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Obwohl Jürgen Röber bei Borussia Dortmund heute Platz gemacht hat für den dritten BVB-Trainer der Saison, wage ich einmal die Prophezeiung, dass es der Klub nicht mehr schafft, der KSV Holstein Kiel der Bundesliga zu werden. Beim nördlichsten Regionallligaklub sitzt in dieser Saison nämlich mittlerweile schon der vierte Trainer auf der Bank (nach Frank Neubarth, Interimscoach Klaus Thomforde und Stefan Böger jetzt Peter Vollmann). Die beiden Ex-Deutschen Meister (ist bei Holstein schon 95 Jahre her) ähneln sich derzeit nicht nur, was den Trainerverschleiß betrifft. Wie für die Dortrmunder kam es auch für die Kieler unerwartet, dass sie in den Abstiegskampf verwickelt wurden. Holstein ging mit dem höchsten Etat aller RL-Nord-Klubs in die Saison, und anfangs konnte man sich auch noch über die Teilrenovierung des bis dato atmosphärearmen Stadions freuen. Statt Kiel kämpfen nun elf andere Klubs um den Aufstieg, und hier kann man wieder einen Schlenker zur 1. Liga machen: Der Kampf um die Aufstiegsplätze in der RL Nord ist mindestens so aufgerend wie in der Top-Liga der gegen den Abstieg: Zwischen den Plätzen 3 (berechtigt zum Aufstieg, weil davor die Zweite des HSV steht) und 13 liegen nur drei Punkte Unterschied. Gedämpft wird die Spannung – und das sage ich trotz meiner Zuneigung zum FC St. Pauli, der noch um den Aufstieg mitwurschtelt – allein dadurch, dass die Liga, nicht nur ausgeglichen, sondern ausgeglichen schwach ist.

René Martens Italienische Idee

von René Martens

Für die gerade viel gepriesene Finte des Nürnberger Trainers Hans Meyer, eigens für das Elfmeterschießens den zweiten Torwart einzuwechseln, gibt es zumindest ein Vorbild: Mitte der 90er-Jahre wechselte der Coach des italienischen Drittligisten Castel di Sangrio im alles entscheidenen Aufstiegsspiel gegen Ascoli seinen zweiten Keeper – mit Erfolg. Die Entscheidung war noch ungewöhnlicherElmeter von Rene Martens als die Meyers, denn der Ersatzkeeper hatte nicht, wie Nürnbergs Daniel Klewer, erst kurz zuvor seine Qualitäten als Elfmeterkiller bewiesen, sondern zwei Jahre lang gar nicht gespielt. Nachzulesen in Joe McGinniss‘ Buch „Das Wunder von Castel di Sangrio. Ein italienisches Fußballmärchen“. Siehe auch Seite 51 in dem Buch Elfmeter

René Martens Von Jubelbildern und Vorahnungen

von René Martens

Der älteste Fußballverein Österreichs spielt heute in der 3. Liga: Seit 2000 versucht der First Vienna Football Club, in den Profifußball zurückzukehren, und einen dieser Versuche dokumentiert der Film „Es geht sich immer nicht aus“ von Fred Lachinger, Jonas Müller und Thomas Tesar, den ich in der gerade erschienen März-Ausgabe von Rund besprochen habe (www.rund-magazin.de). An dieser Stelle sei näher eingegangen auf einige Passagen, die mir vor allem deshalb aufgefallen sind, weil ich solche Elemente in der alltäglichen TV-Fußballberichterstattung vermisse: Bilder jubelnder Vienna-Anhänger, die direkt aus dem Fanblock stammen, sowie ebenfalls dort entstandene Tonaufnahmen, auf denen dieses kollektive Raunen zu hören ist, das einsetzt, wenn sich ein Gegentor anbahnt; diese Vorahnung des Unheils, gemischt mit dem Wunsch, das Unvermeidliche möge vielleicht doch nicht geschehen. Solche atmosphärischen Eindrücke, meinetwegen auch: Emotionen, um mal dieses Modewort zu verwenden – sie sind ein wesentlicher Teil des Stadionerlebnisses Fußball, aber das Fernsehen ist in der Regel nicht in der Lage, all dies mit seinem so genannten Produkt zu vermitteln. TV-Manager würden auf derartige Kritik entgegnen, das Geld reiche für Kameras in den Fanblöcken nicht aus, andere Kamerapositionen seien schließlich wichtiger. Oder: Die journalistische Distanz würde es verbieten, die Perspektive einer Fangruppe einzunehmen. Irgendetwas mit Sicherheit bekäme man wohl auch zu hören. „Es geht sich immer nicht aus“ ist als DVD übrigens erhältich über www.gauchecaviar.at, Kinotermine sind, zumal in Deutschland, selten.

