige Enttäuschung und die Kraftausdrücke, die einem hierzu einfallen werden besser nicht geschrieben (sonst werde ich wahrscheinlich vom DFB erschossen).
Nixwisser
nona schrieb am 27. November 2008:
@Oliver:
Das ist jetzt eigentlich eine Antwort zu Deiner Wortmeldung bei Stefan – re: Chronistenpflicht; ich erwarte eigentlich ebenfalls, bei den „üblichen verdächtigen Blogs“ zum Thema auch weiterhin auf dem Laufenden gehalten zu werden. Also bitte dranbleiben.
(Und das gehört hier jetzt wirklich nicht hin: ich hab‘ mir für meinen Feed-Reader zwischenzeitlich einen kleinen Fussball als Favicon für dieses Blog gebastelt. Kommt richtig gut. Nur so als Anregung.)
juwie schrieb am 27. November 2008:
Ist zwar in gewisser Weise OT:
Seit wann hat der direkte-freistoss denn den netten Untertitel? 😉
Oliver schrieb am 27. November 2008:
Vorgestern – und schon steht es in der SZ:
http://www.sueddeutsche.de/sport/601/449330/text/
Andere Ideen?
Freediver schrieb am 27. November 2008:
Ich finde das ganze einfach peinlich. Ein seriöser Journalist sorgt für einwandfreie Berichterstattung und sollte keinesfalls mit gespaltener Zunge sprechen. Die missverständliche Äußerung in einem Pressebericht bzw. Blog mit einem vermeidlich doppelten Sinn ist unprofessionell. Gerade wenn man auf seriöse und professionelle Berichterstattung wert legt darf man sich ein solchen Fehler nicht erlauben. Eine einheitliche Klarstellung sollte eigentlich nicht schwer sein, und in dieser Situation ist es auch angebracht. Wenn Herr Weinreich seine Reputation gefährdet sieht, dann doch wohl eher durch die provozierte Schlammschlacht anstatt einer seriösen Aufarbeitung der Thematik. Sicherlich ist die Reaktion des DFB keinesfalls zu begrüßen, doch insgesamt betrachtet ist ein direkter „Angriff“ auf den DFB-Präsidenten in seiner Funktion zugleich ein Angriff auf den DFB. Das sich der DFB somit mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr setzt ist doch verständlich.
Oliver schrieb am 27. November 2008:
Was soll er klarstellen, Freediver? Was meinen Sie mit gespaltener Zunge?
Ingrid schrieb am 28. November 2008:
Ich dachte, das ganze Thema wäre jetzt erledigt…
Da schaue ich kurz nach Mitternacht auf http://www.dfb.de, weil ich den Rest des Spiels der U20-Damen in Chile gesehen hatte und ein paar Infos zur WM haben wollte und was sehe ich auf der Startseite…?
Ein Foto von Dr. Zwanziger und den Text:
Zwanziger klagt gegen Diffamierung
Der DFB-Präsident wird gegen Journalist Jens Weinreich im Hauptsacheverfahren Klage erheben.
Verlinkt ist eine News vom 26.11.2008 17:07
Unter der News Links zu
Interview von Dr. Zwanziger im Magazin „Der Spiegel“
SZ-Interview
Direkter Freistoß
Antwort DJV+VDS
Dann will ich mal hier oben anfangen, was es noch zu lesen gibt.
Der DFB (zuständig für die 4. Liga) wird mir aus ganz anderen Gründen immer unsympathischer:
Setzen die doch ein ausgefallenes Spiel vom letzten Wochenende für Mittwoch dieser Woche um 14 Uhr, ein anderes nächstes Woche, auch um 14 Uhr (weil kein ausreichendes Flutlicht vorhanden ist).
Es dann auch ca. 100 Zuschauer bei dem Spiel. Und die Fernsehgelder sollen auch gekürzt werden und der 3. Liga zukommen, weil die ja mehr im Fernsehen ist. Aber die 4. Liga hat viele gleiche Auflagen zu erfüllen.
Der DFB will nur noch Topvereine nach „oben“ kommen lassen…
Gehort hier zwar nicht her, musste ich einfach mal sagen.
Ingrid schrieb am 28. November 2008:
ERgänzung: es geht nicht darum, dass die Spiele um 14 Uhr sind (wäre ja am Wochenende ok) sondern um 14 Uhr mittwochs. Das hatte ich beim 2. Spiel vergessen (hatte Altona 93 am letzten Wochenende mit vielen Gästefans aus Magdeburg gerechnet) kommen mittwochs sicher wesentlich weniger. Aber krasse Einnahmeausfälle interessierten den DFB nicht.
Blog für den kritischen Fußballfreund | direkter-freistoss.de » Theo Zwanziger schließt seinen Rücktritt ein schrieb am 8. Dezember 2008:
[…] habe. Ein paar Tage später jedoch hat er das verbotene Wort offenbar selbst in den Mund genommen. Hier finden Sie mein vorläufiges und inzwischen längst überholtes Resümee der Story. Hier kann man […]
mein-parteibuch.com » Kein Scher(t)z - Theo Zwanziger erwägt Rücktritt schrieb am 8. Dezember 2008:
[…] Zeitung kommt, demzufolge Theo Zwanziger angeblich “demagogische Fragen” beklagte, sei dahingestellt, aber geschickt war der Auftritt sicher […]
Claus Carstensen schrieb am 11. Dezember 2008:
Hier warnt Egidius Braun vor den Ãœbernahmeversuchen des Kapitals auf den Fussball, aus dem ARD-Adventskalender
http://sport.ard.de/sp/allgemein/adventskalender2008/adventskalender_06_video_braun.jsp
Blog für den kritischen Fußballfreund | direkter-freistoss.de » Zwanziger verkalkuliert sich mit Rücktrittsdrohung schrieb am 30. Januar 2009:
[…] Resümee Zwanziger gegen Weinreich […]