René Martens Keine EM-Bilder?

von René Martens

Es ist jetzt schon rundzweieinhalb Wochen her, dass sich Nikolaus Brender, der Chefredakteur des ZDF, bei einer Veranstaltung seines Senders sehr besorgt gab. Und dennoch scheint bisher nichts passiert zu sein, was seine Sorgern hätte mildern können. Die EM 2008 in der Schweiz und Österreich, sagte Brender bei jenem Termin, gerate „produktionell in Gefahr“, weil noch kein hiesiger Sender mit dem Rechtemakler Sportfive eine Vereinbarung getroffen habe. Brender sagte, man müsse ja bedenken, dass der Aufbau der für die Übertragungen notwendigen Infrastruktur aufwändiger sei als sonst, schließlich finde das Turnier in zwei Ländern statt. Gewiss, Brender versucht so öffentlichen Druck auf Sportfive auszuüben. Auf dass die Rechtehändler endlich mit dem Preis runtergehen. Andererseits: So ganz falsch liegt der ranghöchste ZDF-Journalist nicht mit seiner Äußerung, es sei jetzt „höchste Eisenbahn“ für eine Einigung. So viel Zeit wie vor der WM 2006 werden die Sender, welche auch immer es sein werden, nämlich nicht haben: Mit den Vorbereitungen auf die WM 06 hatten ZDF und ARD zwei Jahre vor dem Start des Turniers begonnen.

René Martens Nur für Top-Verdiener

von René Martens

Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass ich selten Eurosport einschalte. Das könnte, wie ich jetzt weiß, damit zu tun haben, dass ich meinen Weg in die europäische Business-Elite noch vor mir habe. Auf die Sprünge half mir eine Pressemitteilung des Senders, die sich auf eine aktuelle Marktforschungsstudie bezieht. Unter der Ãœberschrift „Eurosport bleibt Leitmedium der Topverdiener in Europa“ heißt es: „Zum elften Mal in Folge ist Eurosport der meist gesehene Sender bei den 20 Prozent der Europäer, die über das höchste Nettoeinkommen verfügen (…) Die aktuelle Studie beweist einmal mehr, dass Sport auch künftig das beste Umfeld ist, um die europäische Business-Elite zu erreichen.“ Womit wir bei einem anderen Medium für Top-Verdiener wären: Vanity Fair. Wie steht es bei dem am Mittwoch neu auf den deutschen Markt gekommenen Wochenblatt um die Sportberichterstattung? Im Impressum ist kein Sportressort ausgewiesen – das fängt ja schon mal nicht so gut an. Beim Stern, gegen den Vanity Fair anzutreten gedenkt, gibt es immerhin vier Sportredakteure – was nicht heißt, dass ich hiermit ein Lob für die Sportberichterstattung der Illustrierten aus Hamburg andeuten möchte. Der einzige VF-Sporttext steht im Ressort „Leute“: ein Interview mit der Schwimmerin Britta Steffen, geführt von Oliver Wurm, dem Ex-Chefredakteur des Magazins Player. Wurm wanderte dort ab, als der Umbau des Fachblatts für „Fußball, People, Style“ (ursprünglicher Untertitel) zur soundsovielten Alte-Jungs-Zeitschrift (neuer Untertitel: „Das wahre Leben. Für Männer“) beschlossen wurde.

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